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Stadtsenioren Nebenkosten und Vorsitz gesichert

Mit einer Unterstützung von 800 Euro hilft ein Magdeburger pharmazeutisches Großhandelsunternehmen dem Stadtseniorenrat Schönebeck.

Von Olaf Koch 17.09.2018, 12:11

Schönebeck l Die Überraschung endete mit einer überraschenden Wendung. Als bei schönstem Frühlingswetter im Mai 2018 die Vorsitzende des Schönebecker Stadtseniorenrates, Ilona Luther, ihren Verzicht auf eine neue Amtszeit als Vorsitzende verkündete, weil sie im Grunde keine Kraft mehr hatte, dauernd „Bettelbriefe“ an Firmen zu schreiben und um Unterstützung zu bitten, saß zufälligerweise Tino Sorge mit in der Runde der älteren Damen und Herren. Tino Sorge ist Bundestagsabgeordneter der CDU.

Er spürte an diesem Mai-Tag, dass es Ilona Luther ziemlich Ernst meinte. Und so handelte Sorge mit ihr ein Geschäft aus: Besorgt er für ein Jahr das Geld für die Nebenkosten für die Räume des Stadtseniorenrates im Haus „Punkt 12“ am Schönebecker Markt, dann wolle Ilona Luther weiter im Amt bleiben.

Gesagt, getan – geschafft: Tino Sorge ist als Bundestagsabgeordneter Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und stellvertretendes Mitglied in dem Ausschuss für Bildung und Forschung. Und so kam es zu dem Kontakt zu einer Firma: Das pharmazeutische Großhandelsunternehmen Gehe Pharma Handel GmbH ist ein Tochterunternehmen der McKesson Europe AG.

Gehe beliefert aus 19 Niederlassungen mehrmals täglich Arzneimittel bundesweit in die Apotheken und trägt damit zur sicheren Arzneimittelversorgung in Deutschland bei. Die Niederlassung in Magdeburg beliefert unter anderem die Apotheken auch in Schönebeck und kümmert sich somit um die pharmazeutische Versorgung in der Elbestadt.

Damit war ein lokaler Bezug gegeben und der Kontakt zwischen Gehe und dem Stadtseniorenrat Schönebeck geknüpft. „Für das Unternehmen war es eine Herzenssache, die ehrenamtliche Arbeit des Stadtseniorenrates zu unterstützen“, fasste Tino Sorge seine Bemühungen zusammen. Wenngleich anfangs noch einige Hürden zu überwinden waren, wie Vertreter bei der symbolischen Scheckübergabe auf dem Marktplatz vor „Punkt 12“ berichteten.

So seien die Korruptionsregeln des in den USA ansässigen Unternehmens um ein vielfaches höher als in Europa. Doch irgendwann kam aus der Konzernzentrale McKesson Europe AG das grüne Licht im Stammsitz in Stuttgart an: Die 800 Euro darf Gehe den Stadtsenioren spenden. Erstmalig übrigens, dass das Großhandelsunternehmen eine finanzielle Unterstützung leistet.

So herrschte große Freude bei den Vertretern des Schönebecker Stadtseniorenrates. Einen Spendenscheck im Wert von 800 Euro brachte Gehe-Niederlassungsleiter Markus Kirchhoff mit. Die gemütliche Runde nach einer Besichtigung des Marktplatzes nutzte Ilona Luther, um über ihre Arbeit zu informieren.

Der Stadtseniorenrat fasst Leistungen der Schönebecker Seniorenvereine, Sozialverbände, Einrichtungen und Institutionen wie Awo, Volkssolidarität, Behindertenverband, Kirchen, Wohnungsunternehmen und noch viel mehr zusammen. Derzeit zählt der Stadtseniorenrat 28 dieser Gruppen und Einzelmitglieder und ist damit eine Art Dachorganisation. Der Stadtseniorenrat Schönebeck ist einer der Gewinner des bundesweiten Wettbewerbs „Gesünder älter werden in der Kommune“. Der Preis wurde im Jahr 2013 verliehen.

Die McKesson Europe AG mit Sitz in Stuttgart ist übrigens einer der drei führenden Pharmagroßhändler in Europa. Das Unternehmen beschäftigt rund 38.000 Mitarbeiter und ist in 14 Ländern weltweit vertreten. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro. Für das nächste Jahr sind die Nebenkosten im Haus „Punkt 12“ nun gesichert. Und für 2020 droht also erneut der Rücktritt von Ilona Luther? Soweit wollen es der Bundestagsabgeordnete und Gehe wohl nicht kommen lassen.