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Salzlandmuseum Die Hand macht, was sie will

Im Salzlandmuseum Schönebeck ist eine Ausstellung mit Karikaturen von Heinrich Huke junior eröffnet worden.

Von Ulrich Meinhard 28.01.2017, 00:01

Schönebeck l Eine knackige Blondine steht vor der Himmelspforte. Petrus fleht sie an: „Bereue bitte, bitte wenigstens ein kleines, kleines bisschen - dann könnte ich dich reinlassen.“ Heinrich Huke junior ist ja für seine Landschaftsbilder bekannt - dass er auch Karikatur kann, ist sicher für viele kunstinteressierte Menschen eine kleine Überraschung. Eine Ausstellung von 27 seiner mit der spitzen Feder gezeichneten Bilder ist jetzt im Salzlandmuseum zu sehen.

Dabei hat sich der Künstler bereits zu DDR-Zeiten, als er noch als Werbegestalter im damaligen Sprengstoffwerk arbeitete, dieser Form der Darstellung gewidmet. Karikaturen von ihm erschienen ab 1972 vor allem in der Betriebszeitung „Friedenstat“. Ohne Zensur? „Nein, die gab es schon“, erinnert sich Heinrich Huke etwa an eine Karikatur, die Drillinge zeigte, von denen eines schwarz war. Die auf dem Bild vermerkte Aussage, man möge doch einen Eimer mit weißer Farbe besorgen, kam bei den Betriebsoberen nicht gut an.

Zur Vernissage am Donnerstagabend war der Saal im Salzlandmuseum voll besetzt. Museumsleiterin Petra Koch erinnerte in ihrer Laudatio daran, dass ihr Kollege Frank Löbig und sie Karikaturen von Huke erstmals bei einer Ausstellung anlässlich seines 75. Geburtstages im Stadtwerkehaus zu Gesicht bekamen. „Sie lagen etwas versteckt in einer Vitrine. Wir staunten nicht schlecht. Wir hatten ja keine Ahnung, dass solche Talente in ihm stecken“, sagte Petra Koch. Für sie habe festgestanden: Eine Ausstellung mit Huke-Karikaturen soll so schnell wie möglich im Salzlandmuseum zu sehen sein. Und diese Idee ist jetzt Realität geworden, die Exposition kann bis 12. März in Augenschein genommen werden.

Der Titel der Sonderausstellung „Mein Gott, Heiner!“ ist, so sagte es der Künstler selbst, ein oft in seiner Familie zu hörender Ausspruch. Besonders eine Person sage diesen Satz oft, deutete er an. Andererseits begleite ihn der Ausruf schon seit Kindheit an, zum Beispiel einst im Gesangsunterricht oder in der Berufsausbildung, als er im Übermut anstatt Holzbalken an einem Baum hängende Äpfel bunt anstrich.

Weshalb manchmal Karikaturen entstehen, ist auch für Huke selbst oft verwunderlich. „Ich möchte ja was anderes machen, aber die Hand macht, was sie will. Und dann kommt so etwas dabei heraus“, verwies er auf ein eigenwilliges inneres Dilemma, mit dem er aber recht gut leben kann. Nur mit der modernen, also der mehr oder minder abstrakten Malerei wolle sich der 75-Jährige noch etwas Zeit lassen. „Wenn ich Demenz und Parkinson bekomme, dann kommen bestimmt auch interessante Sachen raus“, meinte er mit einem Schuss an schwarzem Humor. Heinrich Huke argwöhnte über das Publikum der Vernissage: „Wenn Sie nachher die Räume verlassen - vielleicht denken Sie dann auch: ‚Mein Gott, Heiner‘.“