1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Terrorgefahr beim bunten Festumzug?

Sachsen-Anhalt-Tag Terrorgefahr beim bunten Festumzug?

Schönebeck wird sich nicht am Umzug zum Sachsen-Anhalt-Tages beteiligen. Der Veranstalter hat die Sicherheitsvorschriften verstärkt.

Von Olaf Koch 28.04.2017, 03:02

Schönebeck/Eisleben l Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) ist die Resignation anzuhören. Als ihn die Volksstimme am Donnerstag telefonisch zu der Absage befragt, ist Knoblauch, der gern und lange feiert und die Stadt repräsentiert, enttäuscht. „Es tut uns wirklich leid“, so der Oberbürgermeister. Sehr gern hätte er mit vielen anderen Schönebeckern in diesem Jahr am Umzug des Landesfestes in der Lutherstadt teilgenommen. Die Planungen dafür waren schon ziemlich weit fortgeschritten.

Aber was in den vergangenen Tagen von den Veranstaltern aus Luthers Sterbestadt im Schönebecker Briefkasten lag, erinnert mehr an einen Staatsbesuch des US-Präsidenten als an ein fröhliches Bürgerfest: Ausführlich wird auf mehreren Seiten schriftlich dargestellt, wie unter anderem die Fahrzeuge beim Umzug zu sichern sind. Das aus Eisleben zur Verfügung gestellte Sicherungsschema erweckt den Eindruck, als würde es direkt aus dem Lehrbuch von Personenschützern des Bundeskriminalamtes kommen.

Konkret ist da unter anderem zu lesen: „Die Absicherung der Fahrzeuge während des Umzuges ist durch volljährige Begleitpersonen (Rad-Engel) auf beiden Seiten vorzunehmen. Fahrzeuge unter fünf Metern Länge sind auf jeder Seite durch jeweils eine Person zu sichern. Fahrzeuge über fünf Metern Länge sind an jeder Achse des Fahrzeuges rechts und links durch Personen abzusichern.“

Die mitgelieferte, erklärende Zeichnung zeigt Beispielfahrzeuge und wie die Begleitpersonen die Fahrzeuge zu sichern haben. Die Veranstalter schreiben zudem vor, dass die Absicherung der Fahrzeuge primär von den teilnehmenden Gruppen zu tragen ist. Die Schönebecker und andere Städte sollen also mit eigenem Sicherungspersonal zum Sachsen-Anhalt-Tag nach Eisleben reisen.

„Die angespannte Terrorlage hat uns zu diesem Schluss kommen lassen“, sagte auf Anfrage der Volksstimme Susann Gabriel vom Organisationsteam des Sachsen-Anhalt-Tages. Das Wort „Rad-Engel“ mit seiner positiven Ausstrahlung verbirgt den eigentlichen Zweck dieser begleitenden Wachposten. Es ist eine „zivile Security“, die unter Umständen nicht den Hauch einer Ausbildung hat – also eine Art Bürgerwehr, die von der Kommune verpflichtend gefordert wird.

Die Frage, die einige Teilnehmer aus Schönebeck am Donnerstag im Gespräch mit der Volksstimme stellten, ist nicht von der Hand zu weisen: Was sollen die Begleitpersonen bei einem Terrorangriff eigentlich ausrichten? Der Festumzug soll am Sonntag, 18. Juni, in der Zeit von 10.30 bis etwa 13 oder 14 Uhr stattfinden. Hierin sieht ein Schönebecker Teilnehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, auch die Begründung: Er mutmaßt, dass der Festumzug von der Länge her und von der Zeit jetzt schon zu umfangreich ist. Deshalb soll er mit zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen indirekt gekürzt werden.

Wie Oberbürgermeister Knoblauch berichtete, sahen die Planungen der Schönebecker vor, dass sie mit zwei Fahrzeugen in dem Umzug auftreten. „Das hätte ein tolles Bild gegeben“, schwärmte das Stadtoberhaupt. „Wir wollten einen Badezuber mit Leuten mitnehmen und so das Solebad symbolisieren. Außerdem hätten wir das Gradierwerk gezeigt.“ Auch die Wasserwehr Schönebeck hat nach der Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen inzwischen das Handtuch geworfen.

Wie Bert Knoblauch weiter berichtete, war die Zeit zu kurz, nun zusätzliche „Rad-Engel“ zu organisieren. Der Grund: Bis zum Freitag erwartete der Landkreis eine definitive Zu- oder Absage der Stadt. „So mussten wir uns leider entschließen, nicht an dem Umzug teilzunehmen“, so Bert Knoblauch.

Das wird aber ganz eiserne Sachsen-Anhalt-Tag-Teilnehmer aus der Elbestadt nicht davon abhalten, nach Eisleben zu fahren. Die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen gelten nämlich nur für Fahrzeuge, nicht für Fußgänger.