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Schließung Die Kita im Ort

Ostelbien wird bald eine Kita weniger haben. Ein Umstand, der einige Schönebecker Stadträte bedrückt.

Von Heike Liensdorf 20.05.2019, 04:00

Schönebeck l Eigentlich ist alles geklärt: Die Arbeiterwohlfahrt als Träger der Kita Storchennest in Grünewalde hat beschlossen, in die Kita Schillergarten umzuziehen, wenn diese fertig ist. Aus Platzgründen und aufgrund des hohen Sanierungsbedarfes – Erzieher und Kinder leben seit gut 20 Jahren mit dem Provisorium Container.

Und eigentlich auch nicht. Denn die anstehende Schließung der ostelbischen Kita bewegt die Gemüter noch immer. Vor allem die Stadträte aus diesem Teil Schönebecks appellieren immer wieder an die Verwaltung, die Auslastung im Blick zu haben und eine neue Kita nicht auszuschließen, wie jüngst wieder im Stadtrat.

So auch Ralf Schneckenhaus (Linke). „Die Machbarkeitsstudie sollte einst belegen, dass in Ostelbien – speziell in Elbenau/Grünewalde – weiterhin Kitas vorgehalten werden müssen. Die Verwaltung hat Gründe gefunden, um das Argument zu entkräften“, so der Stadtrat aus Pretzien zum Verweis auf freie Plätze. Die aktuellen Zahlen aber würden zeigen, dass Kitas an der oberen Kante gefahren werden: In den ostelbischen Einrichtungen gebe es in Krippe oder Kindergarten eine Auslastung über 100 Prozent. „Machen Sie das mit Ihrem Auto auch so“, fragte Ralf Schneckenhaus. Für ihn ist klar: „Daraus resultiert der hohe Krankenstand unserer Erzieher. Sie arbeiten auf Anschlag. Aber damit werden wir unseren Kindern nicht gerecht.“ Die Ranieser Einrichtung sei von der Stadtverwaltung tot geschrieben worden. Ein freier Träger hat „Knud Sonnenschein“ übernommen, nun gebe es in der Krippe sogar ein Kind mehr die Platzzahl vorsieht.

„Das kann ich so nicht stehen lassen“, meldete Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) Widerspruch an. Es werde nicht auf Verschleiß gefahren. Eine zeitweise Überbelegung sei normal und mit der Fachaufsicht abgestimmt. Für eine neue Kita sei der Bedarf einfach nicht da – auch da die Kita Felgeleben nun mehr Plätze vorhält und die Kita Schillergarten gebaut wird. Man werde den weiteren Bedarf aber im Blick behalten.

Eine Bürgerversammlung in Elbenau vor gut 20 Jahren brachte in diesem Zusammenhang Mark Kowolik an. Bei dieser sei verkündet worden, dass die Kita Elbenau geschlossen wird – aber die Kita Grünewalde solle bleiben, hieß es. „Viele Eltern sind bewusst dort hingezogen, weil sie so kurze Wege nach Magdeburg zur Arbeit haben“, ist der fraktionslose Stadtrat überzeugt. Nun sei die Botschaft: Wohnen in Grünewalde, aber arbeiten, Kinder betreuen lassen und einkaufen woanders. Elbenau und Grünewalde müssten attraktiv bleiben – das jetzt sei der falsche Weg.

Wieder meldete sich Bert Knoblauch. Das sei keine Entscheidung gegen Elbenau und Grünewalde. „Wir schließen doch nicht aus, dass dort bei Bedarf eine Kita hinkommt“, so der Stadtchef. „Doch wir als Stadt sehen keinen Bedarf und haben keine Investmittel.“

„Ich werde weiter dafür kämpfen, auch wenn es momentan schlecht aussieht“, betonte Stadträtin Marlis Ekrutt aus Grünewalde. Die Kita Storchennest gebe es seit mehr als 60 Jahren. Sie ärgert sich, dass die Awo als Träger dort nun aussteigt und sich von der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft, die die Kita Schillergarten baut, hat „locken lassen“. Im Stadtrat verlas sie einen Brief der siebenjährigen Leah Apelt aus Grünewalde. Sie bittet, dass weiter gekämpft werde, dass die Kita dort bleibt.

Thoralf Winkler (Bündnis 90/Die Grünen) erinnerte daran, dass in Grünewalde Teile der Kleingartenanlage zurückgebaut würden und dass somit Bauplatz für eine Kita entstehe. Er vermisse in der Vorlage der Verwaltung das Aufführen dieser Perspektive, sagte der Stadtrat aus Elbenau. Das wäre ja eine Option, wenn dann der Bedarf da sein sollte.