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Tier-Mensch-Konflikt Biber schwimmt im Barbyer Pool

Ein Biber schwamm völlig unerschrocken im Pool eines Gartens in Barby herum. Normalerweise sind die Tiere dämmerungsaktiv.

Von Thomas Linßner 04.10.2019, 07:26

Barby l Der Birkenweg liegt zwar am Rande der Stadt, ist aber dennoch ein urbanes Gebiet. Schmucke Einfamilienhäuser reihen sich, Autos rollen durch die Straße, in der Nähe gibt es einen Supermarkt, in dessen Umfeld viel Bewegung ist. Dennoch scheint es Wildtieren nichts auszumachen, diesem Areal einen Besuch abzustatten. Am Dienstag zog ein Biber völlig ungerührt seine Bahnen im Pool der Familie Heyn. Das Tier ließ sich dabei auch von Menschen nicht stören, die keine zwei Meter von ihm am Beckenrand standen.

Dass Meister Bockert mittlerweile so dreist ist, sich tagsüber in dem Pool zu tummeln, ist erstaunlich. Denn normalerweise sind die Tiere dämmerungsaktiv.

Peter Heyn nervt dieses tierische Problem schon seit Mitte Juli. „Damals haben wir Kotkügelchen rund um den Pool und darin gefunden. Wir haben uns danach schlau gemacht, dass sie von einem Biber stammen“, erinnert sich der 61-Jährige. Außerdem beginne der Biber, Obstbäume umzulegen.

Was folgte, waren mehrere Telefonate mit der Naturschutzbehörde des Salzlandkreises. „Am 2. September sollte endlich eine Ortsbegehung von Fachleuten stattfinden, die dann aber ausfiel“, erzählt Heyn. Anfang September habe er erneut zur Fachbehörde Kontakt aufgenommen. Am 27. September sei der Vororttermin dann endlich zustande gekommen. Mit dabei waren Vertreter des Grabenunterhaltungsverbandes, des Ordnungsamtes und Landkreises, sowie Torsten Beyer von der Referenzstelle für Biberschutz des Biosphärenreservates. Peter Heyn hatte zuvor mit einigem finanziellen Aufwand den Pool mit einem Elektrozaun gesichert, erweiterte ihn nach dem Fachleutehinweis auf das gesamte Grundstück.

Und dennoch. Auf die Volksstimme-Anfrage zeigte sich Torsten Beyer erstaunt, dass der Biber erneut im Pool schwimmt: „Die Zäune waren sehr ordentlich aufgebaut.“ Es gebe zwei Möglichkeiten für dieses ungewöhnliche Verhalten. „Entweder ist es ein Alttier auf Nahrungssuche, oder ein halbwüchsiger Biber, der ein neues Revier erkundet“, so der Fachmann. Auf jeden Fall müsse der Nager aus dem Pool raus, so Beyer, der sofort alle Hebel in Bewegung setzte.

Etwa 400 Meter entfernt liegt ein Teich, der Colphus heißt und in dem seit rund 20 Jahren Biber leben. Die Stadt, Anwohner und Angler mussten dort mehrfach Manschetten um die angrenzenden Bäume legen, weil Meister Bockert immer wieder Schäden anrichtete. Eine Umsiedlung wurde schon damals abgelehnt, weil eingefangene Biber sehr bald durch nachrückende Tiere ersetzt würden.

Aktuell ist es so, dass die Colphus-Biber - und dazu wird der Pool-Schwimmer auch gehören - bereits so keck sind, in der Dämmerung bis zur viel befahrenen Otto-Beckmann-Straße zu trippeln, um dort an Stämmen zu nagen.

Die Strecke bis zum Birkenweg und Peter Heyns Pool legte der „Problem-Biber“ in einem derzeit trockenen Graben zurück, der Verbindung mit dem Colphus hat. Deswegen sollten auch alle anderen Grabenanlieger auf der Hut sein, dass sie keinen ungebetenen Gast in ihren Gärten zu Besuch bekommen.