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Störche Neue Mieter im Frohser Nest

Offenbar ist ein anderes Paar den Frohser Störchen vom Jahr 2016 zuvor gekommen.

Von Ulrich Meinhard 31.03.2017, 20:55

Schönebeck l Das Storchennest in Frohse ist wieder bezogen worden. Nach der Ankunft eines männlichen Tieres am 16. März, hat sich jetzt auch ein Weibchen dazu gesellt. Bei den beiden handelt es sich ganz offenbar nicht um das Paar vom vergangenen Jahr. Beide Tiere sind beringt, bei den „Mietern“ aus 2016 trug nur ein Vogel einen Ring. Mindestens einer der Störche muss also ein Neuankömmling sein, folgert Michael Wunschik vom Naturschutzbund, Ortsgruppe Schönebeck. Und er kann es sogar nachweisen.

Die Fotografin Agnes Schulz dokumentiert seit Jahren die Kinderstube der Frohser Störche. Anhand der von ihr aufgenommenen Fotos lässt sich an den Ringen ablesen, dass das Männchen aus Schleswig-Holstein stammt. Dort ist es zumindest beringt worden - und in der Regel werden nur Jungtiere beringt. „Das Weibchen kommt aus unserer Region“, sagt Wunschik. Er erläutert auch, dass es „Westzieher“ und „Ostzieher“ unter den Störchen gibt. Die Westzieher überwintern in Spanien oder Nordafrika, die Ostzieher fliegen sogar bis nach Südafrika, um dem deutschen Winter aus dem Weg zu gehen. „Natürlich sind die Westzieher, die über Gibraltar kommen, früher zurück als die Ostzieher, die die Route über den Bosporus nehmen“, verweist der Ornithologe auf eine logistische Konsequenz.

Störche, sagt der Experte, sind brutplatztreu. Wenn einmal eine Aufzucht erfolgreich war, kommt das Paar im nächsten Jahr zum Nest zurück. Manchmal aber ist es dann schon besetzt, so wie jetzt in Frohse. Deshalb kann es sein, dass das Männchen vom vergangenen Jahr Eigenbedarf anmeldet. „Dann kann es auch zum Kampf kommen“, weiß Wunschik.

Am Freitag konnte das neue Storchen-Paar in seinem Nest beobachtet werden - und es fiel den Frohsern und Frohsianern (Zugezogene beziehungsweise Einheimische) natürlich sofort auf. Die Anwohner nehmen jedes Jahr großen Anteil am Bruterfolg oder -misserfolg von Meister Adebar. Wie es den Störchen so ergeht, ist oft Straßengespräch.

Störche können übrigens zehn Jahre und älter werden, sind aber vielen Gefahren ausgesetzt. Dazu zählen Hochspannungsleitungen und Windräder, aber vor allem auch Nahrungsmangel. „Es kommt vor, dass ein Sumpfgebiet zugeschüttet wurde, das den Tieren in den vergangenen Jahren Nahrung bot. Dann weichen sie notgedrungen auf Mülldeponien aus, wo man zuweilen Störche bei der Futtersuche sieht“, so Wunschik. Eine weitere Gefahr sind Vogelfänger vor allem in Afrika. In der EU ist Vogelfang verboten - ob dieses Verbot auf der Mittelmeerinsel Malta aber stringend kontrolliert wird, bezweifeln Fachleute wie Michael Wunschik. Dort sei Vogelfang und auch der Verzehr von Singvögeln wie Rotkehlchen oder Amseln eine Tradition und wohl nur schwer zu verbieten.

Das Frohser Storchenpaar jedenfalls ist in Sicherheit.

Weitere Informationen auf der Homepage des Nabu Schönebeck.