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WhatsApp Bauern kämpfen gegen Feldbrände

Bei Feldbränden benachrichtigen sich Landwirte im Salzlandkreis per WhatsApp-Gruppe. Ein Blick nach Zens.

25.09.2019, 11:04

Zens l Es war ein trockener Sommer. Gerade die Landwirte hatten mit dem ausbleibenden Regen zu kämpfen, der zu massiven Ernteeinbußen führte. Landwirt Boudewijn Tonkens aus Zens schätzt die Rückgänge im Vergleich zu einem durchschnittlichen Jahr auf etwa 30 Prozent. Doch neben der schlechten Ernte führte die Trockenheit auch 2019 fast täglich zu Feldbränden. An manchen Sommertagen war es so schlimm, dass die Feuerwehren im Salzlandkreis von einem Einsatz auf einem Feld gleich zum nächsten Fahren mussten.

In diesem Hitzejahr haben sich nun erstmals auch mehrere Landwirte zusammengetan, um sich im Brandfall gegenseitig zu helfen und die Feuerwehr bei den Löscharbeiten zu unterstützen. Wenn ein Feld in Flammen steht, informieren sie sich über ihre Mobiltelefone mit Hilfe von Textnachrichten in einer WhatsApp-Gruppe. „Wir sind etwa ein Dutzend Landwirte, die sich zu der Gruppe zusammengefunden haben“, sagt Landwirt Tonkens, der die Idee für die Gruppe hatte und der sich nach und nach immer mehr Landwirt angeschlossen. Und wenn es auf einem Feld brennt, rücken nun nicht mehr nur die Feuerwehren aus, sondern auch Landwirte zur Verstärkung.

Denn die Bauern können die Einsatzkräfte mit ihren Landmaschinen massiv unterstützen. „Wir ziehen mit den Scheibeneggen Schneisen in die Felder, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreiten kann“, erklärt Boudewijn Tonkens. Außerdem können die Landwirte Tausende Liter Wasser in Tanks auf die Felder transportieren, wo es sonst keine Löschwasserversorgung gibt. Zwar führen auch die Feuerwehrleute Wasservorräte in ihren Fahrzeugen mit. Doch selbst die sind bei einem Großbrand früher oder später komplett aufgebraucht. Teilweise müssen die Feuerwehren Nachschub holen oder weitere Einsatzkräfte anfordern.

So lieferte Boudewijn Tonkens Ende Juli 20.000 Liter bei einem Großbrand auf einem Feld zwischen Eickendorf und Förderstedt. Dort standen zwei Strohdiemen mit insgesamt mehr als 400 Strohballen in Flammen. Auch die LPG Bördeland war dank der WhatsApp-Gruppe sofort mit 30.000 Liter Wasser vor Ort. 61 Feuerwehrleute aus Biere, Groß- und Kleinmühlingen und Eickendorf kämpften in der Nacht gegen die Flammen. Die Strohballen brannten ab, und es entstand ein geschätzter Schaden von rund 20.000 Euro. Doch die Einsatzkräfte konnten ein weiteres Ausbreiten der Flammen auch dank der Unterstützung der Landwirte verhindern.

Noch in der Nacht waren damals zwei Radfahrer wegen des Verdachts auf Brandstiftung von der Polizei aufgegriffen worden. Die beiden hatten zwar mit dem Feuer nichts zu tun. Einer von ihnen war allerdings bereits im Zusammenhang mit einer anderen Straftat gesucht worden.

Wenige Stunden vor dem Diemenbrand war die WhatsApp-Gruppe schon einmal alarmiert worden. Auf einem Acker bei Brumby hatte offenbar der Betrieb einer Strohpresse ein Feuer ausgelöst. Die Flammen griffen auf einen Traktor über, der komplett ausbrannte. Der Schaden wurde damals auf 350.000 Euro geschätzt. Der Fahrer blieb unverletzt. Knapp 60 Feuerwehrleute aus Staßfurt, Calbe und Brumby wurden ebenfalls von mehreren Landwirten mit Wasser und Scheibeneggen unterstützt.

Für Landwirt Boudewijn Tonkens hat sich die WhatsApp-Gruppe bewährt, auch wenn nicht immer alle Mitglieder bei den Einsätzen dabei waren. Rund ein halbes Dutzend Feuerwehreinsätze haben die Bauern in diesem Sommer unterstützt. Weitere Landwirte sind willkommen. Wobei die Gruppe nur bei Bränden zum Einsatz kommt. „Davon abgesehen ist es die langweiligste Gruppe, in der ich bin“, sagt der Niederländer. Auf der einen Seite hofft er auch, dass er die Zahl der Feldbrände in Zukunft wieder zurückgeht und er die Gruppe auflösen kann. Doch derzeit sieht es noch nicht danach aus. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass auf Jahre der Hitze irgendwann wieder ein verregneter Sommer folgt.

In den vergangenen Monaten war es nahezu täglich zu Bränden gekommen. Ursache waren neben der Trockenheit und Hitze vor allem weggeworfene Zigaretten und Hitzestaus in landwirtschaftlichen Maschinen.