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Orchester Kammerphilharmonie bleibt erhalten

Nach langem Zittern können in Schönebeck die Musiker, Mitarbeiter und Freunde der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie endlich aufatmen.

Von Emily Engels 07.12.2018, 05:00

Schönebeck/Bernburg l Bis zum Beginn der Kreistagssitzung kämpfte das Orchester um seinen Erhalt. Und zwar mit den eher friedlichen Waffen, die man als Orchestermitglied eben so hat. Und in einer Sprache, die die Instrumentalisten, die aus mehr als zwölf unterschiedlichen Ländern kommen, alle so fließend sprechen, wie ihre Muttersprache: der Musik. Das Orchester spielte von oben – von der Zuschauertribüne des Sitzungssaals in Bernburg – für die Kreistagsmitglieder.

„Ihnen ist sicher nicht verborgen geblieben, dass viele Vertreter der Kammerphilharmonie zum Kreistag hergekommen sind“, sagte deshalb auch Landrat Markus Bauer (SPD). Er sprach vor der Abstimmung über die Zukunft des Orchesters von der schwierigen Aufgabe, die die Kreistagsmitglieder heute haben: „Kultur kostet natürlich Geld. Aber Kultur muss uns auch dringend erhalten bleiben. Denn sie ist ein wertvoller Schatz.“

Johann Hauser sagte ergänzend dazu: „Ich pflege eine tiefe Verbundenheit zur Kammerphilharmonie seit 1994. Die Höhen und Tiefen sind einfach unsäglich“, sagte er und spielte unter anderem auch auf 2004 im damaligen Landkreis Schönebeck an, als das Orchester schon einmal knapp vor der Auflösung stand.

„Seitdem ist der Klangkörper immer am Rande des Existenzminimums. Das muss aufhören!“, appellierte er.

Bei all dem Lob ließ es sich Thomas Gruschka (CDU-Fraktion) nicht nehmen, erneut – wie schon im Haushalts- und Finanzausschuss – den Wirtschaftsplan des Orchesters scharf zu kritisieren.

Die Erhöhung der Umsatzerlöse durch die um zwei Euro teureren Eintrittspreise seien nicht im Wirtschaftsplan dargestellt, bemängelte er. „Wir erwarten, dass der Haushaltsplan überarbeitet wird.“

Geschäftsführerin Anita Bader hatte bereits im Finanzausschuss erklärt, dass man sich einen gewissen Puffer erlauben müsse, da man vor allem beim Schönebecker Operettensommer immer mit bis zu zwei Aufführungen rechnen müsse, die wetterbedingt ausfallen.

Doch auch Gerald Horst Bieling (CDU-Fraktion) ließ nicht locker. „In den Plan müssen diese Erlöse mit rein. Das hat nichts mit kaufmännischer Vorsicht zu tun“, fand er.

Landrat Markus Bauer (SPD) sagte daraufhin: „Ich nehme den Hinweis ernst und auch mit. Wir werden dann im Haushalts- und Finanzausschuss regelmäßig informieren.“

Auf die Worte des Landrates folgte eine weitere Bekräftigung von Ulrike Selisko (SPD-Fraktion): „Die SPD wird auf jeden Fall für den Theatervertrag stimmen“, sagte sie. „Wir haben uns bisher immer auf die Orchesterverwaltung verlassen können.“ Hier zu sparen, das passiere wirklich am falschen Fleck. „Deshalb finde ich die Diskussion um Begehrlichkeiten gerade auch nicht so angebracht“, so ihre Meinung.

Und auch Reinhard Luckner (Fraktion Die Linke) bekräftigte: „Musik verbindet, wir freuen uns deshalb, wenn für den Theatervertrag gestimmt wird.“

Das war dann auch der Fall: Es wurde mit einer großen Mehrheit für die zweite Version des Theatervertrages gestimmt. Übrigens bekannten sich hier auch die meisten Mitglieder der CDU-Fraktion für das Orchester. Doch auch die einzige Gegenstimme und ein paar Enthaltungen kamen von Seiten der CDU-Fraktion.

Die zweite Version des Theatervertrages sieht eine jährliche Steigerung der Fördersumme vor. So ist das Land mit einer Erhöhung der Grundförderung von fünf Prozent dabei (423.500 Euro). Diese Summe erhöht sich jährlich um vier Prozent – 2023 gibt das Land dem Orchester dann schon 500.500 Euro.

Und auch der Salzlandkreis wird das Orchester ab 2019 mit einer jährlich steigenden Summe fördern. So kommen 2019 vom Kreis 808.700 Euro, 2023 sind es schon 885.700 Euro.

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie erwirtschaftet ein Viertel bis ein Drittel seiner Einnahmen aus eigener Kraft. Dass das vergleichsweise zu anderen Orchestren sehr gut ist, betonte Dezernentin Petra Czuratis im Kreistag erneut.

Die meisten Einnahmen erzielt das Orchester während des Schönebecker Operettensommers. Hier steigen die Einnahmen seit 2013 stetig.