Rollstuhlfahrer Streit um Sperren

Die Sperren am Kurpark sind ein Hindernis für Rollstuhlfahrer. Das findet Stadtrat Thoralf Winkler (Bündnis 90/Grüne).

Von Emily Engels 08.11.2018, 03:00

Schönebeck l Mühsam ist für den Kurgast aus Magdeburg der Weg in den Kurpark. Mit seinem Rollstuhl muss er zweimal die Richtung wechseln, um zum Ziel zu kommen. „Ganz schön eng hier“, murmelt der Mann, während er hochkonzentriert das Wendemanöver vornimmt. Wenig später kommt ein junger Radfahrer vorbei. Ohne abzusteigen, fährt er durch die Umlaufsperre und weiter durch den Kurpark – in dem Radfahren verboten ist.

„Genau das meine ich“, sagt Stadtrat Thoralf Winkler (Bündnis 90/Grüne). „Den Menschen, die eh schon eingeschränkt sind, wird es durch die Umlaufsperren im Kurpark und an anderen Orten in der Stadt schwer gemacht und das Ziel, Radfahrer vom Kurpark abzuhalten, wird auch nicht erfüllt.“

Im Übrigen würden auch die Bauvorschriften für öffentliche Räume 1,50 Meter Breite für Rollstuhlfahrer beziehungsweise einen Bewegungsraum von 1,50-mal 1,50 Metern vorsehen, wenn es um die Ecke gehen soll. Im Kurpark sei die Breite zwischen zwei Umlaufsperren im Durchschnitt knapp unter einem Meter. Er könne sich nicht vorstellen, dass es Vorschriften gebe, die eine solch schmale Breite vorsehen. Sein Vorschlag: Statt der Fahrradsperren würden auch Poller reichen, um Autos davon abzuhalten, im Kurpark zu fahren.

Solepark-Chefin Sibylle Schulz beteuert, dass die Fahrradsperren in den Jahren 2007/2008 in Abstimmung mit dem allgemeinen Behindertenverband Sachsen-Anhalt (Abisa) an vier Eingängen des Kurparks errichtet wurden. Dabei sei die DIN 18040 zu Grunde gelegt und die darin benannten Durchgangsbreiten für Rollstuhlfahrer bei der Errichtung der Sperren berücksichtigt und auch eingehalten worden. Denn die würden mindestens 90 Zentimeter, nicht 1,50 Meter betragen.

Eine Anfrage bei Bauingenieur Thomas Schüler, der ehrenamtliche Fachkraft Barrierefreiheit beim Abisa ist, bringt eine Erklärung: „Die Mindestbreite muss tatsächlich nur 90 Zentimeter betragen“, sagt er. Bei den 1,50-mal 1,50 Metern handele es sich jeweils um die Quadratmeter-Fläche, die vor Einfahrt in die Umlaufsperren für den Richtungswechsel zur Verfügung stehen müsse. Ob das an allen Stellen im Kurpark der Fall sei, das müsse man sich vor Ort noch einmal anschauen. Doch selbst wenn das nicht so sei, heiße das nicht, dass der Solepark zwingend etwas ändern müsse. Er sagt: „Die DIN e.V. ist ein privatrechtliches Unternehmen. Die Anwendung ist grundsätzlich freiwillig.“ Bindend werde sie erst durch eine vertragliche Vereinbarung, etwa mit einer Baubehörde.

„Wir sind hier auf keinen Fall stur, sondern dazu bereit, uns nochmal mit dem Abisa zusammenzusetzen und ins Gespräch zu kommen“, sagt Sibylle Schulz auf Anfrage. Sie glaubt aber, dass es keine Lösung wäre, die Umlaufsperren etwa durch Poller zu ersetzen. „Es sind nicht ohne Grund die hochfrequentierten Wege mit Sperren versehen“, sagt sie. 3. Mit der Errichtung der Fahrradsperren solle der Umsetzung der Kurparksatzung entsprochen werden, um das Radfahren im Kurpark möglichst zu verhindern. Außerdem gebe es auch Eingänge ohne Sperren: Etwa am Parkplatz in der Heinrich Heine Straße, über die Rampe am Solequell, am Parkplatz der Rehaklinik an der Eggersdorfer Straße, am Gradierwerk und an den Eingängen von der Dr.-Tolberg-Straße.

Thoralf Winkler findet, dass der Kurpark, aber auch die anderen von ihm genannten Stellen in der Stadt, das Leben für Menschen mit Gehbehinderung unnötig erschweren. „Wir hatten zum Glück nur kurzfristig einen Fall in der Familie. Seitdem weiß ich selbst, wie schwer für Rollstuhlfahrer jedes Hindernis sein kann“, sagt der Stadtrat. Er wünscht sich, dass geprüft wird, ob die Sperren als solche an den Stellen überhaupt zulässig seien, da es die Verkehrssicherheit in keinem der genannten Fälle zwingend erfordere. So liege keine der Umlaufsperren an stark befahrenen Straßen.

Eine Antwort auf seine Anfrage steht seitens der Stadt noch aus. Die gibt es zum nächsten Bauausschuss am 19. November, heißt es aus der Stadtverwaltung.