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Regionaltag Schmutzigmachen erlaubt

Einen Schritt in eine völlig neue Richtung geht die Stadt Schönebeck mit ihren Partnern.

Von Olaf Koch 08.06.2016, 18:39

Schönebeck l Um in der Jugendsprache zu bleiben: Das wird voll der Hammer! In zehn Tagen findet im Gewerbegebiet der „1. Schönebecker Regionaltag“ statt. Dabei trifft die Jugend das Handwerk. Und nicht bei einer drögen Ausstellerbörse, sondern für die Jugendlichen mit einer attraktiven Mitmach-Aktion.

Die Köpfe für diese Berufsorientierungsmesse, bei der sich die mitwirkenden Jugendlichen bitteschön schmutzig machen dürfen, arbeiten bei Teutloff – jener Bildungseinrichtung an den Ufern der Elbe, die in der Region mehrere Standorte hat. „Mein Ziel war es, die Handwerksobermeister irgendwie an einen Tisch zubekommen. Wir wollten eine Veranstaltung initiieren, die sich aufgewertet präsentiert. Deshalb habe ich mich an Teutloff gewandt“, berichtet Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU), der gleichzeitig Schirmherr des Regionaltages ist.

Bei Teutloff ist man nicht nur kreativ, sondern – und das ist positiv gemeint – auch ein bisschen verrückt. Denn was die Macher dort mit ihren vielen Ideen aus der Taufe heben werden, hat Schönebeck noch nicht erlebt: Neun Schulen aus Schönebeck, Staßfurt und Nienburg werden mit kleinen Teams und Geschick um die beste Arbeit kämpfen. Dabei treffen die Schüler auf Handwerker, die Handwerker auf die Schüler. Diese freiwillige Symbiose soll eine fruchtbare Zukunft sein.

Dabei starten die Teams gemeinsam in den neun Handwerksinnungen. Betreut werden die Schüler von jeweils zwei Trainern, außerdem sind pä-dagogische Kräfte der Schule anwesend. Sie werden von 9 bis 14 Uhr mit der jeweiligen Innung etwas bauen, etwas produzieren, was sie am Ende mit in die Schule nehmen können. Zum Beispiel erstellen Jugendliche eine Sonnenuhr mit wechselnder Winter- und Sommerzeit. Dieses Stück kann später auf dem Schulgelände aufgebaut werden. Oder Fotovoltaik: Es wird ein Modell erstellt, das den Energieverbrauch anzeigt und kann im Physikunterricht verwendet werden. Die Schüler erstellen an diesem Tag ein Produkt nicht für den Schrott, sondern können ihr Ergebnis stolz in ihrer Schule präsentieren.

„Besser kann man unser Handwerk gar nicht darstellen“, freut sich Steffen Schultze, Geschäftsführer der gleichnamigen Werkzeug GmbH Schönebeck. Auf dem Gelände seiner Firma findet der Regionaltag von 9 bis 18 Uhr statt.

Die derzeit jährlich stattfindende Mittelstandsmesse findet er nicht mehr attraktiv und zielführend. „Wir bekommen kaum Nachwuchs dorthin. Den brauchen wir Handwerker aber, um in die Zukunft zu gehen“, begründete Schultze sein Mitwirken am Regionaltag. Weil sich das Unternehmen sowieso zur gleichen Zeit mit einem Tag der offenen Tür der Bevölkerung präsentieren wollte, war die Bereitschaft zur Ausrichtung des Regionaltages auf dem Firmengelände ein Muss.

Steffen Schultze und die anderen beteiligten Handwerker der verschiedenen Gewerke versprechen sich von dem Regionaltag Synergieeffekte. „Warum zu großen Unternehmen in die Ferne gehen, wo doch das starke Handwerk direkt vor der Tür ist?“, fragt Schultze. Diese heimischen Vorzüge den zukünftigen Lehrlingen näher zu bringen, ihnen den Spaß zu vermitteln, die Freunde, selbst etwas zu produzieren und dafür den Lohn zu bekommen, das ist das große Ziel.

Unterstützt wird der Regionaltag von zahlreichen Firmen, Handwerkerinnungen und großen Unternehmen. Aber auch von jenen, die sich der Berufsorientierung verschrieben haben: der Bundesagentur für Arbeit. „Die Schulen machen schon eine sehr gute Berufsvorbereitung. Damit sind wir auf dem richtigen Weg“, analysiert Thomas Holz von der Arbeitsagentur aus Bernburg. „Aber die Handwerkerinnungen hier gebündelt an einem Ort zu haben, bietet ein super Angebot, um sich zu informieren.“ Derzeit gibt es im Kreis noch rund 500 offene Lehrstellen.

Auf einen positiven Effekt des ersten Regionaltages hofft die Geschäftsführerin von Teutloff, Gabriele Rotter-Kiel. „Wenn im nächsten Jahr noch mehr Schulen und Betriebe sagen, dass sie mitmachen wollen, dann haben wir es geschafft.“

Schönes Wetter für den 18. Juni ist von Teutloff sozusagen bestellt, einen Plan B bei Regen gibt es nicht. Oder wie Jugendliche es sagen würden: Das wird echt krass!