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Schulbesuch Warren Green gibt Englischunterricht

Mehrfach hat sich die 9c der Schönebecker Maxim-Gorki-Schule für einen Besuch des Moderators Warren Green beworben. Jetzt war es soweit.

Von Emily Engels 05.04.2017, 01:01

Schönebeck l Der Londoner Warren Green nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er mit den Schülern der Maxim-Gorki-Schule spricht. „Würdest du auf dem Schulhof rufen: Ich tanze, wie wir es getan haben“, sagt er neckisch zu Jennifer Huke (15). Und ergänzt: „Das ist viel zu altmodisch.“ Ihm geht es bei der Übersetzung darum, dass die Alterssprache wiedergegeben wird, dass es sich ein bisschen cool anhört. „Auf keinen Fall übersetzen wir Wort für Wort“, so der Engländer.

Dass der aus dem Radio bekannte „Englishman“ (Engländer) Warren Green endlich mit ihnen im Englischunterricht einen Song übersetzt, können die Neuntklässler noch nicht so ganz glauben. Tatjana Randel (16) sagt: „Wir wollten bereits seit der siebten Klasse, dass er zu uns kommt.“ Doch da habe es gehießen, sie seien noch zu jung. In der achten Klasse gab es erneut eine Absage, erst jetzt in der neunten hat es geklappt. „Dass wir jetzt endlich mit ihm zusammenarbeiten konnten, ist echt cool“, erzählt die Schülerin.

Heute soll der Song „Dream on“ von Amy Macdonald übersetzt werden. „Wundert euch nicht, wenn ihr nicht alles versteht. Die Sängerin ist Schottin und hat einen schlimmen Akzent“, sagt Warren Green mit einem Augenzwinkern. Seine humorvolle Art kommt bei den Schülern sichtlich gut an. Denn die Neuntklässler lachen fast durchgehend. „Nicht übereinander, sondern miteinander – das ist ja das Schöne“, findet Tatjana Randel.

Genau diese Lockerheit ist es, was Warren Green mit seinen Besuchen im Englischunterricht erreichen will. „Man muss auch mal rumblödeln können. Schule soll doch schließlich Spaß machen“, sagt er. Mit seiner kräftigen Stimme, den Tätowierungen und den Shorts, die er trotz des trüben Wetters trägt, wirkt der Londoner locker und authentisch. Dass er einmal beim Radio landen würde, hätte der Engländer nie gedacht. 1992 ist er nach Deutschland gekommen, bis vergangenes Jahr hat er noch in Schönebeck gelebt.

Als er in einer Sprachschule gearbeitet hat, fiel im Radio ein Dolmetscher aus. Sein Chef fragte ihn, ob er das machen könne und schon war der erste Kontakt hergestellt. Die Idee, englischsprachige Songs in Klassenzimmern zu übersetzen, entstand erst vor vier Jahren.

Rita Muschel, Englischlehrerin an der Maxim-Gorki-Schule, war von Anfang an von der Idee begeistert. „Wann hat man schon mal die Chance, dass ein englischer Muttersprachler in den Unterricht kommt“, meint sie.

Den Song-Text übersetzen die Neuntklässler gemeinsam, einer von ihnen steht jeweils an der Tafel und schreibt. Laura David (15) meldet sich sofort für diese Aufgabe. „Du willst dich nur vor dem Übersetzen drücken“, scherzt Warren Green. Die Klasse lacht – Laura David inklusive. „Es ist einfach super lustig mit ihm“, findet sie.

Doch neben dem ganzen Spaß müssen die Schüler natürlich auch arbeiten. Einigen fällt das leicht. So sagt Nils Franke (15): „Da ich oft englische Videospiele spiele, konnte ich das Lied gut verstehen.“ Laura David (15) bezeichnet sich selbst als „mittelmäßig“ im Fach Englisch und hat sich umso mehr gefreut, mal einen echten Engländer im Unterricht zu haben.

Nachdem der Text fertig übersetzt ist, muss er noch fürs Radio eingesprochen werden. Hierfür wählt Warren Green Nils Franke und Jennifer Huke aus. „Es ist wichtig, dass ihr die Emotionen wiedergebt“, sagt der Engländer. Welche sind das überhaupt? „Der Text handelt von Liebeskummer“, sagt Laura David. „Richtig erkannt“, sagt ein zufriedener Warren Green.

Die Doppelstunde Englisch, die die Maxim-Gorki-Schüler wohl so schnell nicht vergessen werden, neigt sich dem Ende zu. Und was ist das Fazit der Englischlehrerin Rita Muschel? Sie spricht davon, wie gut es ihr gefallen hat und wie überrascht sie von den anderen Facetten ist, die ihre Schüler gezeigt haben. Nur einen Verbesserungsvorschlag hat sie. Warren Green solle unbedingt den Job wechseln. Sie schlägt vor: „Er sollte Englischlehrer werden.“