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Projekt Integration in Schule und Freizeit

Jungen Ausländern auf dem Weg in die Schule helfen, das ist das Ziel eines Projektes des Vereins „Rückenwind“.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 24.05.2016, 17:52

Schönebeck l Kleine bunte Bildchen, Wörterbücher, Spiele - auf dem Tisch liegen verschiedene Hilfsmittel, mit denen Liane Thiemann an diesem Nachmittag arbeitet. Neben ihr sitzen Rexhep Vokshi, Hossein Barbari und Yasin Sardani. Die drei 16-Jährigen stammen aus dem Kosovo, Afghanistan und Syrien. Die jungen Männer wollen sich in Deutschland integrieren - Grundvoraussetzung dafür ist das Beherrschen der deutschen Sprache. An dem Punkt kommt Liane Thiemann ins Spiel. Denn als Lernpatin unterstützt sie ehrenamtlich Jugendliche mit Migrationshintergrund. Regelmäßig kommt sie dafür in den Jugendclub „Young Generation“ an der Welsleber Straße und steht ihren Schützlingen mit Rat und Tat zur Seite. Initiiert wurde dieses Projekt von dem sozialen Verein „Rückenwind“.

„Bisher haben wir drei Lernpaten“, sagt Linda Dutschko, die das Projekt bei Rückenwind betreut. Diese ehrenamtlichen Helfer sind einer von vielen Bausteinen in der Flüchtlingsarbeit des Vereins. Bereits vor dem Lernen an sich setzt ein weiteres Projekt an, nämlich „Good ways in School“ (Gute Wege in die Schule). Hierbei dient Linda Dutschko als Projektverantwortliche als Vermittler. Denn mit der in Deutschland geltenden Schulpflicht sollen Kinder von Asylbewerbern zwar die Bildungseinrichtungen besuchen, doch wie die Ausländer, die naturgemäß noch ihre Probleme mit der deutschen Sprache haben, die formellen Fragen bewältigen sollen, ist theoretisch ungeklärt. Hier setzt das „Good ways in School“ an - ein Projekt, das durch das Betreuungskonzept des Salzlandkreises unterstützt wird.

„Wir helfen den Familien beim Ausfüllen der entsprechenden Formulare“, nennt Linda Dutschko einen Teil der Arbeit. Dazu gehören Meldebescheinigung, Aufenthaltsbescheinigung, kinderärztliche Untersuchung und und und.

Sind die Formalitäten abgehakt, geht es an das praktische Tun. „Wir begleiten die Familien“, sagt Linda Dutschko. Dabei seien die Bedürfnisse der zwischen 15 und 45 Familien unterschiedlich, dementsprechend flexibel ist das Projekt gestaltet. „Inzwischen haben wir zum Beispiel Elternversammlungen mit den Schulen gemeinsam vorbereitet“, berichtet sie. Dabei habe Rückenwind ehrenamtliche Dolmetscher vermittelt, damit Eltern von Flüchtlingskindern und Lehrer sich gegenseitig verstehen. „Wir bieten also den Raum, dass sich die Betroffenen in Ruhe Fragen stellen können“, sagt Linda Dutschko.

„Anfangs war alles noch recht chaotisch“, gibt sie zu. „Jedoch wenn ich keine Lösung habe, dann finde ich eine“, nennt die Projektverantwortliche das Motto. Inzwischen herrschen geordnete Verhältnisse. So wurden durch den Verein zwei Seminare als Methodentraining organisiert. „Dabei kommen die Lehrer und Schulsozialarbeiter zu einem Austausch zusammen“, berichtet die Projektverantwortliche. Mit einbezogen werden hierbei nicht nur die Schönebecker Schulen. Auch jene aus dem Umland. Im Vorfeld haben die Beteiligten ihre Fragen und Probleme gesammelt. „Die konnten wir dann gebündelt klären“, sagt sie. Außerdem, so Linda Dutschko, müsse man das Rad nicht immer neu erfinden. „Beim Austausch unter- einander kann jeder profitieren“, erläutert sie.

Inzwischen haben sich alle Beteiligten ganz gut eingearbeitet. Deshalb stellen die Formalitäten nun kein Problem mehr dar. „Jetzt kommen tiefere Schwierigkeiten auf uns zu“, schätzt Linda Dutschko ein. Dazu gehöre unter anderem das Erkennen und der Umgang mit Lese-Rechtschreib-Schwächen. Nicht ohne sei zudem der Wechsel von der Kindertagesstätte an die Grundschule beziehungsweise dann zur weiterführenden Schule. „Hierbei befinden wir uns noch im Prozess“, sagt die Projektverantwortliche, dass sie sich auch künftig auf der Suche nach individuellen Lösungen befinden wird.

Zum Vorteil komme dem Verein bei dieser Projektarbeit der Fakt, dass die bereits genannten Schulsozialarbeiter in der Region über den Verein Rückenwind eingesetzt werden. Das seien kurze Wege in der Kommunikation.

Das ist nicht der einzige Vorteil des Vereins, sagt Linda Dutschko und verweist auf die von Rückenwind betriebenen Jugendclubs. Denn Integration geschieht nicht nur in der Schule. Freizeit spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Bestes Beispiel sind die Lernpaten von Rückenwind.

Zur Information: Im Salzlandkreis werden mit Stand 31. März insgesamt 487 Schüler mit Migrationshintergrund an öffentlichen Schulen gefördert.

Sie teilen sich auf die einzelnen Einrichtungen wie folgt auf:

Grundschulen: 244

Sekundarschulen: 178

Gemeinschaftsschulen: 21

Gymnasium: 1

Förderschulen: 1

Berufsbildende Schulen: 42

Im Schönebeck stellt sich die Situation so dar

Calbe

• Grundschule „G.-E. Lesung": 12

• Sekundarschule „J. G. Herder": 13

Bördeland

• Grundschule Juri Gagarin Welsleben: 1

Schönebeck

• Grundschule „Am Lerchenfeld": 3

• Grundschule „Käthe Kollwitz": 1

• Grundschule „Dr. Tolberg": 25

• Grundschule „Karl Liebknecht": 33

• Sekundarschule „Am Lerchenfeld": 17

• Sekundarschule „Maxim Gorki": 34

• Berufsbildende Schulen: 22

 Quelle: Landesschulamt