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Schule Aus für Zeugnisse zum Halbjahr?

Sollen die Halbjahreszeugnisse in Grundschulen abgeschafft werden? In Schönebeck halten Schulleiter und Eltern das für übertrieben.

Von Julia Puder 19.11.2018, 19:33

Schönebeck l Der Grundschulverband stößt mit seiner Forderung nicht nur beim Ministerium auf Widerstand. Einige Schönebecker Schulen möchten an der Tradition der Halbjahreszeugnisse in Grundschulen festhalten.

Frank Faust, Schulleiter der Waldschule Elbenau, denkt, dass ein Worturteil sehr wichtig ist, um den Eltern eine Zwischenmeldung zum schulischen Stand ihres Kindes zu geben. „Es ist natürlich viel Arbeit und eine hohe Belastung, aber darauf verzichten wollen wir nicht. Die Kinder wollen auch etwas schwarz auf weiß in der Hand haben, um es zum Beispiel ihren Großeltern zu zeigen“, erklärt Faust. Auch das Wort „Tradition“ fällt in den Gesprächen der Volksstimme mit den Schulleitern und Eltern sehr oft. „Man ist es einfach gewohnt ein Halbjahreszeugnis zu bekommen“, erzählt Daniela Schulze aus Schönebeck, „außerdem motiviert es die Kinder so weiterzumachen wie bisher oder sich zu verbessern.“

Auch Elvira Ludwig-Bauer, Leiterin der Grundschule Karl-Liebknecht, ist davon überzeugt, dass die Halbjahreszeugnisse wichtig für die Kinder sind, dennoch wünsche sie es sich unkomplizierter.

Das neue Zeugnisformular, das zum Schuljahr 2018/19 eingeführt wurde, fordert von den Lehrern Kommentare zu einzelnen Lernbereichen, wie Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Insgesamt müssen bis zu zehn Kategorien kommentiert werden.

Ihrer Meinung nach, sei außerdem der Zeitpunkt für die Debatte schlecht gewählt. „Acht Wochen vor Zeugnisausgabe möchte man darüber nicht nachdenken“, erklärt sie.

Alternativ könnten, laut Angaben des Grundschulverbandes, Elterngespräche geführt werden, um die Eltern über den Leistungsstand des Kindes zu informieren.

„Elterngespräche werden natürlich auch geführt, sollten die Halbjahreszeugnisse aber nicht ersetzen“, sagt Jeanette Ladebeck, Leiterin der Grundschule „Am Lerchenfeld“. Im Grunde sei es egal, „ob man den Nachmittag mit Gesprächen oder dem Schreiben verbringt“, erwidert sie. Auch die Eltern halten gesonderte Gespräche für essenziell. „Es ist wichtig mit den Lehrern persönlich zu reden, weil die Kinder einem ja nicht immer alles mitteilen“, sagt Heike Neundorf, deren Tochter in die vierte Klasse geht.

Stefan Schüler vom Regionalverband Schönebeck der GEW denkt, dass die Abschaffung der Halbjahreszeugnisse eine „Entlastung für Schüler und Lehrer“ wäre. Die Kinder hätten dadurch auch weniger Leistungsdruck. Um den Eltern trotzdem eine Rückmeldung zum Stand des Kindes zu geben, könnte man Gespräche führen oder den Zensurenspiegel ausdrucken.

Das Bildungsministerium lehnt die Forderung weiterhin ab.