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Paulstrasse Eigentümer geht auf Garagennutzer zu

Neuer Eigentümer von 150 Garagen in Schönebeck möchte eine Lösung für die ehemaligen Pächter finden.

Von Jan Iven 27.02.2020, 07:04

Schönebeck l Im Streit um eine mögliche Sanierung des alten Garagenhofes an der Paulstraße will der neue Eigentümer auf die bisherigen Nutzer zugehen. „Die vorgeschlagene Beteiligung von 3000 Euro pro Pächter an den Sanierungskosten war nur eine mögliche Option. Das hat sich aber erledigt, weil die Leute das nicht wollen“, sagte Sebastian Tyll, neuer Besitzer der rund 150 Garagen. „Ich bin ein friedlicher Mensch und möchte gern eine gemeinsame Lösung finden.“

Mehrere Nutzer hatten sich verärgert an die Volksstimme gewandt, weil sie aufgefordert worden waren, die Summe von 3000 Euro an den Käufer zu überweisen, wenn sie die Garage weiter pachten wollen. Der neue Eigentümer hatte angekündigt, auf den alten Hof die „besten und sichersten Garagen in ganz Schönebeck“ anzubieten. Das war vielen Pächtern suspekt. Vor allem wollten sie nicht so viel Geld an ein Privatkonto überweisen.

Und so hat keiner der Nutzer die 3000 Euro überwiesen, um die Garage weiter für rund 80 Euro im Jahr pachten zu können. Daher hat der Eigentümer angeboten, dass die Nutzer die Garagen mieten könnten. Mittlerweile ist er bei der Miete auf 40 Euro im Monat runtergegangen und erlässt noch fünf Euro, wenn die Mieter sich beim Lastschriftverfahren anmelden, um Kosten zu sparen. Ursprünglich hatte der Eigentümer eine Miete von 50 Euro gefordert. Eine umfangreiche Sanierung, wie zunächst angedacht, sei nun allerdings nicht mehr möglich, so der Eigentümer. „Die Investition wird sich wohl erst in 20 Jahren rentieren“, sagte er. Dennoch soll es einen Hausmeisterservice geben, der das Gelände sauber hält. Auch die Wände sollen gestrichen werden.

Nach Angaben von Sebastian Tyll hat bisher etwa ein Drittel der rund 150 Pächter einen neuen Mietvertrag für die Garagen mit ihm unterschrieben. Einige hätten sich über seine Briefe beschwert und bereits gekündigt. „Die anderen haben sich bisher überhaupt nicht bei mir gemeldet. Das ist schon ziemlich bedauerlich“, sagte er. Da er keine Rückmeldung habe, wisse er auch nicht, wie es nun weitergehen soll. Das Angebot für die Miete bestehe auf jeden Fall weiter.

Eine Entschädigung für die Garagen kann es für die Pächter jedoch nicht mehr geben „Die Fristen dafür sind seit Jahren abgelaufen. Sonst hätte ich das Grundstück gar nicht kaufen können“, so Tyll. Derzeit gebe es viele Nachfragen nach einer möglichen Ablöse. Da sei aber nichts zu machen. Nach dem alten DDR-Recht gehörten die Garagen den Pächtern, das Grundstück aber der städtischen Wohnungsbau GmbH (SWB). Inzwischen ist das Eigentum an den Gebäuden auf den Grundstückseigner übergegangen. Somit werden die Pächter nun enteignet. Zumindest einige von ihnen haben schon geäußert, dass sie ihre enteigneten Garagen nun nicht Mieten wollen und sich lieber eine andere Garage suchen. Eine Pächterin hatte sich daher auch enttäuscht über die SWB gezeigt, dass das Grundstück im November überhaupt an den neuen Eigentümer verkauft worden war. Die SWB war nach eigenen Angaben mit den Einnahmen auch nicht in der Lage gewesen, die sanierungsbedürftigen Garagen wieder auf Vordermann zu bringen.

Der neue Eigentümer versicherte, dass er auch keine anderweitigen Pläne mit dem Grundstück habe und sich daher mit den Nutzern einigen möchte. „Der Boden ist belastet, deswegen kann man dort nicht einfach bauen“, so Tyll.

Der Garagenverein Paulstraße, der die Interessen der Nutzer vertritt, will nun juristisch gegen die Umwandlung des alten Pachtverhältnisses vorgehen. Dafür reicht der Verein Formblätter für einen Widerspruch gegen die Kündigung des Pachtvertrages aus.