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Statistik So krank sind die Salzländer

Bei Krankschreibungen sind die Salzländer in Sachsen-Anhalt im Mittelfeld. Allerdings liegt der Kreis weit über dem Bundes-Mittel.

Von Heike Liensdorf 23.11.2018, 08:57

Salzlandkreis l 21,8 Tage ist jeder Erwerbstätige im Salzlandkreis im vergangenen Jahr krankgeschrieben gewesen – statistisch gesehen. Das sind mehr als vier Wochen. 2016 waren es noch 22,1 Tage, sagt Barmer-Landespressesprecher Christopher Kissmann. Zum Vergleich: In der Krankschreibungsstatistik liegt das Sachsen-Anhalt-Mittel bei 21,4 Tagen, das Bundesmittel bei 17,6 Tagen. Das geht aus ihrem Gesundheitsreport hervor. Für die nach eigenen Angaben repräsentative Erhebung sind für den Salzlandkreis die Daten von rund 9.300 Erwerbstätigen zwischen 16 und 64 Jahren ausgewertet worden.

Vor allem psychische Erkrankungen und Rückenleiden sorgen für längere Abwesenheiten. Im Vergleich zum Bundes-Mittel leiden die Menschen in der hiesigen Region etwas seltener an psychischen und Verhaltens-Störungen (2,6 Prozent weniger). Im Schnitt fiel deshalb jeder Erwerbstätige 3,3 Tage aus. „Auffällig ist: Schon bei 18- bis 25-Jährigen kommen Depressionen immer häufiger vor“, so Kissmann.

Krankheiten des Atmungssystems wie Erkältungen wurden hingegen 47,9 Prozent öfter als im Bundesschnitt diagnostiziert, das entspricht 3,6 Ausfalltagen – das ist Spitzenwert in Sachsen-Anhalt. Aufgrund der heftigen Grippewelle Anfang des Jahres werde die Tagezahl 2018 hier noch deutlich höher liegen, vermutet der Sprecher.

Auch bei Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, vor allem Rückenleiden, lag der Salzlandkreis 27,7 Prozent über dem Bundesschnitt, insgesamt kamen 4,9 Arbeitsunfähigkeitstage zusammen. „Stress wirkt sich aufs Wohlbefinden aus und kann Rückenschmerzen verursachen“, sagt Christopher Kissmann. Viel Sitzen und wenig Bewegung steigere langfristig das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes.

Bei Verletzungen, Vergiftungen und anderen Folgen äußerer Umstände gab es im hiesigen Kreis ebenso mehr Fälle als im Bundes-Mittel: plus 25,8 Prozent und 2,7 Ausfalltage.

Kissmann betont, dass bei der Interpretation der Ergebnisse viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Zum einen das Alter. Grundsätzlich könne gesagt werden: Je älter die Belegschaft, desto höher der Krankenstand. Die Chefetage müsse dafür sensibilisiert werden. So sei es für Arbeitgeber möglich, jährlich 500 Euro pro Mitarbeiter zur Gesundheitsförderung zu geben – steuerfrei. Das sei auf Bundesebene geregelt, merkt der Landespressesprecher an und fügt im gleichen Atemzug hinzu, dass davon aber nur die wenigsten Chefs wissen.

Und: Bei Menschen mit einem geringeren sozioökonomischen Status können gesundheitliche Probleme häufiger auftreten als bei Personen mit höheren Schul- und Ausbildungsabschlüssen sowie mit größeren finanziellen Ressourcen. Außerdem werde oft erst nach einer gewissen Zeit aus einer gesundheitlichen Einschränkung eine Arbeitsunfähigkeit. „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschweren krankschreiben lässt“, erklärt Christopher Kissmann. „Hohe Krankenstände können auch die Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastung am Arbeitsplatz sein.“

Übrigens: Der „Blaue Montag“ ist ein Mythos. Die Statistik zeigt, dass nicht der Montag (13,9 Prozent), sondern der Freitag (15,7 Prozent) der Tag mit den meisten Krankschreibungen ist. Die Krankenstände am Wochenbeginn würden regelmäßig niedriger liegen, was im Sinne von Erholungseffekten von arbeitsfreien Wochenenden interpretiert werden könnte. Anteilig die geringsten gemeldeten Fehlzeiten entfallen auf Sonnabend und Sonntag. Dass Arbeitnehmer an Wochenenden besonders gesund sind, könne daraus allerdings nicht direkt abgeleitet werden. Oftmals dürfte eine Arbeitsunfähigkeitsmeldung schlicht unterblieben sein, vermutet Christopher Kissmann.