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Spielplatz Wird Stadtrat Beschluss revidieren?

Im Schönebecker Stadtteil Felgeleben sollen neue Einfamilienhäuser gebaut werden. Die Anwohner der Kärntener Straße wollen einen Spielplatz.

Von Ulrich Meinhard 10.11.2016, 00:01

Felgeleben l Felgeleber Bürger haben in ihrem Stadtteil 403 Unterschriften für den Erhalt eines Spiel- und Bolzplatzes an der Kärntener Straße gesammelt. Sogar 17 Unterschriften von Kindern finden sich auf den Listen. Vor Ort sollen laut eines vom Schönebecker Stadtrat beschlossenen Planes Einfamilienhäuser entstehen (Volksstimme berichtete). Bereits in der jüngsten Stadtratssitzung hatten Anwohner dieses Vorhaben kritisiert.

„Ich habe rumgefragt und festgestellt, dass Felgeleben keineswegs dafür ist. Ich habe nur Widerspruch erlebt. Da ist wohl eine Entscheidung an den Bürgern vorbeigegangen“, sagte Torsten Bäcker im Schönebecker Rathaus. Gemeinsam mit anderen Felgelebern und Sachsenländern überreichte er Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) die Unterschriftenlisten. Die Gruppe suchte im Rahmen der Sprechstunde des Oberbürgermeisters das Gespräch mit dem Stadtoberhaupt. Knoblauch nahm sich über eine Stunde Zeit, um die Argumente zu hören.

„Wir kämpfen für den offenen, dörflichen Charakter von Felgeleben“, lautete eine Zielstellung der Bürger. Der Unternehmer Torsten Bäcker appellierte an den Oberbürgermeister, noch einmal generell über den Plan nachzudenken. „Wir wollen doch zusammen arbeiten: Stadt und Bürger. Demokratie leben – das ist das, was wir hier machen“, meinte der Sachsenländer.

Genau darauf, nämlich auf die demokratischen Strukturen, berief sich auch Knoblauch. „Wir haben den Auftrag durch den Stadtrat bekommen. Es ist nicht so, dass wir aus heiterem Himmel damit kommen.“ Er verwies noch einmal auf die Bürgerversammlungen in Felgeleben, bei denen nicht eine einzige Kritik am Plan der Bebauung aufgetaucht sei. Es habe lediglich die Frage von Stadtrat Werner Grundmann (SPD-Fraktion) im Raum gestanden, ob das von der Stadt durch den Verkauf der Grundstücke eingenommene Geld (veranschlagt sind rund 200 000 Euro) zum Teil auch wieder in Felgeleben investiert werde. Und das soll geschehen. Rund 80 000 Euro sind für einen neuen Spielplatz am Wiener Platz vorgesehen. Der dörfliche Charakter werde auch mit den neuen sechs Einfamilienhäusern bleiben, meinte Knoblauch.

„Vielleicht sind wir ein bisschen spät aufgewacht, das geben wir zu“, räumte Heike Hortig ein. Sie argumentierte, dass der Spielplatz wie eine kleine Ruheoase sei. „So, wie es ist, ist es schön. Warum soll das kaputt gemacht werden?“

„Wir möchten die Grünflächen so erhalten, wie es sie seit vielen Jahren gibt. Und meines Wissens ist das der einzige Bolzplatz in der gesamten Stadt, der noch Rasen hat“, sagte Detlef Jödicke. Die Notwendigkeit des Neubaus von Einfamilienhäusern zog Jeannette Schmidt in Zweifel. Viele Häuser würden aufgrund der Überalterung bald leer stehen. Es sei doch sinnvoller, diese zu erhalten.

„Prinzipiell ist das keine Stadtentwicklung. Sorgen Sie lieber dafür, dass das Grundwasser-Problem gelöst wird“, schlug Torsten Bäcker einen Bogen zu der seit Jahrzehnten beklagten Vernässung insbesondere von Häusern in Felgeleben und Sachsenland. Er erwägt, ein Bürgerbegehren anzustrengen für den Fall, dass der Stadtrat den Beschluss nicht revidiert. Dafür wären nach aktueller Rechtsprechung (Kommunalverfassungsgesetz) 900 Unterstützer nötig. „Die bekommen wir zusammen“, ist Bäcker überzeugt.

„Ich werde den Beschluss nicht rückgängig machen können“, sagte der Oberbügermeister. Es stehe den Felgelebern freilich offen, sich an die Stadtratsfraktionen zu wenden und bei ihnen Unterstützung zu suchen. Denn nur der Stadtrat könne den Beschluss revidieren. Knoblauch selbst sei überzeugt, dass der gesamte Bereich nach Abschluss der Baumaßnahmen attraktiver werde als er es bereits jetzt sei.

Der in der Stadtratssitzung angesprochene Verdacht, dass der Boden an der Kärntener Straße durch Hausmüll belastet sein kann, habe sich nicht bestätigt, so Knoblauch. Eine beauftragte hiesige Firma habe Bohrungen gesetzt und keine Hinweise auf eine Kontaminierung gefunden.

Beide Seiten würdigten das Gespräch, an dem auch Werner Grundmann und Dietmar Waclaw teilnahmen, als offen und sachlich.