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Stall in Flammen Besitzer schlief, als Tiere verbrannten

Ein Brand hat die Existenzgrundlage eines Plötzkyers zerstört. Bei dem Feuer starben all seine Tiere.

Von Julia Schneider 03.01.2016, 12:11

Plötzky l Als regelrechtes Inferno beschreiben Nachbarn den Brand, der sich am frühen Neujahrsmorgen in Plötzky ereignet hat. „Es war sehr dramatisch", erzählen Wolfgang Schulle, Inhaber des Ferienparks, und seine Frau. Gegen zwei Uhr waren ihre Silvesterfeierlichkeiten zuende gewesen, rings um den Ferienpark war um diese Uhrzeit längst alles still geworden – kein Feuerwerk mehr, keine Böller. Die Schulles gingen zu Bett, so auch viele Nachbarn. Kurz nach fünf Uhr wurden Schulles aus dem Schlaf gerissen. Camper, die dauerhaft in ihrem Ferienpark wohnen und in der Silvesternacht zufällig arbeiten mussten und um diese Uhrzeit gerade zurückgekehrt waren, hatten Alarm geschlagen: Auf der kleinen Ponyranch genau gegenüber der Ferienpark-Rezeption brannte es lichterloh. Die Feuerwehren, die sofort alarmiert worden waren, rückten nur kurze Zeit später an.

„Ein mittelgroßer Stall brannte in voller Ausdehnung", berichtet Uwe Tandler, der als  Abschnittsleiter der Schönebecker Feuerwehr Tischlerstraße vor Ort war. Besonders dramatisch: in dem Stall befanden sich sämtliche Tiere der Ponyranch. Zwei Pferde, zwei Esel, sechs Ponys sowie mehrere Kaninchen. Erst das Eintreffen der ersten Einsatzkräfte machte auch den Besitzer selbst auf den Brand in seinem Stall aufmerksam – er hatte ebenfalls bereits geschlafen.

Wie die Nachbarsfamilie Schulle beschreibt, begab sich der Eigentümer noch selbst in Gefahr, öffnete das Tor des bereits lichterloh brennenden Gebäudes und versuchte, seine Tiere zur Flucht zu bewegen. Aus dem Inneren des Stalles kam allerdings keine Reaktion mehr, die Tiere waren bereits verendet. „Es war nichts mehr zu retten", erläutert auch Uwe Tandler. In dem Stall befanden sich neben den Tieren auch Reit- und Zaumzeug, Dekorationen der Ponyranch und Zubehör für die großen Tipis, die auf dem Grundstück der betroffenen Familie stehen.

„Die Tiere waren seine gesamte Existenzgrundlage", berichten Wolfgang Schulle und seine Frau über den Nachbarn. Der arbeitete nicht nur seit Jahren mit den Tieren, bot Ponyreiten, Ponypflege, Indianerspiele und auch große Indianerfeste auf seiner kleinen Ranch an, sondern arbeitete auch eng mit dem Ferienpark zusammen. „Unsere Gäste sind gern zum Ponyreiten rübergegangen", erzählen die Schulles, die selbst tief erschüttert von dem Brand sind, der sich am Neujahrsmorgen ereignet hat.

Zunächst hatte es bei einigen Feriengästen und letztlich auch in den Medien Verwirrung darüber gegeben, wo der Brand sich ereignete. Denn die Einsatzkräfte waren von den Campern direkt zum Ferienpark Plötzky gerufen worden. So gingen noch am Neujahrstag etliche Anrufe bei Wolfgang Schulle ein – meist von Gästen, die sich über das Wohl der Tiere informieren wollten. „Wir besitzen selbst Tiere zum Reiten und Streicheln", erzählen die Schulles. Ihren Lamas, Ziegen und Kleintieren geht es gut. Dass das Feuer den Nachbarn getroffen hat, lässt sie aber nicht kalt.

Seine Ponys habe der Besitzer langwierig und mit viel Bedacht ausgewählt – sie sollten einzigartig sein und vor allem ein gutes Gemüt haben, weil sie für die Arbeit mit Kindern gedacht waren. Auch die beiden Pferde seien ganz besondere Tiere gewesen – eines schmuste sogar regelmäßig im Heu mit den Kindern. „So ein Tier gibt es nicht nochmal", sagt das Ehepaar Schulle. Auf ihrer Facebook-Seite haben die Schulles dem Besitzer, der aufgrund der furchtbaren Ereignisse für einige Tage unerreichbar ist, ihr Mitgefühl ausgesprochen. Viele Feriengäste nehmen dort Anteil, einige berichten in ihren Kommentaren davon, dass ihre Kinder selbst mit den Ponys geritten sind.

Auch im neuen Programmheft für 2016 hatte der Ferienpark die Aktivitäten der Ranch schon angepriesen – so wie in jedem Jahr. Wie es mit der benachbarten Ponyranch weitergeht, ist nun allerdings völlig unklar.

Stellung bezieht der Ferienpark ganz klar auch für die Feuerwehrleute. „Wir haben schon Einwohner sagen hören, dass die Feuerwehr eine halbe Stunde gebraucht hat, um hier zu sein", berichten die Schulles. Das sei in ihren Augen aber Quatsch. Die ersten Einsatzkräfte hätten keine zehn Minuten gebraucht, um am Brandort zu sein. Die Plötzkyer Feuerwehr, die jährlich alle Hydranten am Ferienpark auf Herz und Nieren prüft,  wusste nach Aussagen des Ehepaars sofort, wo Wasser zu holen ist und rollte die Löschschläuche in Rekordzeit aus. Die Feuerwehren aus Plötzky, Pretzien, Ranies, Schönebeck Bad Salzelmen und Schönebeck Tischlerstraße waren mit insgesamt 45 Kameraden vor Ort. Laut Uwe Tandler konnten sie weder die Tiere noch das Stallgebäude retten, jedoch ein Übergreifen der Flammen auf einen daneben liegenden Unterstand verhindern. Auch nahe stehende Bäume, die bereits vereinzelt Feuer gefangen hatten, konnten gelöscht werden. Bis etwa 9.30 Uhr waren alle Einsatzkräfte, darunter auch Polizei und Sanitäter, am Unglücksort.

Einsätze wie der in Plötzky, so erzählt auch Uwe Tandler, seien für die Kameraden doppelt schwierig. „Es ist schon schlimm genug, wenn das Hab und Gut von Menschen verbrennt. Aber wenn Menschen oder Tiere zu Schaden kommen, muss man sich ganz anders darauf einstellen", erläutert er. Der Einsatz sei emotional gewesen.

Dank ging aber auch von der Feuerwehr an den Ferienpark-Besitzer, der nicht nur seine Hydranten zur Verfügung stellte sondern auch die Sozialräume und Toiletten für die Kameraden öffnete. Auch dem Nachbarn haben die Inhaber für die kommende Zeit Unterstützung zugesagt. Dieser muss sich zunächst allerdings erst von dem Schock erholen, den ihm der Brand am ersten Tag des neuen Jahres versetzt hat.

Wie der Brand zustande kam ist derzeit noch völlig unklar. Die polizeilichen Ermittlungen laufen noch. Feuerwerkskörper könnten als Ursache noch nicht ausgeschlossen werden, seien laut Nachbarn allerdings unwahrscheinlich, weil um diese Zeit bereits alles still war um den Plötzkyer Ferienpark.