Schönebecker trotzen der Hammerhitze

Schönebeck - Wow! Was für ein Wetter! Wer kann, zieht sich bei Rekordtemperaturen ins Freibad zurück. Ach ja, da war ja was ...

... die Sanierung des Schönebecker Freibades lässt immer noch sich warten. Das wird auch erstmal so bleiben. Zwei Jungs im Kurpark machen aber aus dem Mangel an öffentlichen Badestellen eine Tugend. Zugegeben, etwas komisch haben Soleparkleiterin Sibylle Schulz und „Kurparksherrif“ Jessika Rogat schon geschaut, als zwei Jungen im Brunnen vor dem Lindenbad planschen. Lennox und Dilo sind quasi schon auf dem Rückzug ihres neu erklommenen Platschgewässers in historischer Kulisse. Für das Foto lassen sie sich noch einmal erwärmen – oder erkühlen? „Für die Zeitung mache ich fast alles“, sagt Lennox. Gesagt getan: Denn auch der Volksstimme-Fotograf bekommt auf Extra-Wunsch einige Spritzer ab.

Es gibt aber auch Möglichkeiten, sich abzukühlen, ohne komplett ins Wasser steigen zu müssen. Emely führt es auf dem Markt vor. Mit einem Fuß im kühlen Nass, schleckt sie gleichzeitig ihr Lieblingseis: Stracciatella. Bei diesem Wetter gehe sie aber auch lieber baden, sagt die Achtjährige.

Ein paar Meter entfernt sitzen Manfred und Hannelore Höschel aus Wespen bei Barby. Zwischen zwei Terminen haben die beiden einen schattigen Platz auf einer Bank ergattern können. Die Zeit reicht aber nur für ein schnelles Eis (Stracciatella und Latte Macchiato) und einen Hinweis auf das beste Sommergetränk, zumindest wenn es nach Manfred geht. Kühles Wasser mit einem Schuss Orangensaft trinkt er nämlich am Liebsten bei diesen heißen Temperaturen. Mittlerweile erkundet der einjährige Luke mit seiner Mutter die Wasserspiele auf dem Markt. Der beste Ort in der Region, um das Sommerwetter auszuhalten, sei der Kurpark in Salzelmen, verrät die Mutter. Außerdem sei es wichtig, dass viel Wasser getrunken werde, sagt sie.

Das kann auch die Schönebecker Kinderärztin Helga Fritsche bestätigen. Vor allem kleinere Kinder müsse man öfter erinnern, ausreichend zu trinken. Die Ärztin hat aber noch weitere Tipps gegen die Hitze. Kinder solle man nicht der prallen Sonne aussetzten, sagt sie. Außerdem sei für sie ein hoher Sonnenschutz nötig. „Beispielsweise Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor 50 oder höher“, rät die Ärztin. Denn: „Ein Hitzekollaps kommt schnell.“ Nach Angaben von Helga Fritsche gibt es diese Fälle in ihrer Kinderarztpraxis aber ganz selten.

Wer nicht das Glück hat an diesen heißen Tagen Hitzefrei zu bekommen, muss arbeiten gehen. Für einige Menschen ist der Arbeitsplatz draußen, auch bei diesen Temperaturen. Einer von ihnen ist der Paketzusteller Frank Meier. Er hat von seinem Arbeitgeber spezielle Kühlhandtücher gegen die Hitze bekommen, erzählt er. „Die Leute geben mir bei diesem Wetter auch manchmal eine Flasche Wasser mit. Es ist aber trotzdem anstrengend“, sagt er.

Auf einen frühen Feierabend freut sich hingegen schon die Erdbeeren- und Spargelverkäuferin Gianina Harasenanic. Aufgrund der Hitze dürfe sie schon um 15 Uhr nach Hause fahren. Bis dahin hat sie an ihrem Stand beim Edeka-Center viele Kunden zu bedienen. „Wenn ich Zeit habe, trinke ich ganz viel“, erzählt Harasenanic und deutet dabei auf eine große Tragetasche voller Wasserflaschen.

Die Taxifahrer haben ebenfalls mit der Hitzewelle zu kämpfen. Besonders das Heben von Koffern sei bei dem Wetter anstrengend, sagt Frank Schreiber. „Wenn es geht, muss man zusätzliche Pausen machen.“ Damit er beim ständigen Ein- und Aussteigen aus seinem Taxi keinen Hitzekollaps bekommt, stellt er seine Klimaanlage im Auto nicht zu kalt ein.

Dazu rät auch Gerhard Wolter aus dem örtlichen Kreisvorstand des Automobilclubs ACE. „Die Klimaanlage darf den Fahrer und die Passagiere nicht direkt anblasen. Sie muss so eingestellt werden, dass sich die kühle Luft gut im Auto verteilt“, ergänzt er. Vor der Fahrt müsse das aufgeheizte Auto gut durchgelüftet werden, sagt Wolter. Sofort ins heiße Auto zu steigen und mit hoch aufgedrehter Klimaanlage los zu fahren, sei der falsche Weg, meint Wolter.

Die Hitzewelle belastet auch die Tierwelt, weiß Grit Liebelt von der Naturschutzorganisation Nabu in Sachsen-Anhalt. „Zahlreiche natürliche Wasserstellen trocknen bei so sonnigem Wetter schnell aus“, erklärt sie. Ein Teich oder Vogeltränke im Garten sind eine wichtige Alternative für die Tiere. Bei Hitze verhalten sie sich wie wir Menschen, sagt Liebelt. „Die Tiere meiden Bewegung, ziehen sich in den Schatten zurück und gehen baden.“