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Rapper Spielerisch gegen Rassismus

Seit 2008 trägt das Gymnasium in Schönebeck den Titel "Schule ohne Rassismus". Jetzt gab es besonderen Besuch.

Von Melanie Dahrendorf 18.04.2018, 06:15

Schönebeck l „Die Welt war vor zehn Jahren verrückt“, stellt Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch fest: „Und sie ist noch verrückter geworden.“ Mit diesen Worten wurde der Höhepunkt des gestrigenProjektunterrichts am Carl-Hermann-Gymnasium eingeläutet.

90 Kinder aus den siebten Klassen sitzen auf den Gymnastikmatten in der Turnhalle und sind gespannt, was sie erwartet: Ein besonderer Gast hat sich angekündigt.

Martin Rietsch, der als Rapper „2schneidig“ deutschlandweit unterwegs ist, hat sich viel Zeit genommen, um über das Thema zu sprechen. Vorurteile, Mobbing und Rassismus sind die Schwerpunktthemen des Programmes. Der Rapper – der selbst ausgebildeter Präventionsberater ist – zeigt, wie Diskriminierung entsteht und wie sich Schüler wehren können.

Anhand seiner eigenen Lebensgeschichte vermittelt „2schneidig“, wie die Schüler richtig handeln. „Gruppenzwang ist ein Auslöser für Diskriminierung“, weiß Rietsch. Er belegt seine Aussage spielerisch: Ein Schüler soll sich hinstellen und sein größtes Hobby nennen. Alle, die ebenfalls diesem Hobby nachgehen, sollen auch aufstehen. „Geige spielen“, „Fußball spielen“ oder „am Computer zocken“ werden genannt. Bei jeder Tätigkeit stellen sich mehrere Schüler hin, lachen, ziehen sich gegenseitig am Ärmel hoch. „Und?“, fragt „2schneidig“, „wer von euch ist jetzt nur aufgestanden, weil sein Kumpel ebenfalls steht?“

Viele Schüler melden sich. Sie haben das Prinzip verstanden. „Er ist vor allem authentisch“, sagt Lehrer Kevin Tschisgale, der ebenfalls an der Organisation der Veranstaltung beteiligt ist: „Er verschafft sich mit seiner Musik und seiner Geschichte die Aufmerksamkeit, da er weiß, wovon er redet. Martin Rietsch hat die Diskriminierung selbst zu spüren bekommen.“

Während die Schüler zuerst zögerlich auf die Fragen des Rappers reagiert haben, beginnen sie nach und nach, sich in das Gespräch einzubringen. Viele Schüler melden sich, als sie gefragt werden, ob sie bereits Erfahrung mit Mobbing gemacht haben. Wird Martin Rietsch gefragt, welchen Ratschlag er mitgeben kann, antwortet er: „Unabhängig bleiben und sich nicht zu sehr von den Meinungen der Freunde beeinflussen lassen.“ „Im Laufe der Veranstaltung sollen die Schüler auch selbst kreativ werden“, verrät Tourassistentin Elisabeth Meyer. Der Rapper habe bislang rund 80 Projekttag für 2018 eingeplant.

Bereits seit zehn Jahren trägt das Gymnasium den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Eine Schule bekommt diesen Titel verliehen, wenn 70 Prozent der Angestellten und Schüler eine Selbstverständlichkeitsvereinbarung unterschreiben und diese an die zentrale Koordinationsstelle des Netzwerks schickt. „Diese Veranstaltung stellt für das Projekt einen absoluten Höhepunkt dar“, sagt Lehrerin und Mitorganisatorin Ulrike Bethe. Auch Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz zeigt sich begeistert über das Engagement. Er ist „dankbar für die kreativen Lehrkräfte, die sich für das Projekt stark gemacht haben“.

Finanziert wurde das Projekt von „Demokratie leben!“. Hinter dem Verein steht unter anderem Sozialarbeiter Carsten Volkmann. Er findet es gut, dass die Schüler einen praktischen Einblick in die Thematik bekommen. Der Verein sammelt die Ideen der Schule für den Förderungsantrag, um die Gestaltung des Programms kümmert sich das Gymnasium selbständig.