Praxislerntag Mehr als ein Praktikum

An der Sekundarschule „Maxim Gorki“ in Schönebeck soll es ab dem kommenden Schuljahr Praxislerntage geben.

Von Heike Liensdorf 05.10.2019, 01:01

Schönebeck l Kerstin Gundlach, Leiterin der Sekundarschule „Maxim Gorki“ in Schönebeck, und ihr Stellvertreter Jürgen Heß haben den Idealfall schon vor Augen: Ein Achtklässler absolviert für ein Schulhalbjahr in einem Betrieb seine Praxislerntage. Nach der Zeit ist er von seinen Arbeitsaufgaben und dem Arbeitsklima begeistert. Mit Freude absolviert er diese Tage auch in der neunten Klasse für ein Halbjahr dort. Ebenso ist das Unternehmen vom Engagement des Schülers angetan und stellt ihm wohlwollend eine Ausbildungsstelle in Aussicht. Beide Seiten wissen somit schon vorab recht gut, auf was sie sich einlassen.

Eine perfekte Situation. Noch ist sie Zukunftsmusik. Noch. Die Sekundarschule nimmt am Projekt „Duales Lernen in Form von Praxislerntagen“ teil. Alle 14 Tage sind die Acht- und Neuntklässler für einen ganzen Tag in Betrieben statt im Klassenzimmer. Jedes Jahr wechseln sie, um mehrere Berufe kennenzulernen. Eine Firma wiederholt zu besuchen, soll maximal nur einmal möglich. So können die Schüler bis zu vier Firmen beziehungsweise Tätigkeiten kennenlernen.

Diese Lernorte (Betrieb, Unternehmen, soziale oder öffentliche Einrichtung), die mit der Schule zusammenarbeiten wollen, suchen Leiterin Kerstin Gundlach und ihr Team nun. Erste Anschreiben sind bereits verschickt. An die Betriebe, die beim „Tag der offenen Unternehmen“ mitgemacht haben, erzählt sie. Weitere werden folgen. Und, das ist Kerstin Gundlach und Jürgen Heß ganz wichtig: Jeder Firmenchef, der davon liest oder hört, könne sich angesprochen fühlen und Kontakt zur Schule aufnehmen. Jeder könne dabei sein – vom Metallbauer bis zum Friseur, vom Groß- bis zum Kleinunternehmer.

Mit diesem Projekt sollen die Schüler erste Einblicke in Betriebsabläufe erhalten. Die Achtklässler sollen erfahren, wie der Alltag in einer Firma abläuft – und ob dieser Beruf später etwas für sie wäre.

„Wir wollen im Schuljahr 2020/2021 mit dem Projekt starten. Erst einmal mit den Achtklässlern. Im Jahr darauf sind dann die Acht- und Neuntklässler dabei“, sagt Kerstin Gundlach. Damit sich sowohl die Unternehmen als auch Schüler und Schule darauf vorbereiten können, plane man den Start mit genügend Vorlauf. Immerhin besuchen derzeit 66 Jungen und Mädchen die siebte Klasse. Für sie alle sollen kooperierende Betriebe gefunden werden.

„Das Land fördert das Projekt über fünf Jahre, stellt den Arbeitsschutz und die Fahrtkosten, wenn sich das Unternehmen im Umkreis von 30 Kilometern zur Schule befindet“, so die Schulleiterin. „Das ist schön, dann können wir, sollten sich hier nicht genügend Partner finden, auch Richtung Magdeburg schauen.“

Die Schule verspricht sich von den Praxislerntagen eine längerfristige Zusammenarbeit mit den Firmen. Sonst habe es pro Schuljahr immer nur ein Praktikum über zwei Wochen zur Berufsorientierung gegeben, effektiv also zehn Tage vor Ort. Nun sind es 15, 16 Tage über ein Schulhalbjahr verteilt und ein Hineinschnuppern ist in vier Betrieben möglich. „Vielleicht sind die schulischen Leistungen bei jemandem ja nicht so gut, aber das Unternehmen merkt in dem halben Jahr, dass er pünktlich ist, wo seine Stärken liegen, dass er die Arbeit sieht – und damit punktet er, wenn er sich dort bewirbt“, ist sich Kerstin Gundlach sicher. Sie hofft: „Wenn die Chemie zwischen Schüler und Betrieb passt, und der Chef sagt, du brauchst hier gute Mathe-Noten, dann kommt das besser an, als wenn wir Lehrer das sagen.“ Der Schüler würde so anschaulich sehen, wozu er die Schulbank drückt. Der Aufwand für die Firmen sei überschaubar. Zur Bereitschaft, einen Praxislernort zu bieten, komme, dass es einen Ansprechpartner geben müsse. Immerhin sei der Schüler sieben Stunden plus Pause vor Ort.

Und was ist, wenn Schüler und Unternehmen merken, dass es nicht passt? „Es wird einen betreuenden Lehrer als Ansprechpartner geben. Und wenn es gar nicht geht – dann finden wir auch Auswege“, versichert Jürgen Heß.

Wer Partner vom Projekt „Praxislerntage“ an der Gorkischule sein möchte: Telefon (03471) 6 84 60 25 10, Mail sekretariat-sks-gorki@kreis-slk.de