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Seelsorge Salzländerin steht Menschen bei

Bei der Telefonseelsorge Magdeburg gehen jährlich rund 16.000 Anrufe ein. Eine Salzländerin arbeitet dort ehrenamtlich.

Von Julia Puder 17.10.2018, 23:01

Schönebeck l Die Kinder sind aus dem Haus, und die Wochenenden werden wieder etwas freier. Was tun? Helfen! Das war für Ines Wenzel* aus dem Salzlandkreis klar. Aber wo? Irgendwas Soziales sollte es sein. Als sie dann eine Anzeige in der Zeitung über die Telefonseelsorge in Magdeburg gelesen hat, war es klar: Dort bewirbt sie sich. „Ich wusste gar nicht so recht, was mich erwartet“, erzählt Wenzel. „Ich dachte, dass ich ein Arbeitsblatt mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen bekomme und das war’s“, berichtet sie weiter. Stattdessen erwartete sie eine einjährige Ausbildung, die es in sich hatte.

„Ich habe mich selbst kennengelernt und meine eigene Vergangenheit aufarbeiten können“, erklärt sie begeistert. Sie habe dort gelernt, wie man richtig zuhört und anderen vorurteilsfrei entgegen tritt.

Diese Eigenschaft sei für einen Seelsorger besonders wichtig, berichtet Anette Carstens, Pfarrerin und Leiterin der Telefonseelsorge Magdeburg und nördliches Sachsen-Anhalt. „Man darf auf keinen Fall werten, sondern sollte seinem Gesprächspartner immer mit Achtung entgegentreten und ihn wertschätzen“, erklärt sie. Ansonsten würde sich der Anrufer nicht verstanden fühlen.

Partnerschaft, Familie, Arbeit – das Leben hat viele Facetten. Dass es dabei auch zu Problemen und schwierigen Situationen kommen kann, ist wohl jedem bewusst. Oft ist es dann besonders schwierig mit den betroffenen Personen oder Menschen, die einem nahe stehen, darüber zu reden. Die Telefonseelsorge kann ich solchen Fällen ein Ansprechpartner sein, denn sie sind anonym und rund um die Uhr erreichbar. Deutschlandweit sind circa 7000 Seelsorger im Einsatz.

Wenn man die Ausbildung bei der Telefonseelsorge antritt, verpflichtet man sich zu zwei Jahren Mitarbeit. Diese besteht aus drei Einsätzen im Monat à vier Stunden. „Es kann manchmal schon ziemlich stressig werden, vor allem wenn man Vollzeit arbeiten geht, aber mit der richtigen Planung funktioniert es ganz gut“, erläutert Ines Wenzel. Besonders das freundliche Miteinander unter den Ehrenamtlichen mache die lange Anfahrt und die zusätzlichen Stunden wett.

Trotzdem zehrt die Arbeit auch an den Nerven und so manches Telefonat könne man auch nicht so einfach an sich abprallen lassen, schildert Wenzel. „Einige Gespräche gehen mir schon unter die Haut, oft schreibe ich es mir dann Zuhause von der Seele“, erklärt sie. Auch der Austausch mit anderen Seelsorgern würde ihr bei der Verarbeitung helfen.

Seit zehn Jahren ist Ines Wenzel nun schon bei der Telefonseelsorge Magdeburg und will auch nicht allzu bald aufhören. „Aller zwei Jahre hat man ein Gespräch mit den Leitern und beide Seiten entscheiden dann, ob man noch weitermachen will“, so Wenzel, „ich will noch ein bisschen weitermachen, weil mir momentan noch die Anrufe und das Miteinander unter den Kollegen fehlen würden.“ Zwischen 65 bis 70 Mitarbeiter sind zurzeit bei der Telefonseelsorge Magdeburg beschäftigt, dennoch werden weiterhin offenherzige und engagierte Ehrenamtliche gesucht.

Zum 25. Jubiläum der Ökumenischen Telefonseelsorge Magdeburg und nördliches Sachsen-Anhalt findet am 19. Oktober ein Benefizkonzert mit dem Konservatorium im Dom in Magdeburg statt (siehe Infokasten, Eintritt frei). Dort sind alle Interessierten und Ehrenamtlichen herzlich willkommen.

Finanziell unterstützt wird die Telefonseelsorge Magdeburg vom Land, der Stadt Magdeburg und der evangelischen und katholischen Kirche. „Bei der Telefonseelsorge finden verborgene Nöte von Menschen Raum und Gehör. Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter und die großzügigen Spender wäre das nicht möglich, wunderbar das es sie gibt“, sagt Anette Carstens dankbar.

*Der Name wurde auf Wunsch der Gesprächspartnerin und zum Schutz ihrer Anonymität von der Redaktion geändert.