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Stadtumbau Aus Schönebeck kann etwas werden

Knapp 13 Jahre sind seit des Sanierungsbeginns der Schönebecker Altstadt vergangen. Was hat sich inzwischen getan?

Von Tamara Gminsky 05.10.2018, 23:01

Schönebeck l Wenn Manfred Pöschke durch die Altstadt läuft, dann geht ihm das Herz über. Er zieht nach über einem Jahrzehnt Altstadtsanierung Bilanz: „Die Entwicklung ist wirklich einen Schritt vorangegangen.“ Positiv hebt er vor allem den zweiten Bauabschnitt der Steinstraße (2008), die Sanierungs-maßnahmen an der Worth (2010) sowie die Umgestaltung des Marktplatzes (2011-2016) hervor. Der wurde ja gerade mit dem erstmals verliehenen „Stadtumbau Award Sachsen-Anhalt“ ausgezeichnet. Das sind nur drei der insgesamt elf Projekte, die bisher realisiert wurden. Und einiges ist noch bis 2021 geplant.

Als besonders gelungen empfindet der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Rettet die Altstadt“ außerdem die Ansicht Schönebecks von der Elbe: Der Blick schweift dabei über die Salzblume, den Salzblumenplatz und über die schmucken Salinenhäuser bis hin zum Bürgerpark. Der findet großen Zuspruch, weiß Manfred Pöschke. „Die Ruhe-Oase wird sehr gut angenommen.“ So etwas habe in Schönebeck einfach noch gefehlt.

Maßgeblich an diesen Umgestaltungen beteiligt war neben der Stadt eben die Bürgerinitiative „Rettet die Altstadt“, die aus einem harten Kern von fünf Personen um Manfred Pöschke besteht. Nach der Wende wurde sie ins Leben gerufen und ist damit die älteste Bürgerinitiative Schönebecks. „Damals sollte ein großer Teil der Altstadt Plattenbauten weichen“, erklärt der Schönebecker, „das wollten wir nicht zulassen.“ - Und so kam es zur Gründung der Initiative. 1990 ist sie dann das erste Mal zur Wahl angetreten und bildet seitdem einen festen Bestandteil des Stadtrats. „Viele Bürger kommen mit ihren Anliegen auf uns zu“, erklärt Pöschke.

Kompromisse müssen die verschiedenen Interessengruppen dabei oft eingehen. So auch bei zwei Gebäuden an der Ecke zur Nicolaistraße direkt am Markt. Bei dem grünen Gebäude hatte die Bürgerinitiative keinerlei Mitspracherecht. „Wir hätten gerne die kleinteiligen Strukturen beibehalten, die für Schönebecks Altstadt typisch sind“ erzählt der Vorsitzende. Doch die Stadt habe sich für einen großen einteiligen Bau entschieden. Für Pöschke ist es das „grüne Ungeheuer“ - aufgrund seiner Größe und der grünen Farbe. Allerdings ist das ja immer auch Geschmackssache.

Bei dem weißen Gebäude daneben sieht es schon wieder ganz anders aus: Hier ist Pöschke sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Mit den Ziegeln und dem Steildach bietet es einfach architektonisch mehr.“

Natürlich besteht noch immer Handlungsbedarf. In dem Punkt seien sich alle einig. Das Rathaus sei, so Manfred Pöschke, von vorne zwar im tadellosen Zustand, „doch bei der Rückansicht muss dringend etwas passieren.“ Von dem nach wie vor leerstehenden Ratskeller im Innenraum ganz zu schweigen.

Auch das gelbe Geburtshaus von dem zu DDR-Zeiten berühmten Maler Werner Tübke verdient laut Pöschke mehr Aufmerksamkeit. „Besonders für Touristen wäre das interessant.“ Genauso wie das älteste Gebäude Schönebecks in der Steinstraße aus dem 17. Jahrhundert. „Es wäre schade, wenn es abgerissen würde.“

Auch die Brachen gleich nebenan bereiten Manfred Pöschke Kummer. In seinen Augen sind es „Schandflecken“. Momentan fungieren sie als Parkplatz für die Schönebecker.

Ein Grund für die fehlende Bebauung könnte die geringe Unterstützung privater Investoren sein, vermutet Manfred Pöschke: „Bei den Sanierungen in Bad Salzelmen sind ganz andere Förderungsmittel geflossen, in Schönebeck findet das in der Form nicht statt.“ Private Investoren hätten zwar die Möglichkeit, steuerliche Abzüge zu erwirken, das wäre aber nicht genug - „ein großes Problem“, findet er.

Immer wieder im Stadtrat angesprochen wird auch die Verkehrssituation auf dem Marktplatz. Mehrere Durchgangsstraßen kreuzen sich dort und sorgen sie für manch brenzlige Situation.

„Auf dem Platz stehen zudem Sitzbänke ohne Lehnen, die gerne mal von Autofahrern übersehen werden“, weiß Marco Kopitz, Pressesprecher des Polizeireviers Salzlandkreis. „Nach der Umgestaltung hat es vermehrt Unfälle gegeben“, erklärt er. Personenschaden habe es jedoch nie gegeben. Die Situation sei besonders für Ortsunkundige eine Herausforderung, findet Kopitz. „Mittlerweile haben sich die Leute auch an die Situation gewöhnt“, erklärt Marco Kopitz weiter. So ist die Zahl der Unfälle in letzter Zeit zurückgegangen.

Manfred Pöschke appelliert hier vor allem an die Vernunft der Autofahrer, auch wirklich die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit einzuhalten. „Ich bin davon überzeugt, dass sich das dann von selbst geben wird“, erklärt er.

Als nächstes großes Projekt hat sich die Bürgerinitiative die Umgestaltung des Breitewegs Richtung Barbyer Tor vorgenommen. Hier soll eine Art Boulevard entstehen. Die Voraussetzungen dank der Straßenverengung seien dafür ideal. Manfred Pöschke ist überzeugt: „Das wird eine der schönsten Straßen Schönebecks“.

Zum Dossier "Zukunft Schönebeck"