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Straßenverkehr Hin und Her mit der Geschwindigkeit

Die einst abgebauten 70-Stundenkilometer-Schilder stehen am Ortseingang Barby wieder.

Von Thomas Linßner 10.05.2017, 19:52

Barby l „Keine Geschwindigkeitsbegrenzungen am Pröbst“, hieß es am 12. Dezember 2007 in der Volksstimme. Was war geschehen: Um den „Schilderwald“ zu reduzieren, waren die 70 Stundenkilometer (km/h)-Begrenzungen abgebaut worden. Laut Straßenbehörde lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 71,4 km/h, was zu keiner Gefährdung der Anlieger führen würde.

„In Höhe der Schrebergärten dürfen Kraftfahrer noch immer 100 km/h schnell sein. Seit Jahren versuchen Gartenfreunde und Anwohner die Begrenzung auf 70 km/h zu reaktivieren, die es schon mal gab“, bohrte die Volksstimme im März 2008 weiter.

„In dem hunderter Bereich liegt eine Bushaltestelle. 17 Mal am Tag hält hier theoretisch der Bus“, schüttelte ADAC-Fachberater Lothar Wilke damals den Kopf. Was schon allein Grund sei, die Geschwindigkeit von amtswegen zu reduzieren. Außerdem zählte Wilke sechs Gartenausfahrten, die besonders in der wärmeren Jahreszeit viel frequentiert wurden.

Der ADAC-Fachmann hielt die vom Straßenverkehrsamt und der Polizei verfügten Aufhebung der Geschwindigkeitsreduzierung für unangebracht. „Wir stehen auf dem Standpunkt: So wenige Schilder wie möglich und so viele wie nötig. Aber hier sind für eine hunderter Strecke viel zu viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs“, unterstrich Lothar Wilke, der sich klar positionierte, als er sagte: „Die 70 hätten bleiben sollen.“

Auch der Arzt Hans Wichert, einer der Anwohner, dessen Grundstücksausfahrt auf die Chaussee mündet, machte in mehreren Schreiben an verschiedene Behörden auf den gefährlichen Umstand aufmerksam. „Wieso steht am Ortseingang von Magdeburg zum Beispiel ein 70er Begrenzungsschild, in Barby aber nicht?“, fragte er.

Der Kleingärtner Rainer Bittersmann schrieb im Februar 2010 in einem Leserbrief: Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h wäre nur der erste Schritt, um die Situation für uns Gartenfreunde sicherer zu machen. Bis dahin schweben wir – so hart muss man es sagen – weiterhin in Lebensgefahr.“

Einen Monat später schlug der damalige Landtagsabgeordnete Johann Hauser (FDP) in diese Kerbe. Er informierte Bauminister Karl-Heinz Daehre zum wiederholten Male über das Problem. Es sollte erneut eine Verkehrszählung gemacht und das Gefahrenpotenzial von Fachleuten in Augenschein genommen werden.

So ging es über die Jahre munter weiter. Immer wieder zog die Verkehrsbehörde des Landkreises daraufhin ein Schubfach auf, um gebetsmühlenartig darauf hinzuweisen, dass keine Gefahr bestehe und man keinen Schilderwald wolle.

Dann plötzlich, Ende 2016, wurden die lange ersehnten 70 km/h-Schilder, die über zehn Jahre gefordert wurden, endlich aufgestellt.

Die Stadt hatte bei der zuständigen Behörde Druck gemacht, nachdem sie selbst unter Dauerbeschuss durch die Befürworter des fast ebenso lange geforderten Radweges von Barby nach Pömmelte geraten war.

Aber warum hatte das Straßenverkehrsamt plötzlich seine Meinung geändert? Wie Insider wissen, war der zuvor zuständige Entscheider in Rente gegangen.