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Sachsen-Anhalt-Tag Festumzug ohne Schönebeck

Der Sachsen-Anhalt-Tag 2019 ist in Quedlinburg. Höhepunkt ist der Festumzug - die Stadt Schönebeck wird nicht dabei sein.

Von Heike Liensdorf 08.02.2019, 05:00

Schönebeck l „Das ist wirklich schade.“ Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) ist anzumerken: Wäre die Resonanz größer gewesen, hätte er gern mit anderen Schönebeckern die Elbestadt beim Umzug präsentiert. Die Stadt hatte im November alle Vereine angeschrieben und diejenigen angesprochen, die in Sangerhausen 2016 dabei gewesen sind. Die Resonanz war ernüchternd. Nur zwei Schönebecker wollten gern in Quedlinburg dabei sein. „Ich habe dafür keine Erklärung“, gesteht Bert Knoblauch.

Dazu kommen die erhöhten Sicherheitsvorschriften. Diese gelten seit 2017 und haben damals schon die Schönebecker Teilnahme platzen lassen. Ein Knackpunkt sind die Vorgaben, wie Fahrzeuge beim Umzug zu sichern sind. Nämlich durch Ordner – sogenannte Rad-Engel – links und rechts, die die Teilnehmer selbst stellen müssen. Das konnten die Schönebecker nicht stemmen und sagten kurzfristig ab. Dabei seien die Planungen für Eisleben schon ziemlich weit fortgeschritten gewesen. Unter anderem, sagte der Stadtchef damals der Volksstimme, wollten die Schönebecker mit zwei Schaubildern am Umzug teilnehmen: Auf einem Fahrzeug sollte ein Badezuber mit Leuten darin das Solebad symbolisieren, auf dem anderen sollte ein Exponat des Gradierwerks stehen. „Wir hatten Pläne und Ideen, aber da spielten eben die Fahrzeuge eine wesentliche Rolle“, erinnert sich Bert Knoblauch zurück. Er hätte sich auch vorstellen können, wieder als Fußtruppe zu laufen. Doch das habe unter denen, die auch mitmachen wollten, keine Mehrheit gefunden. „Ja, es ist schon so, mit Kostümen alleine fällt man nicht so auf wie mit Schaubildern“, hat er in Sangerhausen selbst bemerkt.

Sind die Rad-Engel ein Dämpfer, der bis heute nachhallt? Das Wasserwehr-Team um Dirk Linder ist in Sangerhausen mit sechs Leuten dabei gewesen. Mit den neuen Vorschriften muss die Gruppe passen. „Wir würden mit drei Fahrzeugen am Umzug teilnehmen wollen, um Quad, Boot und einen mit Schönebecks Silhouette bemalten XXL-Sandsack zu zeigen. Somit müssten wir 18 Leute extra binden“, sagt Dirk Lindner. „Wenn wir nur mit blauen Uniformen und gelben Westen laufen, würde uns keiner zuordnen können.“ Sollten die Sicherheitsbestimmungen wieder gelockert werden, würde sich die Wasserwehr wieder beteiligen. Eine große Gruppe hat damals auch das Ameos-Klinikum Schönebeck gestellt. Doch Sprecherin Kathrin Adam teilt mit: „Aus unternehmensinternen und organisatorischen Gründen haben wir uns gegen eine Teilnahme am Sachsen-Anhalt-Tag entschieden.“ Und der Städtepartnerschaftsverein? Vorsitzender Markus Baudisch verweist auf andere, aufwändige Projekte und zeitliche Überschneidungen. Zudem stelle sich die Frage, ob der Festumzug dem Verein etwas bringe.

Auch Christian Jakobs vom Förderverein Hummelberg ist wieder angefragt worden. „Ich kann es mir vorstellen, aber ich weiß noch nicht, ob ich es zeitlich einrichten kann“, räumt er ein, dass er nicht klar zu- oder abgesagt hat. Warum die Resonanz dieses Mal so mau ist, könne er sich nicht erklären. „Wir waren ein schöner Trupp in Sangerhausen. Ich bin als Dr. Tolberg kostümiert gelaufen.“

Und selbst Nachtwächter Jeff Lammel ist sich noch nicht sicher, ob er nach Quedlinburg fährt oder nicht. Es reize ihn schon, doch: „Wenn ich beim Festumzug mitlaufe, will ich auch meine Heimatstadt Schönebeck vertreten – aber nicht alleine.“ Wenn sich also noch zwei, drei Leute finden würden, die sich ihm anschließen und ein kurzfristiges Anmelden noch möglich wäre ...

Mitstreiter könnte Jeff Lammel finden. Nämlich in den beiden, die gern mit zum Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg gefahren wären und sich auch bei der Stadt zurückgemeldet hatten: Micheline Werner und Holger D. Freßdorf. „Es war sehr traurig, dass die Teilnahme in Eisleben abgesagt werden musste, wir hatten gute Ideen und schon viel vorbereitet“, erinnert sich Micheline Werner. Sie ist schon bei vorherigen Landesfesten für Schönebeck beim Umzug mitgelaufen. Die große Gruppe in Sangerhausen sei schön gewesen, „ich hatte ein wunderschönes grünes Kleid an, war eine Hofdame aus dem 16. Jahrhundert“, schwärmt sie. Die Entscheidung der Stadt aufgrund der Rad-Engel konnte sie verstehen. Auf Quedlinburg hatte sie sich gefreut. Es sei schade, dass sich kaum jemand gemeldet habe.

Das findet auch Holger D. Freßdorf. Er wäre gern beim Umzug dabei gewesen – für den Förderverein Salzlandmuseum. Zugegen wird er aber sein und zwar für den Solepark. Das Team ist an allen Tagen mit bis zu acht Mitarbeitern im touristischen Dorf Elbe-Börde-Heide anzutreffen und rührt für die Stadt die Werbetrommel.

Übrigens: Die Mitstreiter des Radsportmuseums Kleinmühlingen sind die einzigen aus dem Altkreis Schönebeck, die mit einem Fahrzeug am Umzug teilnehmen. „Ein Auto mit zwei Rennrädern drauf, dahinter zehn Radfahrer in blauen Friedensfahrttrikots“, so Museumsleiter Horst Schäfer. Mit den Vorschriften hat er kein Problem. Zwei Ordner seien eingeplant. Sollen es mehr sein, finde sich auch eine Lösung. „Wir machen mit, das ist eine tolle Sache.“

Daniel Mouratidis, stellvertretender Regierungssprecher, bittet um Verständnis. Die Ordner seien notwendig, damit es nicht zu Verletzungen kommt, wenn beim Festumzug Laster fahren. Rad-Engel seien bei anderen Großveranstaltungen gang und gäbe. Wenn etwas passiert, käme sofort die Frage, ob man es nicht hätte verhindern können. Warum denn die Schönebecker nicht als Laufgruppe teilnehmen, fragt er sich, dann bräuchten sie keine Ordner. Oft würde das imposanter wirken als ein Laster.