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Solepark Neue Ideen in der Wartschleife

Touristisches Leben im Schönebecker Solepark findet trotz Pandemie statt

Von Andre Schneider 31.01.2021, 23:01

Schönebeck l Wenn Isolde Hoch-Schilling in ihrer Wohnung in Bad Salzelmen sitzt, kommt ihr eine Idee nach der nächsten. Sie ist seit 2019 Stadtführerin. Die Seniorin würde Besuchern gerne ihre Heimat näher bringen. Da das im Moment nicht funktioniert, hat sie sich ein anderes Format überlegt. Auf andere Möglichkeiten müssen auch Andrea Silber, die die Stadtführer koordiniert, und ihr Team ausweichen.

Isolde Hoch-Schilling – die Besucher werden sie nur kostümiert als Salzline kennen – möchte Vorträge in der Reha-Klinik halten. Das sei auch während der Corona-Pandemie möglich. An unterhaltsamen Material für die Kurgäste mangelt es ihr freilich nicht. Vor allem alte Sagen und Mythen haben es ihr angetan.

Wie die vom Kaufmann Matthias Römer. Er ist unumwunden ein wichtiger Teil der Geschichte Bad Salzelmens. Am 6. November 1668 machte er sich auf den Weg zu einer lange vergessenen Salzquelle. „Das war dort, wo heute das Solequell steht“, weiß die Stadtführerin. Er räumte allerlei Unrat bei Seite und ließ eine mit einem Stein beschwerte Flasche an einem Seil einen Schacht hinunter. Die Flasche füllte sich mit Wasser – salzigem, versteht sich. Die Bestrebungen des Kaufmanns Römer hinterließ bei den Pfännern aus Groß Salze einen faden Beigeschmack. Sie sahen ihre Geschäfte dahinschwinden und sagten dem Kaufmann den Kampf an. Einige Tage musste er sein Dasein sogar hinter schwedischen Gardinen fristen. Der Grund: Arbeit am heiligen Buß- und Bettag.

Kaufmann Römer war für einige Zeit still und trat nicht in Erscheinung. Doch der Schatz, der im Untergrund des heutigen Solequells schlummerte, blieb für Herren eines höheren Standes nicht unbemerkt. König Friedrich I beauftragte einen gewissen Herrn Bartholdy, die Quelle des Weißen Goldes weiter zu erforschen. Das Salz aus der Region wurde unter Hoheitsrecht gestellt und seit 1704 gesiedet. Die Staatliche Saline Preußens wurde dann 1705 eröffnet.

„Somit haben wir, im übertragenem Sinne, dem Kaufmann Matthias Römer die Errichtung des Gradierwerks zu verdanken“, meint Isolde Hoch-Schilling. Das Gradierwerk – eine Sehenswürdigkeit, die sie nur zu gerne auf ihrer Tour präsentieren würde.

Das stattliche Bauwerk gehört heute zum Areal des Kunsthofes. Während die externen Gästeführer ihre Arbeit nahezu komplett einstellen mussten, können die drei hauptamtlichen Kunsthofmitarbeiterinnen, Andrea Silber, Babett Eilrich und Nadine Reinhold zumindest einige Stunden nutzen, um neue Konzepte auf die Beine zu stellen und die alten Touren weiter zu vertiefen oder auszubauen.

Sie haben sich einiges einfallen lassen, um etwa den Gästen der trotz Pandemie belegten Rehaklinik mit Souvenirs aus der Region und Vorträgen eine Freude zu machen. Salz wird ohnehin auch weiterhin gesiedet – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit versteht sich. Das neueste Angebot des Teams: Salzige Geschenksets. Die drei packen liebevoll bestückte Geschenkpakete zusammen, um diese an alle Interessierten zu verkaufen. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Größen mit verschiedenen Inhalten, was genau in den Paketen steckt erfährt man auf der Internetseite www.solepark.de. Die Pakete können bei dem Team um Andrea Silber bestellt und dann kontaktlos (telefonisch unter 03928 7055-0 bestellt und nach Terminvereinbarung im Kunsthof) abgeholt werden. „Auf Wunsch verschicken wir sie aber auch per Post“, so Silber.

Außerdem wollen sie künftig im Internet deutlich mehr Präsenz zeigen. Über die Kanäle der Stadt soll beispielsweise das neue Paketangebot beworben werden. Trotz aller Aktivitäten und Ideen: „Uns fehlen die Besucher, der persönliche Austausch mit den Gästen und die vielen schönen Veranstaltungen“, sagt Andrea Silber.

Sobald es wieder los geht, können auch die beiden „neuen“ Hauptamtlichen Babett Eilrich und Nadine Reinhold so richtig starten. Weil die Corona-Pandemie touristischen Angeboten immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte, konnten sie ihre Ideen noch nicht so richtig in die Tat umsetzen. Das soll möglichst bald anders werden.

Dann können auch endlich die externen Stadtführerinnen und Stadtführer zur Tat schreiten. Derzeit gehen sechs Engagierte regelmäßig auf Tour. Bis zu seinem Tod vor rund einem Jahr war Rudi Schedler als begeisterter Stadtführer im Einsatz. „Sein Tod hat bei uns eine große Lücke hinterlassen, er fehlt uns sehr“, so Andrea Silber.

Wer Stadtführer werden möchte, braucht vor allem eine Menge Interesse an seiner Stadt. Bewerben kann sich jeder über 18 Jahre. Geschichtliche Kenntnisse sind dabei erwünscht, mindestens aber ein großes Interesse dafür. Man sollte flexibel und engagiert, sowie offen sein. Vorträge vor Menschengruppen sollten darüber hinaus kein Problem sein, klare deutliche Aussprache inklusive.

Und vor allem sollten die Bewerber für die Aufgabe brennen und es mit besonders viel Herzblut machen. „Man muss nicht perfekt sein, aber das was man tut, sollte man mit viel Freude und Begeisterung tun und genau das spürt man bei all unseren Gästeführern, das macht unsere Führungen so besonders und es muss klar sein, es ist mehr Hobby – nicht um Geld zu verdienen“, beschreibt Andrea Silber.