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SuedOstLink Route für Stromautobahn gesucht

Welche Auswirkungen hat die geplante Gleichstromtrasse in Nord-Süd-Richtung?

Von Andreas Pinkert 06.11.2016, 08:00

Calbe l Freundlich begrüßt Axel Happe, Sprecher des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, die Interessenten am Donnerstag im Rathaussaal. Eigentlich dürfte dem Unternehmen nicht zum Lachen zu Mute sein, schließlich musste es die kompletten Planungen für seinen Teil der Stromautobahn von Sachsen-Anhalt nach Bayern, den sogenannten SuedOstLink, neu starten. Drei Jahre Arbeit waren dahin. Der Grund: Das bayovarische Landvolk wollte nicht auf unschöne Freileitungen schauen, Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) stellte sich dem Protest voran und die Bundesregierung beschloss Ende 2015 als Kompromiss die Erdverkabelung. „Das wirft nicht nur das komplette Vorhaben zeitlich nach hinten, sondern wird auch rund acht Mal so teuer“, erklärt Axel Happe. Allein vom Startpunkt bei Wolmirstedt bis zur thüringisch-bayrischen Grenze werden es wohl drei Milliarden Euro werden, schätzt Happe vorsichtig. Doch erst einmal müssen mit neuen Planungen die Hausaufgaben ein zweites Mal gemacht werden.

Die Suche einer geeigneten Kabeltrasse gestaltet sich als Herausforderung. Die Luftlinie zwischen Wolmirstedt und dem 410 Kilometer entfernten Isar bildet als gestrichelte Linie die Grundlage. Möglichst im Nahbereich dieser Linie wird nach bis zu 1000 Meter breiten Trassenkorridoren gesucht. Bisher wurden mehrere Varianten gefunden. Bei der Trassenführung müssen die sogenannten Raumwiderstände berücksichtigt werden. „Wir können das Erdkabel nicht durch Kommunen legen“, erklärt Happe ein Beispiel für einen Raumwiderstand, deshalb wird es an Orten außen herumgeführt. Auch Naturschutzflächen, starke Gefälle oder felsiger Untergrund zwingen das Erdkabel mitunter auf einen Umweg. Autobahnen oder die Saale müssen aufwändig unterquert werden.

Mit den Hinweisen aus den Infoveranstaltungen wird 50 Hertz seine Planung nochmals überarbeiten. Vorgebracht wurden in Calbe unter anderem Naturschutz- und Bergbauvorranggebiete oder der geplante Bau eines Autohofs bei Brumby.

Anschließend schlägt der Netzbetreiber eine Variante vor, die ab Anfang 2017 von der Bundesnetzagentur geprüft wird. Vor allem Landwirte waren bei der Infoveranstaltung vor Ort, schließlich betrifft es ihre Flächen, auf denen keine tief wurzelnden Gehölze oder Gebäude errichtet werden dürfen. „Wir sorgen komplett für alle Ausgleichsmaßnahmen und Entschädigungen beispielsweise bei einem Ernteausfall“, sagt Happe. Die Höhe hängt dabei unter anderem vom Verkehrswert und der Nutzung des Grundstücks ab.

Mit der Genehmigung eines Korridors durch die Bundesnetzagentur rechnet er 2019. Dann beginnt die Feinarbeit. Innerhalb dieses 1000 Meter breiten Korridors wird der Verlauf des eigentlichen Kabelgrabens festgelegt. Mit dem Planfeststellungsbeschluss wird 2022 gerechnet, dann folgt der Bau. „Rund drei Monate vor Ort, dann liegen die Kabel in der Erde“, sagt Happe. 2025 soll der Gleichstrom durch das Erdkabel fließen.