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Projekt Alte Elbe Die letzte Hürde ist genommen

Der Schönebecker Stadtrat hat dem Plan für eine Revitalisierung der Alten Elbe zugestimmt. Allerdings gibt es Kritiker des Vorhabens.

Von Ulrich Meinhard 21.04.2017, 14:10

Schönebeck l Nun ist die letzte Hürde genommen: Der Schönebecker Stadtrat hat am 20. April dem Projekt "Revitalisierung Alte Elbe" mit großer Mehrheit zugestimmt. Ein jeweils positives Votum erfolgte bereits durch die Stadt Magdeburg und den Salzlandkreis.
"Wir sind am Anfang des Verfahrens", stellte Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) zum Eingang der Debatte klar. Wie die Volksstimme mehrfach berichtete, sollen die mehr oder minder erhaltenen Abschnitte der Alten Elbe zwischen Elbenau und Magdeburg durch ein Pumpverfahren entschlammt werden. Das sei gut für die Artenvielfalt, sagt der Projektverantwortliche Christian Kunz vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das sei auch gut für Naherholung und Tourismus, sagte Knoblauch während der Sitzung und ergänzte: "Das würde uns gut zu Gesicht stehen".
Kritik am Vorhaben äußerte Stadtrat Reinhard Banse (FDP/Rettet die Altstadt). Er befürchtet bei einem wiederhergerichteten Wasserlauf einen Rückstau des Grundwassers bis nach Elbenau. Im Falle eines Hochwassers würde das "verheerende Folgen" haben", warnte er. Seiner Einschätzung nach würde ein artesischer Brunnen entstehen, eine unterirdische Wasserquelle also, die unter Überdruck steht und zur Erdoberfläche sprudelt. Die Entsorgung des mit Arsen belasteten Schlammes sei außerdem ein teures Unterfangen. Banse sprach auch von einer Umweltzerstörung, da Tier- und Pflanzenarten bei einem solchen Eingriff zerstört beziehungsweise vertrieben würden. Zudem sei ein Verlust an landwirtschaftlicher Fläche die Folge.
Allerdings stießen seine Bedenken nur bei seinem Fraktionskollegen Holger Goldschmidt auf Zustimmung. Oberbürgermeister Bert Knoblauch betitelte die Aussagen von Banse als "falsche Tatsachen", die der Stadtrat recht unverfroren vorbringe. Anders als von Banse dargelegt, sei keineswegs ein durchgängiges Fließgewässer geplant. Der bisherige Status quo der Alten Elbe von sechs Abschnitten werde beibehalten. Der Schlamm werde nicht entsorgt, sondern vor Ort und zwar im Teilabschnitt des alten Gewässers in Höhe der Haberlandbrücke verdichtet. Der Umweltorganisation BUND Umweltzerstörung vorzuwerfen, sei schon sehr gewagt, befand der OB. "Tatsächlich machen die es wegen der Biodiversität", sagte Knoblauch und zeigte mit dem Wort auf, dass es um eine Vergrößerung der Artenvielfalt gehe. Um das zu realisieren, sei ein solcher Eingriff nötig.
Stadträtin Sabine Dirlich (Die Linke) betonte, dass die Tierwelt mit einer Revitalisierung keineswegs bedroht werde. "Das Gegenteil ist der Fall." Die Verschlammung des alten Elbarmes sei schließlich nicht naturgegeben, sondern eine Folge menschlichen Eingreifens in die Kulturlandschaft. "Alles, was Sie da gesagt haben, trifft so nicht zu", sagte Sabine Dirlich an Reinhard Banse gewandt.
Stadtrat Thoralf Winkler (Grüne) erinnerte daran, dass vor 20, 30 Jahren in der Alten Elbe noch geangelt werden konnte. Von dem klaren Gewässer sei nun nichts mehr übrig außer schwarzer Schlamm. "Da sprudelt nichts", entgegnete der in Elbenau lebende Winkler auf die Warnung Banses, es werde ein artesischer Brunnen entstehen. Dass der Schlamm mit Arsen belastet ist, sei kein Spezifikum für die Alte Elbe. Der giftige Stoff stamme mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Bergbau vergangener Jahrhunderte und habe sich über Hochwässer entlang des gesamten Elbelaufes verteilt.
Stadtrat Holger Goldschmidt argwöhnte, dass mit einer Verdichtung des Schlammes dessen teure Entsorgung als Sondermüll umgangen werden soll (was der BUND übrigens nicht bestreitet, weil das Projekt ansonsten unbezahlbar ist). "Es ist ein Prestigeobjekt des BUND", sagte Goldschmidt. Er hätte sich gewünscht, dass auch der Naturschutzbund (Nabu) am Verfahren beteiligt worden wäre.
Letztlich stimmte der Schönebecker Stadtrat als Gremium bei nur zwei Neinstimmen und einer Enthaltung dem Projekt zu. "Ich denke, das wird eine gute Sache", sagte Bert Knoblauch zum Abschluss der Debatte.