Schützenkönigin Kein Schuss zu hören

Den Giebel des Schattschneiderschen Hauses in Glöthe schmückt seit Sonnabend die Schützenscheibe der diesjährigen Schützenkönigin Heike.

Von Andreas Pinkert 25.09.2016, 18:01

Calbe/Glöthe l Am Sonnabendnachmittag in der Alten Thomas-Müntzer-Straße in Glöthe: Die Sonne scheint über dem Bördedorf, die Vögel zwitschern. Doch den Schuss hat man hier nicht gehört - und das im ganz wörtlichen Sinn. Eigentlich sollten Salutschüsse in die Luft donnern, so, wie es die Schützenschwestern und -brüder des Calbenser Schützenvereins 1993 in den vergangenen Jahren immer gehandhabt hatten. Aber auch für lautstarke Traditionen müssen Genehmigungen seitens der Kommune vorliegen und diese hätten die Schützen sehr früh beantragen müssen, noch vor dem eigentlichen Königsschießen Ende Mai (Infokasten).

„Ich bin erst im Februar mit meinem Mann in den Calbenser Verein eingetreten. Ich war selbst überrascht, dass ich beim Königsschießen so erfolgreich bin.“

Doch auch ohne Schüsse herrscht an diesem Nachmittag Feierlaune unter den Anwesenden. Am Giebel des Schattschneiderschen Scheunengebäudes wird die Leiter aufgestellt, um die Metallscheibe anzubringen. Bei dieser Zeremonie bedarf es schon des genauen Blicks aller. „Ist sie schon gerade?“, lautet die Frage von der Leiter herab in die Runde. „Noch nicht ganz“, lautet das einhellige Urteil. Nach einem kleinen prozentigen Schluck wird ein neuer Anlauf genommen, bis alle zufrieden sind. „Sehr schön“, meint die diesjährige Schützenkönigin Heike Schattschneider und betrachtet wohlwollend das Ergebnis.

Seit 1995 bewohnt sie mit ihrem Ehemann Dieter und zahlreichen Tieren das Glöther Gehöft. „Ich bin erst im Februar mit meinem Mann in den Calbenser Verein eingetreten“, sagt Heike Schattschneider. „Ich war selbst überrascht, dass ich beim Königsschießen gleich so erfolgreich bin.“

Von Schatzmeisterin Christine Wenzlawe bekommt sie schließlich die typischen Insignien des Erfolgs an die noch jungfräuliche grüne Schützenuniform geheftet. Dann lädt die Schützenkönigin zum geselligen Kaffeetrinken mit Selbstgebackenen ein.

Der Wahlcalbenser Dirk Ginsberg hat 2016 seinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich verteidigt. Damit führt er die Linie der Schützenkönige fort, seit Maurermeister August Schmelzer im Jahr 1845 den ersten Titel errang. Damals hieß der Verein noch „Uniformierte Schützen“, aus denen Anfang des 20. Jahrhunderts die „Uniformierte Schützengilde“ hervorging. Im Zweiten Weltkrieg wurden Schützenvereine verboten. Im Jahr 1993 gründeten 14 Frauen und Männer den Verein, der Mitglied im Landesschützenverband ist, unter dem heutigen Namen wieder neu.

Das Anbringen der Schützenscheibe von Dirk Ginsberg, die aus seinem Metallbauunternehmen stammt, erfolgte bereits an seinem Haus im Industriegebiet Nord Am Stadtfeld. Der Schützenbruder hat nach der Neuwahl am 17. September die Nachfolge von Hans Liebscher angetreten, der nach fünfjähriger Amtszeit seinen Posten als Vorsitzender aus persönlichen Gründen zur Verfügung stellte. Die Vereinsmitglieder bedankten sich bei ihm für sein Engagement. Weiterhin wurden Christel Hünemörder als Schriftführer und Christine Wenzlawe als Schatzmeisterin gewählt.

Im Juni dieses Jahres statteten die Calbenser der Burgdorfer Schützengilde 1593 in Niedersachsen einen Besuch ab. Damit füllen sie auf Vereinsebene als eine der wenigen Verbliebenen die 25-jährige Städtepartnerschaft mit Leben, denn von Anfang an pflegen die Calbenser eine gute Freundschaft zu Burgdorf. Wer Interesse an diesem Hobby hat, ist stets gern gesehen.

Mehr Informationen zum Schützenverein gibt es auch im Internet unter www.schützenvereincalbesaale.de.