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Sanierung Viel Geld für den Friedhof

Rund 570.000 Euro fließen auf dem Barbyer Friedhof in die Hochwasserschadensbeseitigung.

Von Thomas Linßner 12.03.2019, 10:00

Barby l Im Sommer 2013 stand etwa ein Viertel des Friedhofes unter Wasser. Es war ein bizarres Bild: Zwischen den Grabsteinen tummelten sich Enten, als sei hier ein Angelteich. Wie auch die benachbarten Schrebergärten und angrenzenden Wohnsiedlungen waren die Gräber nur über Stege erreichbar. Das aus Richtung Tornitz strömende Drängewasser konnte nicht bei Glinde in die Elbe abfließen.

Frank-Holger Heinrich vom Bauamt der Stadtverwaltung koordiniert den Bauablauf. Wobei er den „Friedhofsbetrieb“ genau im Auge haben muss, damit bei Trauerfeiern nicht etwa Bagger oder Rüttelplatten die Beisetzung stören. Damit das gelingt, wurde von der Otto-Beckmann-Straße eine Baustraße eingerichtet. Sie führt durch jene Mauerlücke auf der Westseite, die von der letzten Sanierung vor knapp 20 Jahren stammt. Ohne diese Öffnung müssten die schweren Baufahrzeuge von der Schulzenstraße her über den gesamten Friedhof fahren. Was einerseits die bestehenden Wege kaputt machen, andererseits die Andacht der Friedhofsbesucher stören würde.

Wie Heinrich sagt, werde diese einst provisorische Maueröffnung nach Abschluss der Arbeiten mit einem Tor verschlossen. Vor gut zehn Jahren diskutierte der Stadtrat über den Bau von Parkplätzen an dieser Stelle. Umgesetzt wurde das Vorhaben bis heute nicht. „Das Land gehört der Stadt - dies wäre nicht das Problem“, meint der Bauamtssachbearbeiter. Allerdings müsste die Finanzierung durch die Stadt gestemmt werden, weil ein Parkplatz mit entsprechender Zuwegung nicht Bestandteil der Hochwasserschadensbeseitigung ist.

Weil in wenigen Wochen wieder die „Gieß-Saison“ beginnt, werden fünf provisorische Wasserentnahmestellen installiert. Das bisherige Formen-Sammelsurium der alten neun Wasserbassins wird entfernt. „Wir haben bei der Sanierung der Wege das vorhandene Wasserversorgungsnetz in einer zu flach verlegten Bauweise angetroffen“, erzählt Frank-Holger Heinrich. Die Rohre lagen nicht wie vorgeschrieben tief genug im frostfreien Bereich. Eine Tieferlegung der vorhandenen Leitungen aus verzinktem Stahlrohr schied aufgrund deren maroden Zustands aus. „Wenn wir die angefasst hätten, wären sie zerbröselt“, sagt Heinrich lakonisch.

Jetzt wurde ein neues Leitungssystem aus Kunststoffrohren im Boden verlegt. Neun Schöpfstellen aus Werkstein werden in Abstimmung mit der Denkmalbehörde an gleicher Stelle errichtet. Was aber erst im Sommer geschieht. Bis dahin müssen die Friedhofsbesucher mit fünf Bassins und damit längeren Wegen bis zu den Gräbern vorlieb nehmen.

Nach mehreren Pestepedemien wurde der Barbyer Friedhof im 14. Jahrhundert weit außerhalb der Stadt angelegt. Hundertprozentig steht fest, dass er 1540 existierte. Unklar ist dagegen das Alter der Kapelle St. Georgii. Sie könnte sogar in ihrer Gründung aus der Romanik stammen. Die Umfassungsmauer stammt zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert. Man erkennt es an einigen klosterformatigen Ziegelsteinen, die mit 285 x 135 x 85 Millimetern größer sind, als das heute noch verwendete Reichsformat von etwa 250 x 120 x 65 Millimetern.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Einfassung stark zerstört und erst wieder zwischen 1699 und 1733 in mehreren Bauabschnitten errichtet. Den Ton für die Ziegel gewann man am Kuhwerder bei Monplaisir.

„Schadhafte Bereiche dieser Mauer werden wir sanieren“, kündigt Frank-Holger Heinrich an. Der Bereich am Jungfernstieg gehört dazu allerdings nicht. Hier brach die Ziegelsteinmauer Ende 2011 nach einem heftigen Wintersturm um und ist damit kein Hochwasserschaden. Vor rund 120 Jahren hatte man die Eichen zu dicht an die Nordmauer des Friedhofs gepflanzt; das Terrain zum Jungfernstieg liegt zudem deutlich niedriger. Damit ist der Erddruck auf der Friedhofsseite größer. Als letzte Sanierungsarbeit ist im Spätherbst der Eingangsbereich an der Schulzenstraße vorgesehen. Hier wird die Zufahrt mit Natursteinen neu gepflastert. „Die gesamte Maßnahme soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein“, sagt Heinrich.