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Selbsthilfe Arbeit mit arabischem Infoblatt

Calbenser Kita lässt für arabische Familien ein Infoblatt anfertigen. Organisatorische Abläufe sollen damit verständlicher werden.

Von Susann Salzmann 03.08.2017, 04:58

Calbe l Treffen arabische auf deutsche Sprachkenntnisse, gibt es ein Verständigungsproblem. Noch umständlicher wird es, wenn Sachverhalte alternativ auch nicht in Englisch erklärt werden können, weil zugewanderte Mitbürger die „Weltsprache“ nicht beherrschen. Das Thema ist nicht neu, aber tagesaktuell in Kindertagesstätten.

Auch die Calbenser Kita „Haus des Kindes“ stand vor der Herausforderung, den neuzugezogenen Eltern aus den Flüchtlingsregionen die Abläufe in der Kita zu vermitteln. Dies soll mit dem heutigen Tag verbessert werden. Durch ein Infoblatt, das in arabischer Sprache übersetzt ist. Darüber informiert Ines Grimm-Hübner, die Geschäftsführerin des AWO Kreisverbandes Salzland e.V. Die AWO ist zugleich Träger der Calbenser Kita. Und das Infoblättchen habe am heutigen Donnerstag seinen ersten Einsatz bei einer iranischen Familie.

Flüchtlingskinder gebe es in der hiesigen Einrichtung nicht erst seit einigen Tagen. Im Vorfeld wurde durch starkes Engagement vonseiten der Kita-Leitung versucht, die Inhalte des Kinder-Betreuungsvertrages entweder in Englisch zu vermitteln, telefonisch durch einen Dolmetscher vor Ort übersetzen zu lassen und andererseits auch auf Sprachprogramme und -übersetzer zurückzugreifen. „Das war aber nicht zielführend“, kommentiert Grimm-Hübner den Status quo.

Bei einem derart hohen Bürokratielevel sei es mit einer bloßen Übersetzung nicht getan. „Die bürokratischen Abläufe haben für Verwirrung gesorgt“, sagt die AWO-Geschäftsführerin. Das Wichtigste seien daher Erklärungen. So habe man unter anderem kleinteilig in einfachen Sätzen geschildert, dass Kostenbescheide zur Kindesbetreuung von der Stadt kommen, die dann in die Kita mitgebracht werden müssten, erzählt die AWO-Chefin. „Wir haben auch erklärt, wo sie sich hinwenden können, um eine Ermäßigung für das Essen der Kinder zu bekommen“, fügt sie an. Der Zusatz macht‘s. Denn in den eigentlichen Betreuungsverträgen, die in jedem Fall in deutscher Sprache verfasst blieben, fehlen die hintergründigen Erklärungen.

Neben diesen Inhalten finden sich Angaben zu den Betreuungszeiten, Hinweise, dass Krankheiten zu melden sind und Kindern keine Medikamente mit in die Kita gegeben werden.

Das alles lasse sich auch im individuellen Gespräch lösen, sofern die Eltern postalisch und telefonisch erreichbar wären. Der Hinweis zur Erreichbarkeit scheint banal, ist aber in Wirklichkeit einer der bedeutsamsten für das Kita-Personal. Denn: „Bei Umzügen oder geänderten Telefonnummern hatten wir immer große Probleme, die Betreffenden zu erreichen“, erzählt Grimm-Hübner. Mit dem Hinweis hoffe man, Mehrarbeit durch Nachtelefonieren und -recherchieren zu reduzieren.

Vorher habe man nicht gewusst, wie man an die Menschen herankomme, sagt Grimm-Hübner. Durch des Infoblatt bestehe nun die Hoffnung auf einen Barriereabbau zwischen Eltern und Erziehern.

Durch Kontakt zu Norbert Eicke, der Projekte bei der Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Innovationsgesellschaft mbH (BQI) umsetzt, war ein Unterstützer für dieses Übersetzungsvorhaben gefunden. Damals ging es um Maßnahmen für Bundesfreiwilligendienstleistende mit Migrationshintergrund. Die Übersetzung war ein solches Projekt. Diese hat Omar Dilkovan aus Syrien vorgenommen. Für diesen hatte das Kita-Personal einen Vorab-Entwurf - der versucht wurde, von den Erziehern möglichst korrekt ins Arabische zu übersetzen - mit maßgeblichen Inhalten vorbereitet. Schon beim ersten Lesen sei dem Übersetzer jedoch ein gravierender Fehler aufgefallen. „Statt ‚Sorgerecht‘ kam beispielsweise „Gefängnis“ heraus“, erinnert sich Norbert Eicke. Fehlerfrei in der richtigen Bedeutung zu übersetzen, sei ohne Arabisch-Kenntnisse kaum machbar, verteidigt Eicke. „Für eine Bedeutung gebe es mehrere Wörter, erklärt Kita-Leiterin Heike Espenhahn die Schwierigkeit.

Im „Haus des Kindes“ werden derzeit laut Kita-Leitung drei Kinder arabischer Herkunft betreut. Durch das Infoblatt soll fortan mit der Elternschaft besser ins Gespräch gekommen werden.