1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Salzländer zanken häufiger

Streitverhalten Salzländer zanken häufiger

Vor allem Männer sind die Streithähne rund um Schänebeck und Staßfurt. Das ist eines der Ergebnisse des "Streitatlas‘ 2019".

Von Paul Schulz 19.12.2019, 00:01

Schönebeck l Die Menschen im Salzlandkreis streiten mehr als noch 2016. Sie sind im Vergleich zu ihren Nachbarn aber noch ein recht versöhnlicher Menschenschlag. Das ist das Ergebnis des „Streitatlas 2019“, der von einem Versicherungsunternehmen erstellt wurde und Einblicke in die deutsche Streitkultur verschafft.

Mit durchschnittlich 21,6 Streitfällen pro 100 Einwohner gehört der Salzlandkreis zu den friedlichsten Regionen in Sachsen-Anhalt. Im Jahr 2016 waren es aber noch 1,1 Streitfälle weniger. Nur in Stendal (21,55 Streitfälle) und in Mansfeld-Südharz (21,47 Streitfälle) wird weniger gestritten. Ansonsten ist der Salzlandkreis von mehr oder weniger streitlustigen Menschen umgeben. In der Landeshauptstadt Magdeburg kommen auf 100 Einwohner 26,98 Streitfälle und im Jerichower Land sind es sogar 28,95.

Doch bleiben wir in der hiesigen Region. Dass es mehr Streit gibt, spiegelt sich auch in den Zahlen des Amtsgerichts Schönebeck wider. Demnach wurden im Jahr 2016 473 private Streitfälle dort verhandelt. 2017 waren es 477 Verhandlungen und im Jahr 2018 sogar 562 private Streitfälle. Dabei handelte es sich überwiegend um „Mietsachen, Forderungen der Energieversorger und Nachbarschaftssachen“, so Lutz Lehmann vom Amtsgericht Schönebeck.

Laut Streitatlas sind bei den Salzländern meist private Angelegenheiten der Stein des Anstoßes. 35,3 Prozent der Auseinandersetzungen drehen sich darum. Mit 29,4 Prozent steht an zweiter Stelle der Zank- ursachen das Thema Verkehr und Mobilität. Und auch die Arbeit ist mit 16,3 Prozent ein Quell der Konflikte. Ansonsten sind Streitigkeiten mit Behörden und Verwaltungen (9,9 Prozent) und Zoff rund um das Thema Wohnen und Miete (9 Prozent) vorhanden.

Aus den Angaben des Streitatlas lassen sich auch Rückschlüsse auf die Streithähne ziehen. Demnach sind es überwiegend Männer, die wutentbrannt die Faust gen Himmel recken – 62,5 Prozent der Streitenden sind nämlich männlich. Und vor allem die 46- bis 55-Jährigen ziehen vor Gericht: 27,3 Prozent der Streithähne gehören dieser Altersgruppe an.

Einer, der sich ganz genau mit Zoff auskennt, ist Hans-Joachim Pohland. Pohland ist bereits seit über 25 Jahren als Schiedsmann in Schönebeck tätig und hat schon so manche Auseinandersetzung begleitet und geschlichtet. Dabei geht es in der Schiedsstelle aber vordergründig um Nachbarschaftsstreigkeiten. „Es vergeht kein Monat, in dem es keinen Streitfall gibt“, sagt Pohland. Dass aber mehr Männer als Frauen streiten, kann er nicht bestätigen. „Das ist relativ ausgeglichen“, so der Schiedsmann. Jedoch sei es korrekt, dass die meisten Streitenden zwischen 50 und 60 Jahre alt sind – das deckt sich also mit der Angabe im Streitatlas.

Diese Erfahrung kann Schiedsfrau Anni Neitzke nicht bestätigen. Seit rund 20 Jahren schlichtet sie Nachbarschaftsstreitigkeiten, die in die Zuständigkeit der Schiedsstelle Förderstedt fallen. Die Altersstruktur sei durchweg gemischt, sagt sie. Ebenso wie die Geschlechter. „Meist sind es Ehepaare oder Familien, die die Schiedsstelle aufsuchen. Da kann man nicht eindeutig festlegen, ob es mehr Männer oder Frauen sind“, sagt Anni Neitzke. Darüber hinaus haben in ihrer Region die Streitigkeiten in den letzten Jahren ein wenig abgenommen, sagt sie.

Was den Streitwert angeht, so geht es laut Streitatlas in den meisten Fällen (73,1 Prozent) um Beträge bis zu 2000 Euro. Bei 8,7 Prozent der Auseinandersetzungen geht es um Beträge bis zu 4000 Euro und bei 11,5 Prozent bis zu 10.000 Euro. Bei rund einem Prozent der Steitigkeiten wird sogar um Summen bis zu einer Million Euro gestritten.

Im Salzlandkreis müssen die Streithähne übrigens eines mitbringen: Geduld. Denn laut Streitatlas ziehen sich 38,6 Prozent der Auseinandersetzungen ein bis zwei Jahre hin. Zehn Prozent der Streitigkeiten dauern sogar länger als zwei Jahre. Dass sich die Zankereien über längere Zeiträume hinziehen, ist aber kein Phänomen, das sich auf den Salzlandkreis beschränkt. Viel mehr sieht es im Rest der Bundesrepublik ähnlich aus.