Personennahverkehr Ein Linienbus in Salze

Nach langwierigen Befragungen der Schönebecker Bevölkerung hat die KVG im Stadtverkehr die Linien 130A und 130B neu gestaltet.

Von Enrico Joo 16.07.2020, 01:01

Schönebeck l Gibt es in Schönebeck eigentlich einen öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen? Eine Umfrage unter Schönebeckern würde wohl ernüchternd ausfallen. In den Köpfen ist dieser quasi nicht existent, obwohl es zwei Stadtlinien gibt. „Bisher war Schönebeck ein fahrgastloser Verkehr“, muss Bill Bank, Leiter Verkehrsplanung, Marketing und Tarif bei der Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH (KVG) festhalten. Die KVG betreibt den öffentlichen Personennahverkehr im gesamten Salzlandkreis. „Der Schönebecker Stadtverkehr hat uns lange beschäftigt, es gab intensivste Abstimmungen“, so Bank.

Dazu wurde die Bevölkerung einbezogen. Anfang 2019 gab es Hauswurfsendungen bei den Schönebeckern. Sie sollten Hinweise und Fragen an die KVG notieren. Über 700 Haushalte hatten Rückmeldungen abgegeben. „Fazit war: Die Schönebecker wollen zum Elbufer, nach Salze und in die Stadt“, sagt Bank.

Also setzte sich die KVG hin und dröselte die Linien auf. „Das war auch für uns manchmal schwer zu verstehen“, so Bank. Die Linie 130A fuhr bisher vom Bahnhof über komplizierte Ringverbindungen in der Innenstadt zum Krankenhaus in der Köthener Straße und zur S-Bahn-Haltestelle Süd. Auf dem Rückweg – aber nur dann – fuhr der Bus zum Wohngebiet „Blauer Stein“, hielt aber nicht mehr am Krankenhaus. Wer da durchblickt? Kaum jemand.

Neu ist: Das Ringsystem entfällt. Die Linie 130A startet auf Wunsch der Schönebecker ab August bereits an der Salzblume an der Elbe. Von dort fährt der Bus direkt über den Markt (neu) und weiter über die Geschwister-Scholl-Straße und die Bahnhofstraße. Danach führt die Linie über Friedrichstraße, an der Poliklinik vorbei zur Johannes-R.-Becher-Straße, Garbsener Straße, Magdeburger Straße und wie gewohnt ins Wohngebiet „Blauer Stein“.

Dort nimmt die Kreisverkehrsgesellschaft einen weiteren Wunsch der Schönebecker auf: Die Linie 130A fährt erstmals ins Kurgebiet nach Bad Salzelmen. Trotz der engen und verwinkelten Straßen im wohl schönsten Stadtteil Schönebecks. „Das ist möglich, weil wir mit Kleinbussen fahren“, so Bill Bank. Der Bus hält abwechselnd im Stundentakt entweder am Kurpark oder an der Reha-Klinik.

In Zukunft führt die Linie 130A allerdings nicht mehr am Krankenhaus in der Köthener Straße vorbei. „Das wurde einfach nicht angenommen“, sagt Bank. Auch die S-Bahn-Haltestelle Süd wird nicht mehr bedient.

Damit der Bus in der Innenstadt zur Elbe und wieder zurückfahren kann, kommt es dort zu Änderungen bei der Straßenführung. „Um die Route über den Marktplatz sowie die Haltestellen optimal befahren zu können, werden die Straßenführungen der Bodengasse und der Broihansgasse angepasst. Die beiden Einbahnstraßen werden getauscht“, teilt Schönebecks Stadtsprecher Frank Nahrstedt mit. „Somit wird ab dem 1. August 2020 die Bodengasse von der Steinstraße zum Breiteweg führen und die Broihansgasse umgekehrt vom Breiteweg zur Steinstraße.“

Änderungen gibt es auch bei der zweiten Schönebecker Stadtlinie. Die 130B war bisher in großen Teilen eine Ringlinie. Von Felgeleben oder dem Einkaufspark Süd führte die 130B zum Westfriedhof in der Magdeburger Straße und weiter über Stadionstraße und Welsleber Straße zum Bahnhof. Danach führte sie zum Krankenhaus in der Köthener Straße, zur Moskauer Straße, zur S-Bahn-Haltestelle Süd und wieder nach Felgeleben beziehungsweise zum Einkaufspark Süd.

Neu ist: „Wer mit uns zum Friedhof fährt, kommt auch wieder zurück“, so Bill Bank. Etwas flapsig formuliert heißt das übersetzt: Das komplizierte Ringsystem entfällt auch hier. Alle Haltestellen werden in beiden Richtungen bedient, so auch der Westfriedhof. Die Linie 130B startet am Bahnhof und führt über Wilhelm-Hellge-Straße, Salzer Park, Westfriedhof, Stadtfeld, S-Bahn-Haltestelle Süd abwechselnd nach Felgeleben oder zum Einkaufspark Süd. Neu ist die Haltestelle Lessingstraße. Wie auch die 130A fährt die Linie 130B wegen mangelnder Nachfrage nicht mehr das Krankenhaus in der Köthener Straße an.

Mit den zum Teil gravierenden Änderungen verspricht sich die KVG natürlich, dass der öffentliche Personennahverkehr und insbesondere die Stadtlinien in der Bevölkerung in Schönebeck mehr wahrgenommen werden. „Der Fahrplan ist einfacher und übersichtlicher geworden, hat rhythmische Abfahrtzeiten und ein konstantes Basisangebot, sowohl wochentags als auch an den Wochenenden“, freut sich Bill Bank. Den ersten Bus am 1. August will Bill Bank dann selbst fahren, zur Feier der Umstellung des Fahrplanes. Es wäre ein würdiger Einstieg für den Neuanfang im Schönebecker Personennahverkehr.