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Rettungsdienst Hilfe kommt fast immer zu spät

Warum diese Hilfsfristen rund um Schönebeck oft nicht eingehalten werden und was der Landkreis tut, um die Situation zu verbessern.

Von Emily Engels 23.04.2019, 01:01

Schönebeck/Staßfurt l Unter gewöhnlichen Bedingungen müssen bei 95 Prozent der Einsätze die Hilfsfristen eingehalten werden. Im Salzlandkreis wurde dieses Ziel von Rettungswagen im letzten Quartal von 2018 in keinem der Rettungsbereiche eingehalten. Sie müssten innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort sein.

Im Salzlandkreis brauchen sie jedoch oft länger. Bei den Notarzteinsatzfahrzeugen sah die Situation schon besser aus. Hier wurde in einigen Bereichen (siehe Grafik) die Frist von 20 Minuten in über 95 Prozent der Fälle eingehalten.

„Der Salzlandkreis ist sich seiner Verpflichtung zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgabe, die Hilfsfrist in 95 Prozent der Fälle zu erfüllen, bewusst“, so Fachbereichsleiterin Brand- und Katastrophenschutz Martina Lorenz auf Anfrage der Volksstimme. Die Hilfsfrist werde nicht nur aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung regelmäßig überprüft, sondern auch, weil die Bevölkerung eine gute Versorgung mit rettungsdienstlichen Leistungen erfahren solle.

Es gebe aber Faktoren, die einer Hilfsfristerfüllung von 95 Prozent im Rettungswagen-Bereich entgegenwirken und insbesondere durch den Rettungsdienst nicht beeinflussbar seien.

Dazu gehören laut Martina Lorenz:

• lange andauernde Straßensperrungen im Salzlandkreis in Verbindung mit weiträumigen Umleitungen – im Jahr 2018 gab es 168 Straßensperrungen, die länger als eine Woche bestanden

• ein ständig steigendes Einsatzgeschehen – daraus resultierend wurde eine gutachterliche Überprüfung in Auftrag gegeben und in Ergebnis dessen, wird ab 1. Juli die Vorhaltung der Rettungsmittel im Salzlandkreis erhöht

• im ersten Quartal 2018 hat die Grippewelle zu einem erhöhten Einsatzaufkommen geführt.

• Schnee, Eis, Nebel (Wetterunbilden), geschlossene Schranken et cetera.

• Einsätze der Rettungsmittel in anderen Versorgungsbereichen – wenn zum Beispiel in Versorgungsbereich Könnern ein Fahrzeug frei ist und in Bernburg alle Rettungsmittel im Einsatz sind, wird dieses Rettungsmittel zum Einsatz nach Bernburg alarmiert beziehungsweise umgekehrt – ausschlaggebend dafür sind die Anzahl der Duplizitätsfälle in den Versorgungsbereichen, das heißt, das einzige beziehungsweise letzte Rettungsmittel im Versorgungsbereich befindet sich im Einsatz und ein weiterer Notfall kommt hinzu.

• Alarmierung auch als Amtshilfe in benachbarte Landkreise – besonders betroffen davon sind die Bereiche Aschersleben, Calbe, Egeln, Könnern und Schadeleben, wegen ihrer Nähe zu benachbarten Landkreisen.

• die Einsatzfrequenzen in Calbe, Egeln, Könnern und Schadeleben sind im Vergleich zu Aschersleben, Bernburg, Schönebeck und Staßfurt geringer, was zum Beispiel der Einwohnerdichte geschuldet ist – gleichzeitig haben die Rettungsmittel aus diesen Bereichen längere An- und Abfahrtswege zu Kliniken als die innerstädtischen Rettungsmittel und sind daher längere Zeit in Einsätze gebunden.

Die Erhöhung der Rettungsmittel ab Juli dieses Jahres war ein Punkt, der jüngst durch den Kreistag beschlossen wurde. In der Beschlussvorlage zur Änderung des Rettungsdienstbereichsplans festgelegt. Zum einen werden sich die Dienststunden der Rettungskräfte um insgesamt 391 Wochenstunden in allen Einsatzbereichen erhöhen. So kommen in Egeln 28 Stunden pro Woche hinzu, in Schönebeck sind es 59 und in Staßfurt 53 Stunden. Die Vorhaltung der Rettungs- und Krankentransportwagen steigt somit von 3016 Stunden auf 3407 Stunden pro Woche. Zudem werden zusätzliche Rettungstransportwagen in Aschersleben und Staßfurt angeschafft, so Lorenz. Für Bernburg und Schönebeck ist die Anschaffung zusätzlicher Krankentransportwagen geplant. Diese Fahrzeuge sollen zum 1. Juli in Dienst gestellt werden.