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Sammler-Serie Weltendrachen hilft beruflich und privat

Henry Rudat aus Calbe besitzt mehr als 50 Drachenfiguren in unterschiedlichsten Ausführungen. Mit 13 Jahren begann er zu sammeln.

Von Susann Salzmann 04.01.2018, 23:01

Calbe l Betreten Sie die Wohnung von Henry Rudat und Sie begegnen Nessie, dem nachgesagten drachenähnlichen Ungeheuer aus Loch Ness. Lernen Sie die Hydra von Lerna kennen, die laut griechischer Mythologie neun Köpfe besitzt, Menschen frisst und eine Schwester der Sphinx sein soll. Oder Fafner, dem Gegner Siegfrieds in der Nibelungensage. Zu sehen ist auch die Nagas, eine indische Schlangengottheit oder Leviathan, das von Gott vernichtete biblische Seeungeheuer. Der 31-Jährige hat nicht nur ein kämpferisches Drachenherz, sondern auch eine Passion für die Gestalten aus Metall.

In der Kindheit schwärmte der Calbenser für Dinosaurier. Auf die Frage, was noch interessanter sei als ein Dino, kommt er zu dem Schluss: „Ein Dino, der fliegen und Feuer spucken kann“, grinst der junge Mann. Das war vor 18 Jahren. Mit 13 Jahren hält der erste Drache Einzug ins Kinderzimmer. Dutzende folgen. Aktuell sind es mehr als 50 der für ihn mystisch und kraftvoll anmutenden Wesen.

Geordnet und sicher vor ungeplanten Einflüssen tollpatschiger Dritter stehen sie in einer Vitrine. Auf dem Regal, dem Schreibtisch, der Nachttischkommode. Im Flur grüßt bereits das erste - und bisher einzige - hölzerne Gesichtsabbild eines Feuerdrachens. Die nach oben gebogenen Hörner sind unübersehbar. „Solche könnte auch der Teufel besessen haben“, erzählt der Fachinformatiker und spielt damit auf die allgemeingültige Vorstellung über den Teufel an, der im Volksglauben Hörner besitzt. All diese Figuren sind nicht wahllos zusammengestellt, sondern gehören zum Großteil zu Sagen. So wie Leviathan, das Seeungeheuer der jüdisch-christlichen Mythologie. Seine Beschreibung enthält Züge eines Krokodils, eines Drachens, einer Schlange und eines Wals.

In der Küche finden sich 3D-Bilder mit wechselnden Motiven. Im Kleiderschrank liegen die T-Shirts und Pullover mit Drachenaufdruck ordentlich zusammengelegt. Kurzum: Kein Zimmer, das ohne die mystischen Wesensfiguren auskommt. Um seinen Hals trägt er eine Kette mit einem goldenen Weltendrachen. Dieser ist sein Talisman. „Der schenkt mir bei Herausforderungen im Alltag Mut und Selbstvertrauen“, ergänzt Henry Rudat und blickt auf den fein gearbeiteten Kettenanhänger, den er seit sechs Jahren bei sich trägt. Zu zig Anlässen habe er ihm bereits Glück gebracht: Bei Vorstellungsgesprächen - und sogar zu Dates.

Was Rudat allerdings am meisten beeindruckt, sei das Vorkommen der Drachen in jeglichem Kulturkreis - „obwohl es früher zwischen diesen keine rechte Kommunikation gegeben haben soll“, wundert er sich bisweilen immer noch selbst über die unterschiedlich herausgeprägten Drachenabbilder. So seien etwa die europäischen Figuren eher mit vier Beinen ausgestattet. Nur wenige, meint Rudat, besäßen anstelle der Vorderbeine armähnliche Gliedmaßen, um damit Waffen wie Schwerter etc. zu halten.

Inwieweit seine Sammlung noch anwachsen soll und wird, lässt er offen. Das entscheide sich spontan. Sozusagen bei Liebe auf den ersten Blick. Diese spontane Verliebtheitsreaktion habe ihn zuletzt auf einem Flohmarkt ereilt. Im Dezember kam erst ein neues Exemplar zu seiner Sammlung, das zugleich aufgrund der für Rudat empfundenen realistischen Gestaltung in Braun- und Rottönen zu seinem neuen Lieblingsobjekt priorisierte.

In den Figuren, die je nach Größe schon auch einmal bis zu 30 Euro pro Stück kosten können, findet er große Detailverliebtheit, ohne dass die Drachenabbilder zu kitschig wirken. Den „kunterbunten Schmusedrachen“ oder die Drachengestalt als Dekoelement für seinen Garten - das wäre nichts für ihn, gibt er unumwunden zu.

Könnte der Sammler übrigens eine Fähigkeit der Drachen übernehmen, dann mit Sicherheit das Fliegen, damit er stets den Überblick behalte.