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Salzlandmuseum Was ist Omas Porzellan Wert?

Im Salzlandmuseum in Schönebeck schätzen Experten für Laien den Wert alter Gegenstände ein. Zwischen Plunder und Raritäten ist alles dabei.

Von Dan Tebel 16.03.2018, 06:00

Schönebeck l Ob die alte und verstaubte Standuhr im Keller oder Omas gutes Porzellan-Servies – bestimmt aus Meißen – liebevoll eingewickelt in Zeitungspapier einer Schönebecker Volksstimme-Ausgabe von 1953: Jeder kennt und hat diese alten Gegenstände, die ja zu schade zum Wegwerfen und zu alt für die moderne Wohnung sind. Was macht man damit? Nachher verbirgt sich unter der unbekannten Landschaft, mit Öl auf Leinwand gebannt, doch noch ein echter Van Gogh. Und Oma meinte ja ohnehin immer, dass das alte Service noch richtig gutes Material ist.

Ob daran auch etwas dran ist, können am Sonntag Experten im Salzlandmuseum beurteilen. Die Veranstaltung „Plunder oder Rarität?“ organisiert Reinhard Banse, Vorsitzender der Landesgruppe der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde, gemeinsam mit dem Salzlandmuseum. Und das seit mindestens zehn Jahren, wie er im Gespräch mit der Volksstimme erzählt. In jedem Fall gibt es die Veranstaltung zwei Mal im Jahr.

Aus der ganzen Region und sogar aus Niedersachsen reisen die jüngeren und älteren Gäste an diesem Tag an, weiß er zu berichten. „So etwas gibt es in Sachsen-Anhalt sonst ja nicht.“ Und die Resonanz zeigt sich an den zahlreichen Besuchern, für die das Museum in den vergangenen Jahren extra Stühle aufstellt habe, damit die Gäste nicht so lange im Stehen warten mussten, erklärt der Experte für Ordenskunde.

Nicht nur er selbst schätzt alte Münzen, Medaillen, Orden und Auszeichnungen ein. Unterstützung erfährt der Schönebecker auch von Karl Klittich, vom Antiquariat Klittich-Pfankuch, aus Braunschweig. Der Antiquitätenhändler reist extra zu diesem Termin an, um die Gegenstände zu bewerten. Der Kontakt zu Karl Klittich kam spontan. Banse habe ihn einfach gefragt und er habe einfach bestätigt. „Und dann sogar noch einen Kollegen mitgebracht“, erzählt Banse schmunzelnd. Ein Selbstläufer also.

Aber wie vertrauenswürdig sind die Bewertungen? Die Experten berufen sich auf die langjährigen Erfahrungen auf den jeweiligen Fachgebieten. Eine gezielte Ausbildung gibt es nicht. Reinhard Banse selbst beschäftigt sich schon seit der Wende – also seit mehr als 25 Jahren – mit der Ordenskunde, erzählt er. Das geschulte Auge rückt natürlich bei der Bewertung der Gegenstände besonders in den Fokus. Gerade bei Bildern, die laut Banse mit am häufigsten vorgezeigt werden, sind die Details entscheidend. „Manchmal handelt es sich dabei auch um Fälschungen, zum Beispiel vergrößerte Postkarten, die mit Lack überzogen sind.“ Daneben würden aber auch alte „echte“ Postkarten und Porzellan-Figuren sehr häufig vorgezeigt, berichtet der Schönebecker.

Manchmal befinden sich unter ihnen aber tatsächlich echte Schätze aus der Meißener-Manufaktur. Der Laie lässt sich aber auch zu gern von der Entstehungszeit des Gegenstandes verwirren. Alt bedeutet nicht gleich wertvoll. So sehe Banse zum Beispiel oft Eiserne Kreuze 2. Klasse, zum Beispiel aus dem Jahr 1914. Die Metall-Anstecker wurden aber fünf Millionen Mal verliehen, wie Banse anhand eines Dokumentes aufzeigt. Ihr Wert ist dadurch gering.

Es sind aber auch nicht immer die Werte, die entscheidend sind. Der Schönebecker Experte berichtet von einem Landwirt, der einmal Handschriften aus dem 16. bis 17. Jahrhundert angeschleppt hatte. Die uralten Aufzeichnungen aus dem Keller hatten natürlich eher symbolischen Charakter. Aber auch Notgeldscheine aus den 1920er Jahren, die zwar nicht viel materiellen aber dafür sehr viel historischen Wert besitzen, seien schon vorgelegt worden, erinnert er sich. „Einmal kam auch eine junge Frau mit einigen Kisten Schmuck, Uhren und Etuis“, erinnert sich Banse. Es sei immer überraschend, welche Gegenstände die Menschen ausgraben.

Und selbst alte Notenbücher aus der Schule hatten die Experten bereits auf dem Tisch. Auch diese sind kaum etwas wert. So etwas sei vermutlich besser in alten Archiven der Schulen aufgehoben, vermutet Reinhard Banse und unterbreitete den Vorschlag.

Und wenn doch der große Fund dabei ist? Generell werde an diesem Tag der Veranstaltung nichts Großes aufgekauft, erklärt Reinhard Banse. Kleinere Gegenstände wie Orden könnten schon den Besitzer wechseln, aber bei größeren oder wertvolleren Gegenständen wird ein separater Termin mit einem Antiquariat vereinbart.

„Plunder oder Rarität“ am Sonntag, 18. März, 10 bis 13 Uhr, im Salzlandmuseum.