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Rassismus Christliche Schule zeigt Courage

Als 140. Schule im Land Sachsen-Anhalt wurde die Christliche Sekundarschule Gnadau in das Courage-Netzwerk aufgenommen.

Von Thomas Linßner 01.11.2018, 18:56

Barby l Ausgesprochen festlich ging es an der christlichen Sekundarschule am Standort Barby zu. Bunte Luftballons und Pflastermalereien auf dem Schulhof, jede Menge farbige Papierkunst im Treppenhaus wiesen auf ein besonderes Ereignis hin: In der Bildungsstätte feierten Schüler, Lehrer und Gäste unter dem Motto „Wir sind bunt!“ die Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Aus diesem Anlass bemühte Cornelia Habisch (Vize der Landeszentrale für politische Bildung) die Statistik: Von bundesweit 232.995 allgemeinbildenden Schulen tragen 2700 diesen Titel und 140 davon in Sachsen-Anhalt. Dass Barby/Großmühlingen sich einreihe, sei in besonderem Maße Schulsozialarbeiterin Lisa Böhme zu verdanken, so Habisch. Die junge Frau bekam daraufhin besonders von ihren Schülern einen herzlichen Applaus. (Cornelia Habisch war 2008 die Ideengeberin für die „Meile der Demokratie“ und wurde 2017 zur Magdeburgerin des Jahres gewählt.)

„Ich bin fest davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Schüler mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung von Schwachen und Minderheiten nichts am Hut hat. Je mehr von ihnen sich zu Wort melden und aktiv an ihrer Schule für Demokratie und Menschenrechte einstehen, desto kleiner ist der Spielraum für rechtsextremistische Gruppen, in Schulen und Jugendeinrichtungen zu agieren“, sagte sie. „Wir müssen nun Jahr für Jahr beweisen, dass wir das verdient haben“, ergänzte Schulleiterin Ute Wysocka. Darum ist das Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ so wichtig.

Die Patenschaft für die Christliche Sekundarschule Barby/Großmühlingen übernahm der Hallenser Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD), der auch ein Grußwort hielt. „Jeder muss sich heute die Frage stellen, was muss ich tun, damit die Gesellschaft zusammen hält und sich nicht spalten lässt“, unterstrich der promovierte Chemiker und Geoökologe. Diaby zog 2013 als erster Farbiger in den Deutschen Bundestag ein. Die Vollversammlung des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats beschloss 2011 unter seinem Vorsitz die Forderung, rassistische Propaganda stärker strafrechtlich zu verfolgen und zu ahnden. Seit dem werde er von rechten Gruppierungen angefeindet, verschwieg Ute Wysocka nicht.

Der aus dem Senegal stammende Karamba Diaby verurteilte in Barby „einige Bundestagsabgeordnete“, die im Frühjahr einen Antrag im Landtag eingereicht hatten, dem Programm der Anti-Rassismus-Kampagne die Förderung zu streichen. Dazu kam die Forderung, der Landtag solle eine Missbilligung des Programms aussprechen. Gemeint war ein Vorstoß der AfD, die hinter der Anti-Rassismus-Initiative „linke Indoktrination, Meinungs- und Gesinnungsdiktatur“ vermutete.

„Wir freuen uns sehr, dass die Sekundarschule unser Netzwerk verstärkt und ein Zeichen gegen jegliche Form von Rassismus, Diskriminierung, Gewalt und Mobbing setzen will“, sagte Cornelia Habisch abschließend.

Als erste Einrichtung im Land wurde 2003 die Sekundarschule „Völkerfreundschaft“ in Köthen in das Netzwerk aufgenommen. Seither ist es kontinuierlich gewachsen. Die Idee für die Schul-Kampagne entstand 1988 in Belgien. 1995 wurde das Projekt vom Berliner Verein „Aktion Courage“ in Deutschland eingeführt. Um die Auszeichnung zu bekommen, müssen sich mindestens 70 Prozent aller Schüler sowie Lehrer dazu verpflichten, gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung einzutreten.