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Radsport Kleinmühlinger zu Gast in Beirut

Eine weite Reise nahm der Kleinmühlinger Horst Schäfer auf sich, um seinen Radsportfreund Tarek Aboul Zahab im Libanon zu besuchen.

Von Julia Puder 09.01.2020, 06:03

Kleinmühlingen/Beirut l Wenn man Horst Schäfer auf den ehemaligen libanesischen Radsportler Tarek Aboul Zahab anspricht, kommt er ins Schwärmen. Der Leiter des Friedensfahrtmuseums in Kleinmühlingen ist seit seiner Kindheit ein großer Radsportfan. Und daran ist unter anderem auch Tarek Aboul Zahab Schuld. Der Libanese war mehrmals Einzelstarter bei der Friedensfahrt und repräsentierte sein Land.

„Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Radler damals durch Biere gefahren sind. Da stand ich als begeistertes Kind am Straßenrand“, erzählt Horst Schäfer, während er durch sein Archiv an Zeitungsartikeln über Zahab blättert. Den ersten Artikel habe er 1964 gelesen. Die Überschrift: „Für drei Wochen ein Team.“

„Tarek Aboul Zahab war damals Kapitän der internationalen Mannschaft bei der Friedensfahrt. Ich fand es toll, dass Menschen aus verschiedenen Nationen zusammen Sport trieben“, so Schäfer. Seine Leidenschaft für den Radsport hat er bis heute nicht verloren. Durch seine Arbeit beim Friedensfahrtmuseum bringt er jedes Jahr ehemalige Radsportler und Radsportfreunde an einen Tisch.

Auf das detailreiche Radsportmuseum sind vor einigen Jahren auch die Kinder von Tarek Aboul Zahab aufmerksam geworden. 2011 erhielt Horst Schäfer eine E-Mail von seinem Idol. Er bedankte sich für die Arbeit des Vereins und die Aufarbeitung der Friedensfahrt. Horst Schäfer traute seinen Augen nicht. „Ich konnte nicht glauben, dass es wirklich Tarek Aboul Zahab war und bat um einen Bildbeweis“, scherzt Schäfer. Er lud den ehemaligen Radsportler prompt nach Kleinmühlingen ein.

Im Mai 2012 war es dann soweit. Horst Schäfer traf zum ersten Mal auf das Idol seiner Kindheit. „Das war schon sehr emotional“, erinnert er sich.„Wir haben uns auf Anhieb verstanden.“ Aus dem ersten Treffen sind weitere geworden. Nun besucht Zahab jedes Jahr im Mai das Örtchen in Bördeland.

Zwischen dem Radsportfan und dem ehemaligen Radsportler der Friedensfahrt hat sich seither eine enge Freundschaft entwickelt.

Nach einem ersten Besuch 2014 in Beirut zu Zahabs 75. Geburtstags wurde Horst Schäfer nun fünf Jahre später wieder eingeladen. Gemeinsam feierten sie den 80. Geburtstag in dessen Heimat Libanon. „Ein tolles Erlebnis mit vielen intensiven Eindrücken“, berichtet Horst Schäfer von seiner einwöchigen Reise nach Beirut.

Dort wurde er wieder herzlich von Zahabs Familie empfangen und mit Essen und kleinen Geschenken überhäuft. Verständigungsprobleme gäbe es dabei nicht, sagt Horst Schäfer. „Tareks Bruder lebt in Deutschland und kann für mich übersetzen. Ansonsten geht es aber auch mit Händen und Füßen.“

Gemeinsam besuchten sie den Küstenort Tyros und die antike Stadt Baalbek. „Dort befindet sich der größte, von Menschenhand bearbeitete Stein der Welt“, erzählt Horst Schäfer. Er freut sich, dass die Freundschaft mit Tarek Aboul Zahab weiter besteht. „Anfangs hatte ich Angst, das Bild von meinem Idol mit einem persönlichen Treffen kaputt zu machen, aber genau das Gegenteil ist passiert“, sagt Schäfer.

Im Mai 2020 steht der nächste Besuch von Zahab in Kleinmühlingen an. Im Gepäck wird er wieder ein Fahrrad für die Kinder haben, versichert Horst Schäfer. Jedes Jahr wird ein Kinderrad bei der Kleinen Friedensfahrt versteigert. „Man spürt dabei immer noch die enge Verbundenheit, die Tarek zur Friedensfahrt und dem Radsport hat“, erzählt Horst Schäfer.

Wenn die Gesundheit es zulässt, wird er auch zum 85. Geburtstag wieder nach Beirut fliegen, verspricht Schäfer.