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Rallye Amerikaner mit großer Schnauze

Die auffällige Karosserie, der himmelblaue Lack und das weiche Fahrgefühl: Hier kommt der Schönebecker Werner Gutjahr ins Schwärmen.

Von Emily Engels 11.07.2018, 06:44

Schönebeck l „Wollen Sie ihn sofort sehen oder erst nach dem Gespräch?“ Werner Gutjahr sieht man an, dass er für seinen Oldtimer brennt. Denn es ist nicht zu überhören, dass er es kaum erwarten, seinen Ford Mustang Cabrio vorzuführen.

Zum zweiten Mal wird Werner Gutjahr an der Schlösser-Rallye, die am Sonnabend in Schönebeck startet und nach Bernburg führt, teilnehmen. Für ihn und seine Frau Angelika Gutjahr die perfekte Gelegenheit, den Oldtimer auf eine Spritztour zu entführen.

Werner Gutjahrs Liebe für historische Fahrzeuge fing ursprünglich bei Traktoren an. „Als Freunde von mir alte Fahrzeuge restauriert haben, habe ich ebenfalls einen alten Trecker erworben“, beschreibt er die Ursprünge. Seine Tochter war es dann, die mit dem Ford Mustang ankam. Denn die Affinität für Autos liegt bei den Gutjahrs in der Familie. Seine Tochter arbeitet bei Volkswagen-Nutzfahrzeuge in Braunschweig und ihr Mann hat eine Leidenschaft für US-Oldtimer. Direkt aus den USA kommt auch der Ford Mustang.

Werner Gutjahr hat das Pressegespräch längst in die Garage verlagert, wo der Oldtimer steht. Dem glänzenden himmelblauen Lack sieht man nicht an, dass er bereits 52 Jahre alt ist. „So ein Fahrzeug pflegt man natürlich“, sagt Werner Gutjahr und streichelt einmal liebevoll über das makellose Blech. Kein Kratzer, kein Rostfleck und keine Macke sind an der imposanten Karosserie zu erkennen. „Schon ein Hingucker, oder?“, sagt Gutjahr stolz.

Doch die Pflege hört nicht bei Äußerlichkeiten auf. Auch die „inneren Werte“ müssen stimmen. Der Oldtimer-Liebhaber erklärt: „Der V8-Motor muss richtig behandelt werden. Kürzere Strecken würde ich mit ihm nie fahren.“ Wohl aber den ein oder anderen Wochenendtrip unternehmen er und seine Frau regelmäßig mit dem Cabrio. Wie fährt es sich in dem Mustang mit Automatik-Getriebe? Bei der Antwort auf diese Frage gerät Werner Gutjahr ins Schwärmen. „Ganz anders als mit den heutigen Autos“, sagt er. „Einfach viel weicher und fließender.“ Nur an die lange Schnauze habe er sich anfangs gewöhnen müssen. „Da muss man schon aufpassen, dass man sich beim Fahren nicht verschätzt“, so Gutjahr.

Angelika Gutjahr nennt noch einen weiteren Punkt, der für sie anfangs überraschend war: „Es gibt gar keine Anschnallgurte“, sagt sie. Vor allem auf der Autobahn findet sie das noch immer ein bisschen komisch. Legal ist es trotzdem, damit zu fahren. Denn bei Oldtimern, die keine Gurte haben, gilt auch keine Anschnallpflicht.

Doch eins bleibt auch Oldtimern nicht erspart: der Tüv. Für Werner Gutjahr jedoch kein Grund zur Sorge. Denn als Automechaniker und Inhaber einer Schönebecker Autoglaserei weiß er bestens, wie gute Pflege aussieht. „Regelmäßige Ölkontrolle, Wartung und ein sorgsamer Umgang. Der kommt durch den Tüv, da sorgt man für“, sagt er und zeigt stolz die Fahrzeugpapiere. Gerade sei der Ford Mustang wieder mal dran gewesen – und ist natürlich ohne Beanstandung durchgekommen.

Muss dann doch mal etwas ausgetauscht werden, müsse man nur wissen, wo man die richtigen Ersatzteile herbekommt. „Mit ‚Made in China‘ geht da nichts“, sagt der Auto-Experte und erzählt von einem Händler in Sachsen, bei dem er Ersatzteile bekommt. „Bei uns in der Gegend wird es schon schwieriger“, sagt er.

Bereits in drei Tagen, am Sonnabend, geht es für Werner Gutjahr und seine Frau Angelika auf der Rallye „Schlösser – Prinzessinnen – Oldtimer“ von Schönebeck aus durch den Salzlandkreis.“

Für die ist übrigens ebenfalls die richtige Vorbereitung alles. Aus Erfahrung von vergangenen Touren – neben der Schlösser-Rallye 2017 auch dreimal die „Ohre Klassik“ – weiß sie: „Ohne Tuch, Hut und ganz viel Sonnencreme geht es nicht.“ Denn die Mischung aus Wind und Sonne sei nicht zu unterschätzen.

Sie und ihr Mann, der am Steuer sitzen wird, freuen sich schon sehr auf die Route. Werner Gutjahr sagt: „Wir finden es toll, dass wir während der Fahrt die Region aus einer anderen Perspektive erleben und vollkommen neue Sehenswürdigkeiten kennenlernen werden.“ Was ihnen dabei immer ein kleines Stückchen voraus sein wird: Die lange Schnauze ihres Ford Mustangs.