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Sicherheit  Solidarität mit der Feuerwehr

Eine Bürgerinitiative geht gegen den Umbau eines Feuerwehrdepots vor. Die Schönebecker können darüber nur mit dem Kopf schütteln.

Von Jan Iven 20.09.2019, 04:03

Schönebeck l Es dürfte ein ziemlich einzigartiger Vorgang in Deutschland sein: In Bad Salz- elmen machte seit etwa einem Jahr eine Bürgerinitiative gegen den dringend notwendigen Umbau des Feuerwehrgerätehauses mobil. Während die meisten Menschen besser schlafen können, weil sie wissen, dass sie im Ernstfall von ehrenamtlichen Einsatzkräften gerettet werden, gehen in Bad Salzelmen einige Anwohner juristische gegen die Baugenehmigung für die Erweiterung vor. Einer der Kritikpunkte: Der Bauantrag enthält kein Lärmgutachten. Und mit der neuen Fahrzeughalle Richtung Dr.-Tolberg-Straße würde die Lärmbelästigung steigen. Und so ist der Baubeginn bereits seit fast fünf Monaten in Verzug.

Doch gerade beim Thema Lärm haben viele Schönebecker überhaupt kein Verständnis für die Bürgerinitiative. Vor allem im Internet lassen viele Nutzer ihrer Wut freiem Lauf. So schreibt etwa Max Nobis auf der Facebook-Seite der Volksstimme Salzland: „Mich erinnert das immer an die spätrömische Dekadenz. Um uns herum so viele wichtige Dinge, aber wir interessieren uns über die Lautstärke einer lebensrettenden Einrichtung.“ Stefan Hoffmann sieht das ähnlich. „Traurig, dass über so etwas überhaupt diskutiert wird.“

Dabei sind die Meinungen im Internet relativ ähnlich. „Ich wohne direkt über einer Feuerwehr. Ich erschrecke mich zwar auch, wenn es los geht, aber rege mich nicht auf. Die Feuerwehr ist nun mal wichtig“, schreibt eine Nutzerin. Ein anderer Nutzer schreibt den Feuerwehrleuten im Internet: „Ich glaube, da fehlt nicht nur euch das Verständnis, sondern auch jedem normal denkendem Menschen.“ Und eine weitere Nutzerin findet: „Jeder sollte doch Verständnis haben. Sie retten Mensch und Tier. Für nichts und setzen manchmal das eigene Leben aufs Spiel. Das ist wirklich traurig“

Einige Nutzer wünschten den Mitgliedern der Bürgerinitiative auch, dass sie selbst niemals auf die Feuerwehr angewiesen sein werden – und das waren noch die freundlicheren Kommentare. Andere Antworten waren hingegen so wütend, dass sie an dieser Stelle nicht wiederholt werden können. „Da weiß man nicht mehr was man sagen soll“, schreibt ein Feuerwehrmann.

Die Feuerwehr Bad Salzelmen hat sich bei der Diskussion über die Erweiterung ihres Gerätehauses bisher öffentlich zurückgehalten. Für Empörung sorgte bei den Kameraden aber nun die Behauptung der Bürgerinitiative, im Gerätehaus würden immer wieder laute Familienfeiern stattfinden. „Hier werden überhaupt keine Familienfeiern gefeiert“, sagte der Salzer Wehrleiter Uwe Tandler verärgert.

Die Bürgerinitiative befürchte durch den Umbau des Gerätehauses eine Zunahme von Lärm und Verkehr. In ihrem Widerspruch gegen die Baugenehmigung kritisieren sie unter anderem das Fehlen eines Lärmgutachtens. Nach Angaben des Salzlandkreises als Genehmigungsbehörde ist eine solche Untersuchung aber gar nicht notwendig. Wichtigstes Argument des Widerspruches ist allerdings, dass sich das Gerätehaus nach Auffassung der Bürgerinitiative laut Bebauungsplan in einem Wohngebiet befinde, in dem überhaupt keine Anbauten an Gerätehäusern vorgenommen werden dürften. Die Schönebecker Stadtverwaltung beharrt hingegen auf dem Standpunkt, dass das Gerätehaus in einem Mischgebiet liegt, in dem gebaut werden dürfe. Da der Kreis drei Monate lang keine Entscheidung über den Widerspruch gefällt hat, liegt der Fall nun vorm Verwaltungsgericht.

Derzeit liegt zwar ein Baurecht vor. Dennoch haben die dringend notwendigen Umbauten, die für vergangenen Mai geplant waren, immer noch nicht begonnen. Denn wegen des fehlenden Landeshaushaltes liegen die Fördermittel aus Magdeburg in Höhe von 415 000 Euro bei Gesamtkosten von 3,3 Millionen Euro immer noch auf Eis.