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Polizeimeldungen Die Herkunft von Verdächtigen

Die Polizei von Nordrhein-Westfalen soll bald immer die Herkunft von Verdächtigen mitteilten. Warum das hierzulande anders ist.

Von Jan Iven 03.09.2019, 01:01

Schönebeck/Bernburg l Welche Rolle spielt die Herkunft von Tatverdächtigen in Polizeiberichten? Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul (CDU), plant, dass seine Beamten grundsätzlich die Nationalität von Verdächtigen nennen soll. Auf diese Weise soll die Transparenz erhöht werden, so das erklärte Ziel.

In Sachsen-Anhalt und damit auch im Salzlandkreis wird die Herkunft von Verdächtigen weiterhin nur in begründeten Ausnahmenfällen von der Polizei genannt. „Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse“, teilte Danilo Weiser, Sprecher im Magdeburger Innenministerium mit. Denn die Berichterstattung soll, gerade da es nur um Verdächtige geht, keine Vorurteile gegenüber Minderheiten geschürt werden.

Damit orientiert sich die Polizei so wie Journalisten auch am Pessekodex. Ein öffentliches Interesse könne demnach bestehen, wenn es sich um herausragende Straftaten wie Mord oder Terrorismus handelt oder die Biographie des Verdächtigen für den Fall bedeutetend ist.

Beispiel: Im Juni nahm die Polizei einen 19-jährigen Afghanen fest, der in der Stadt ein Drogendepot unterhalten haben soll. Relevant wurde seine Nationalität deshalb, weil er die Betäubungsmittel in einer Unterkunft für Asylbewerber lagerte. Zudem soll er für einen internationalen Drogenring in Mageburg gearbeitet haben.

Insgesamt ist der Anteil an Ausländern an den Verdächtigen im Salzlandkreis niedriger als im Durchschnitt von Sachsen-Anhalt. „Im Bereich des Polizeireviers wurden im vergangenen Jahr 4371 Tatverdächtige ermittelt, davon waren 406 Tatverdächtige nicht deutscher Herkunft“, teilte Marko Kopitz, Polizeisprecher in Bernburg, mit. Das entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent an den Verdächtigen, bei einem Ausländeranteil von 3,2 Prozent im Salzlandkreis.

In ganz Sachsen-Anhalt liegt der Anteil von Ausländern an den Verdächtigen bei 18,8 Prozent, bei einem Ausländeranteil von 4,9 Prozent. Der überproportionale Anteil an den Verdächtigen kann nach Angaben von Kriminologen allerdings an der jüngeren und männlicheren Bevölkerungsstruktur von Ausländern liegen. Im Salzlandkreis sind damit mehr als 90 Prozent der Verdächtigen Deutsche.