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Schulsanierung Erst hoffen, dann umziehen

Der Altbau des Gymnasiums und die Sporthalle der Herder-Sekundarschule in Calbe sollen saniert werden. Das ist aber mit Umständen verunden.

Von Susann Salzmann 31.05.2018, 23:01

Calbe l Investieren, um durch verbesserte Technik letztlich Kosten einzusparen. Dafür sollen Fördermittel vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) genutzt werden. „Die Attraktivität der ländlichen Kommunen wird wieder zunehmen“, ist sich Markus Bauer, der Landrat des Salzlandkreises sicher. Dazu gehören auch die Schulen. Die To-Do-Liste ist lang. Die Höhe der förderfähigen Ausgaben begrenzt. Bei drei Millionen pro Vorhaben ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Maximal 75 Prozent der Maßnahmen werden gefördert. Den Rest muss der Kreis als Schulträger des Schiller-Gymnasiums und der Herder-Sekundarschule als Eigenmittel aufbringen.

Am 5. Mai wurden die Anträge eingereicht. Der hoffnungsfrohe Blick der Beteiligten richtet sich auf den Spätsommer beziehungsweise Herbst. Dann könnten die Mittel genehmigt worden sein. Bis dahin heißt es: Hoffen. Hoffen auf eine Fördermittelzusage. Liegt diese vor, geht es ans aktive Planen.

 Dabei soll das meiste Geld ins Gymnasium fließen. Nach derzeitigen Planungsstand 3.555.959,53 Euro. Damit werde der Altbau energetisch saniert und dem heutigen Standards angepasst. Durch den Einbau eines Aufzuges soll zudem die Barrierefreiheit im Objekt hergestellt werden. Die 2007 verbauten Fördermittel bedachten lediglich den Erweiterungsbau, den Verbinder zum Altbau sowie die Cafeteria. Alles andere blieb damals unberücksichtigt.

Im Jahr 1953 wurde der Altbau in Mauerwerksweise errichtet. Der überwiegende Teil des Schulaltbaus sei dabei stark sanierungsbedürftig, heißt es in einer Pressemitteilung des Salzlandkreises. Weiterhin bestehe beim Gymnasium ein genereller Bedarf an Unterrichtsräumen.

Daher werde die innere Struktur des Altbaus an jene Erfordernisse angepasst.

Die Planer rechnen mit einer Bauzeit von zwei bis zweieinhalb Jahren. In dieser Zeit könne der Altbau nicht von Schülern genutzt werden. Eine vollständige Verlagerung in den bereits bestehenden Neubau sei nicht möglich. Deshalb soll alternativ ausgelagert werden. In die ehemalige Goethe-Grundschule in der Calbenser Schulstraße. Ein Objekt, das seit Jahren leersteht - und für das der Kreis Miete an die Stadt Calbe zahlen müsse. Wann ein Teil der Schüler- und Lehrerschaft des Friedrich-Schiller-Gymnasiums wechseln müsse, stehe noch nicht fest. Die konkreten Planungen dazu würden noch bekannt gegeben, heißt es von Landrat Bauer. Klar ist aber bereits jetzt: „Wir können nur in den Sommer- oder Winterferien umziehen“, fasst Detlef Büttner, Sachgebietsleiter für Hochbau, die Situation zusammen. Bevor der Umzug stattfinden kann, müsse jedoch noch in die Goethe-Schule investiert werden, um den „untersten Standard“, wie Büttner sagt, herzustellen. Dazu gehörten unter anderem das Einbauen von Brandschutztüren und das Sichern der Fluchtwege. Und auch der Maler soll seinen Pinsel durch das Goethe-Schulhaus streichen lassen. So, dass das Gebäude dem Standard genügt. Nicht mehr, nicht weniger.

Für eine Einfeldsporthalle und ein Multifunktions-Kleinspielfeld für Volley- und Basketball ist eine Fördersumme von 1.987.000 Euro (Bruttobetrag) beantragt worden. Schulleiter Norbert Volkland erinnert sich noch an 2005. Es war das Jahr, in dem er in der Herder-Sekundarschule als Schulleiter übernommen habe. Sein Eindruck damals: „Das war Standard 1986“. Inzwischen hat sich im Gebäude vieles getan; angefangen von der Klassenraum- über Foyer- und Flurgestaltung. Nur die Turnhalle kommt immer noch in ihrem DDR-Charme daher. Volkland führt durch das verzweigte und nicht behindertengerechte Wegesystem zu den Sanitäranlagen. Sie entsprechen nicht mehr der heutigen modernen Zeit. Die Toiletten, in denen sich gerade so viel Platz bietet, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen, ist für Volkland und Büttner der „Gipfel“ - im negativen Sinn. In der Halle selbst gibt es eines sehr reichhaltig: Schall. Und das, obwohl in der oberen Wandhälfte nachträglich bereits Paneele verbaut worden sind.

An den Decken sollten Lichter und Netze angebracht werden. Untersuchungen aber ergaben, dass die Statik dafür nicht ausreiche. Kurzum: Es wurde zu instabil gebaut. Zu den weniger schönen Hinguckern gehören auch mehrfach zugemauerte Hallenrandstücke. Das waren Bereiche, in denen vorher Heizkörper angebracht waren, die nun durch heizlüfter ersetzt wurden. „Und über eine umlaufende Prallwand verfügt man hier auch nicht“, verweist Detlef Büttner zugleich auf eine Vorschrift, die beim Ersatzneubau der Turnhalle berücksichtigt werden solle. Prallwände sorgen dafür, dass sich die Schüler beim „Wandkontakt“ nicht verletzten.

Diese ganzen Anforderungen in der bisherigen Halle zu installieren, wäre laut Büttner genauso teuer gewesen wie der nun geplante 729 Quadratmeter große Ersatzneubau mit einem 454 Quadratmeter großen Hallenbereich.

„Aber aus einem Rentner kann ich keinen Jungen machen“, begründet der Sachgebietsleiter für Hochbau seine Entscheidung. Der „Luxus“ liegt in Volklands Augen auf der Fußbodenheizung und der Lüftungsanlage im Sozialtrakt. Auch hier sollen sich die Bauarbeiten auf zwei Jahre erstrecken. In dieser Zeit bestünden jedoch keine Einschränkungen für die Schüler, denn die alte Sporthalle könne und werde während der Bauphase weitergenutzt.

Was mit der alten Turnhalle passieren soll, ist dagegen zum aktuellen Zeitpunkt noch ungewiss. Ein Abriss steht zunächst nicht zur Debatte. Vielleicht könnte die Halle aber durch diverse Sportgruppen der Turn- und Sportgemeinschaft Calbe weitergenutzt werden, überlegt der Direktor der Sekundarschule. Dann, blickt Volkland nach vorn, „können wir sportlich gesehen wieder mit dem Gymnasium konkurrieren, das ja in der Heger-Sporthalle trainiert“, meint der Schulleiter mit einem Augenzwinkern.

Die Arbeiten könnten 2019 beginnen - vielleicht mit Ende des nächsten Schuljahres. Frühestens, schätzt Büttner ein. Bis dahin beobachtet er mit gespannten Auge die Preise für Handwerkerleistungen. „Die Konjunktur zieht an. Das merkt man an den Preisen“, sagt er. Er hofft, dass eventuelle Kostenerhöhungen sich in Grenzen halten. So habe der Kreis bereits europaweit Oberlichter ausgeschrieben - dreimal gab es kein Angebot darauf. Das stimmt nachdenklich.