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Ringheiligtum Einer unbekannten Siedlung auf der Spur

Am Ringheiligtum Pömmelte wird gegraben. Archäologen haben hier eine kleine Siedlung entdeckt. Was hat es damit auf sich?

Von Thomas Höfs 05.06.2018, 20:43

Pömmelte l Neben dem Ringheiligtum in Pömmelte ist die Erde abgetragen. Breite Streifen von gut einem Meter Tiefe ziehen sich parallel vor dem Ringheiligtum. Die Archäologen graben hier eine alte Siedlung aus. Archäologe Dovydas Jurkenas steht an dem rot-weißen Flatterband, welches die Ausgrabung vom Weg trennt. Am Dienstagnachmittag durfte der interessierte Besucher erstmals über die Ausgrabungsstätte.

Immer dienstags und donnerstags können die Besucher sich über die aktuelle Grabung vor Ort von den Fachleuten informieren lassen. Dovydas Jurkenas schildert den Besuchern dann, was die Fachleute vom Landesamt für Archäologie und Denkmalschutz bislang wissen. Aktuell, sagt er, sei es noch nicht viel. Bei den vielen Bodenuntersuchungen rund um das Ringheiligtum seien die Reste der ehemaligen Häuser an der Kultstätte nicht aufgefallen, schildert er. Dabei seien die Archäologen mit hochempfindlichen Messgeräten über den Boden gelaufen, erzählt er. Bei den jetzt gefundenen Überresten handelt es sich um die Reste von Gebäuden. Die Fachleute datieren sie auf eine Zeit zwischen 2200 bis 1800 Jahre vor dem Beginn der Zeitrechnung. Damit fallen die Gebäude in die Epoche der Bronzezeit. Zu dieser Zeit entstand ebenso das Ringheiligtum.

Es sei noch viel zu früh zu sagen, um was es sich dabei handeln könnte, sagt er. „Wir stehen noch am Anfang.“ Das sei auch nicht ganz einfach, fährt er fort. Zunächst müssten die Archäologen erst einmal die Ausdehnung der entdeckten Gebäude untersuchen. Vielleicht gibt es neben den vorhandenen Resten in den ausgehobenen Erdstreifen noch mehr zu finden, sagt er.

Anders als beim Ringheiligtum, wo schon aufgrund der Form schnell klar gewesen sei, um was es sich handele, sei dies bei einer Siedlung anders. Wie bei einem Puzzle müssten die Informationen Stück für Stück zunächst freigelegt und anschließend auch bewertet werden.

Haben in den Gebäuden damals dauerhaft Menschen gelebt oder handelt es sich um Gebäude, die mit dem Ringheiligtum zu tun hatten? Das wissen die Forscher heute noch nicht. Dazu sei es noch viel zu früh. Vor allem gehört jede Menge Fantasie dazu, sich die ehemaligen Gebäude auch vorzustellen. Eingekreist haben die Archäologen dunkle runde Flecken im Boden. Dort haben Holzstämme gestanden, sagt Dovydas Jurkenas. Die Reste der Holzstämme lassen sich ziemlich genau datieren. Dennoch ist eine Ungenauigkeit von 400 Jahren noch ein großer Zeitabstand, sagt er. Um zu beurteilen, was es mit den Gebäuden so dicht an dem Ringheiligtum auf sich hatte, sind die Archäologen auf Spuren aus der Vergangenheit angewiesen. Gern werden dabei vor allem die Orte untersucht, in denen der Abfall der Siedlung landete. Tausende Jahre später finden sich hier immer noch verwertbare Spuren. Auch wenn es seinerzeit noch keine Wegwerfgesellschaft gegeben hat, lassen doch in der Regel Knochenfunde darauf deuten, was seinerzeit auf den Tisch gekommen ist. Auch ausgediente Haushaltsgegenstände finden sich mitunter in den Abfallgruben. So eine Grube wäre für die Archäologen wie ein Buch, in dem sie nur noch blättern müssten, meint er.

Noch bis in den September hinein soll die Ausgrabung am Ringheiligtum laufen, kündigt er an. Dann beginnt die Puzzlearbeit im Kopf. Die Archäologen müssen dann für die gemachten Funde eine Erklärung entwickeln, um was es sich bei den Gebäuden gehandelt haben kann.

Doch auch ohne die abschließende Erklärung ist ein Besuch der Grabung interessant. Vor allem geben die Fachleute einen detaillierten Einblick in ihre Arbeit, die sonst kaum woanders möglich ist, freut sich Dovydas Jurkenas am Ringheiligtum.