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An Breitenhagens Fährstelle wurden nicht nur 16 Alu-Zaunfelder gestohlen Schrottklau greift immer mehr um sich: Historische Anker aufgeladen

Von Thomas Linßner 16.02.2013, 02:22

Die hohen Weltmarktpreise von Schrott ließen Metalldiebstähle in vergangener Zeit in die Höhe schnellen. Jüngstes Beispiel ist Breitenhagen, wo an der Fähre Alu-Zaunfelder und historische Schiffsanker geklaut wurden.

Breitenhagen l Unbekannte Diebe stahlen in der Nacht zum 3. Februar 16 Zaunfelder aus Aluminium von der Breitenhagener Fährstelle (die Volksstimme berichtete). Sie müssen gestört worden sein, da ein paar Felder unberührt blieben. Die Fährstelle ist zwar nachts verwaist - in Sichtweite liegt aber der Ortsteil Alt Tochheim.

Doch nicht nur den teuren Zaun schraubten die Diebe ab: Auch drei historische Schiffsanker luden sie auf. Es handelt sich um zwei Klipp- und einen Schleppanker, wie sie auf Elbe-Binnenschiffen eingesetzt wurden. Sie stammen zum Teil aus dem 19. Jahrhundert, sind also echte Antiquitäten.

Kamen die Diebe mit einem weißen Transporter?

Bereits vier Jahre zuvor war an dieser Stelle schon mal ein Anker verschwunden. Damals ging man davon aus, dass er von einem "Liebhaber" geklaut wurde und vielleicht in irgendeinem Vorgarten steht.

Der jüngste Metalldiebstahl trägt eine andere Handschrift. Hier waren offensichtlich organisierte Metalldiebe am Werk, die ihr Diebesgut auf gewerblichen Schrottplätzen versilbern.

Hört man sich in dem Elbedorf um, sei in besagter Nacht einigen Bürgern ein weißer, offener Transporter aufgefallen, der durch Breitenhagen fuhr. Es war jener Abend, als die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr stattfand. Ob es sich um das Diebesfahrzeug handelt, bleibt Spekulation.

Laut Angaben der Stadtverwaltung Barby waren die Zaunfelder nicht versichert. Der Wiederbeschaffungswert beträgt rund 4000 Euro. Der Schrottpreis dürfte nur ein Bruchteil davon betragen. Bei der Polizei wurde Anzeige erstattet.

Wie die Pressestelle der Polizei in Bernburg mitteilt, gebe es für Schrotthändler keine gesetzlichen Auflagen, sich bei Abgabe von Metall den Personalausweis vorlegen zu lassen. Einige Händler würden das tun, andere nicht.

Im Internet ist die Branche gut aufgestellt, wirbt für Ankäufe. So kann man auf der Seite "Schrott.de" die jeweiligen Aufkaufpreise berechnen lassen. Für eine Tonne reines Kabel-Kupfer werden danach gegenwärtig in Sachsen-Anhalt 5100 Euro gezahlt. Aluminium, so wie es in Breitenhagen verschwand, liegt bei 1000 Euro. Für sogenannten Scherenschrott - darunter dürften die Anker fallen - bekommt der Verkäufer 230 Euro.

Kurz nach dem Breitenhagener Diebstahl wurden an den Trinkwasseranlagen des Wartenberges Zaunfelder abgeschraubt. Auch hier waren vermutlich Organisierte mit dem Akku-Schrauber am Werk. Es ist nicht auszuschließen, dass es die selbe Bande war.

Die Diebe suchen sich mit Vorliebe einsame, abgelegene Orte aus. So beispielsweise im März 2011 den "Seepark Barby". Dort waren es dutzende 1,85 mal 2,50 Meter große Zaunfelder, die verschwanden. Allem Anschein nach die selben Täter hatten einige Nächte zuvor mehrere großformatige Edelstahlplatten der Skater-Anlage neben dem Umspannwerk geklaut, die seitdem unbrauchbar ist.