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Tierliebe Findel-Schwalbe wird mit Fliegen gefüttert

Zwei Frauen aus der Barbyer Lindenallee beobachteten, wie eine Nachbarin ein Schwalbennest aufkehrte. Darin waren junge Schwalben.

Von Thomas Linßner 01.08.2017, 17:44

Barby l Julia (24) und Antje (48) Krabbes aus der Barbyer Lindenallee trauten ihren Augen kaum, als sie sahen, wie eine Frau mit dem Besen ein Schwalbennest vor dem Haus zusammen kehrte. „Das Schlimmste ist, dass da noch junge Schwalben drin waren“, sagt Antje Krabbes. „Das ist richtig schlimm: Wo anderen Orts schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet werden, passiert in der Lindenallee so was.“

Das Haus stehe schon einige Jahre leer, die Vögel hätten dort niemanden gestört. Die Frau würde sich um das Grundstück kümmern. Ob sie das Nest mutwillig abgestoßen hat oder ob es von selbst herunter fiel, steht allerdings nicht fest.

„Wir sind sofort raus, um die fast flügge gewordenen Schwalben zu retten“, erzählt Antje Krabbes. Drei kleine Vögel waren soweit, dass sie schon ein bisschen fliegen konnten. Doch eine Schwalbe nahmen Mutter und Tochter in Obhut, die noch auf dem Boden hockte.

„Ich habe gleich gegoogelt, was man in solchen Fällen macht“, so Julia Krabbes. Danach musste das Vogelkind als erstes Futter haben. Aber woher nehmen? „Normalerweise sind wir bestrebt, so wenig wie möglich Insekten in unserer Wohnung zu haben“, lacht Antje Krabbes. Nun wurden alle Fenster weit geöffnet, damit die Fliegen, Motten, Mücken den Weg hinein finden mögen. „Mutti hat extra bei offenem Fenster gekocht, um die Fliegen anzulocken“, verrät die 24-Jährige.

Der Erfolg war durchwachsen. Wenn in diesen warmen, feuchten Tagen normalerweise das Mückenvolk zur Landplage wird, stellten sich nur zwei, drei Fliegen als potenzielles Schwalbenfutter zur Verfügung. Im Hause Krabbes begann also eine wilde Insektenjagd, die die Perserkatze Amy mit großer Verwunderung verfolgte. Aber alles ging gut. Der kleine Findelvogel ließ sich mit der Pinzette füttern.

Die in Barby wohnende Gudrun Sommerfeld von der Schönebecker Nabu-Ortsgruppe nahm die kleine Schwalbe mit zum Bierer-Berg-Tiergarten, wo sie bald in die Freiheit entlassen werden kann. Ob sie es schafft, steht in den Sternen. Weil Jungvögel nach ihrem Ausfliegen immer noch von den Altvögeln gefüttert werden, könnte das in diesem Fall schwer werden.

Der Gesetzgeber hat die Schwalben unter Schutz gestellt, Abbrüche von Gebäuden mit Schwalbennestern während der Brutzeit und Aufzucht sind nur mit Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde im Landratsamt möglich. Eine solche Genehmigung gibt es nur sehr schwer, etwa, wenn das Gebäude einsturzgefährdet ist. Wer dem zuwider handelt, macht sich strafbar.

„Wer Schwalbennester mit Jungvögeln oder auch Eiern entfernt, verstößt gegen die artenschutzrechtlichen Bestimmungen nach dem Bundesnaturschutzgesetz“, teilt Gudrun Sommerfeld mit. Wird dort ein solcher Vorgang gemeldet, ermittle die Untere Naturschutzbehörde.