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Streuer Eine salzige Sammelleidenschaft

Eine außergewöhnliche Sammlung in Schönebeck zum Thema Salz erzählt eine besondere Geschichte. Im Kunsthof werden Salzstreuer gezeigt.

Von Melanie Dahrendorf 25.05.2018, 15:13

Schönebeck l Schweine, Osterhasen und Köche im Kunsthof – hier wird so ziemlich alles geboten. Allerdings in einer besonderen Form. Betritt ein Besucher das hintere Gebäude der Schönebecker Stadtinformation im Kurpark der Elbestadt, fällt der Blick sofort auf drei große Vitrinen voller Salzstreuer. Mittlerweile gibt es eine Sammlung in allen erdenklichen Ausführungen. Stolze 753 Exemplare stehen hier momentan: „Davon ist kein einziger Salzstreuer doppelt in der Vitrine“, sagt Kunsthof-Leiterin Andrea Silber.

Die Sammlung passt zur Salzgeschichte der Stadt: Bereits im Jahre 1170 wies eine Urkunde von Erzbischof Wichmann auf die Salzgewinnung in Schönebeck, beziehungsweise im damaligen Groß Salze und Elmen hin. Die Suche nach Salzstreuern, die schließlich in den Vitrinen landeten, entwickelte sich aber langsam und eher beiläufig.

Ab dem Jahr 2000 brachten sich die Kollegen im Kunsthof immer häufiger „aus Spaß“ Salzstreuer aus ihren Urlauben mit, scherzhaft mit dem Ziel, sich gegenseitig zu übertrumpfen. „Da haben wir schon geschaut, dass wir immer einen lustigen oder besonderen Salzstreuer auf einer Reise finden“, erinnert sich Silber. Das fiel auch den Gästen auf, die diese Sammelleidenschaft „einfach schön“ fanden. Es kamen immer mehr Besucher, die ebenfalls Salzstreuer zur Sammlung beisteuern wollten. Das ging sogar so weit, dass immer mehr Personen, auf eigene Faust neue Streuer gekauft haben, um sie den Mitarbeitern zu überlassen. „Das waren 50 bis 80 Stück, die wir auf diese Weise bekommen haben“, sagt Silber, „dafür hatten wir dann leider keinen Platz.“

Ein Großteil der Streuer kam im vergangenen Jahr hinzu, als in Schönebeck erstmalig der „Salzergaudi“ stattfand. Bei der Stadtwette versprach Oberbürgermeister Bert Knoblauch, mindestens 847 Salzstreuer zusammenzubekommen, die ihm die Bürger zur Verfügung stellen. Sollte ihm dies nicht gelingen, verpflichtet er sich dazu, nach Bernburg zu fahren, um im Salzstollen-Werk Bernburg eine Schicht zu absolvieren. Fünf Wochen Zeit blieben also, um die Salzstreuer an Land zu ziehen. Mit über 1.000 Salzstreuern gewann er die Wette. Die gesammelten Streuer der Stadtwette wurden daraufhin dem Kunsthof zur Verfügung gestellt, um sie dauerhaft ausstellen zu können.

„Wir hatten auch mal eine Frau hier, die mindestens eine Woche lang damit beschäftigt war, die gespendeten Salzstreuer zu reinigen“, „das war vielleicht ein Chaos hier“, schmunzelt Andrea Silber. Dennoch freut sich der Kunsthof sehr über Personen, die ihre Unterstützung in dieser Form anbieten. Bei den Führungen seien die Streuer jedes Mal ein „absoluter Hingucker“. Viele Besucher müssen daran erinnert werden, dass sie eigentlich eine Führung gebucht haben, sonst würden sie „bestimmt eine halbe Stunde lang“ vor den Vitrinen mit den Ausstellungsstücken stehen bleiben.

Vor allem die DDR-Streuer wecken bei vielen Besuchern Erinnerungen: Sei es an das Abendessen mit der Familie vor vielen Jahren oder ein Urlaub, der lange zurückliegt.

Identische Salzstreuer werden vergebens gesucht – sie sind im Keller verstaut. Dort stehen nochmal 250 Stück. Die Pfeffersteuer werden nicht komplett außer Acht gelassen: Wenn es ein zueinander passendes Set von Pfeffer- und Salzstreuer gibt, steht es auch in der Vitrine. Alle Salzstreuer, die von Besuchern angeboten werden, werden im Regelfall auch aufgenommen. Da gibt es keine besonderen Ansprüche – abgelehnt wird nichts: „Hässliche Exemplare gibt es nicht“, sagt Silber.

Die Mitarbeiter des Soleparkssind vor allem noch auf der Suche nach älteren Fundstücken: „Wer historische oder andere besondere Salzstreuer in seinen Schränken findet, ist jederzeit dazu angehalten, diese in der Stadtinformation vorbeizubringen“, sagt Andrea Silber. „Der Kunsthof besteht aus vier Arealen“, ergänzt sie dabei: „Dazu gehören das Gradierwerk, der Soleturm, das Schausiedehaus sowie eine kleine integrierte Ausstellungsfläche im Roten Haus.“ Die Salzstreuer finden Besucher bei letzerem. Sollte sich ein Gast dazu entschließen, einen Streuer vorbeizubringen, ist es wichtig, dass es keine Dauerleihgabe ist – eine Schenkung muss es sein. „Sonst ist das Risiko zu groß, dass etwas gestohlen wird und wir dann in der Verantwortung stehen“, so Silber. Aber was, wenn durch diesen Artikel wieder viele besondere Salzstreuer in die Stadtinformation gebracht werden? „Dann“, antwortet Andrea Silber lachend, „müssen wir uns eine neue Vitrine kaufen.“

Der Kunsthof hat von Dienstag bis Sonntag sowie feiertags 13.30 bis 17 Uhr geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten können Termine vereinbart werden unter Tel. (03928) 70 55 55.