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Tourismus Elbbrückenradweg - alles ist relativ

Nachdem auf der Barbyer Seite eine ordentliche Brückenschräge gebaut wurde, leben die Radler auf der Zerbster Seite gefährlich.

Von Thomas Linßner 20.03.2017, 15:28

Barby l So stand es bereits im November 2005 in der Volksstimme: „An der Elbbrücke werden auf der Zerbster Seite Stufen gesetzt, die Fußgängern und Radwanderern dienen sollen. Was gut gemeint ist, birgt jedoch zwei gravierende Mängel in sich. Passionierte Radfahrer verweisen darauf, dass ein mit viel Gepäck beladenes Fahrrad schwerlich über Stufen bergauf geschoben werden kann. „Wenn schon eine Treppe, dann gehört daneben eine Schräge. Das haben Leute konzipiert, die noch nie mit einem schwer beladenen Fahrrad unterwegs waren“, sagte ein Radwanderer. „Weiterhin ist auch die bauliche Ausführung mangelhaft. Die Stufen wurden ohne Borde in die Erde gesetzt. Nach ein, zwei Wintern wird der Frost die Steine so weit auseinander getrieben haben, dass aus der Treppe eine Stolperpiste wird.“

Zwei Jahre später erfüllte sich diese Voraussage. Die von ABM-Kräften hingepfuschte Treppe war zur Gefahrenstelle geworden. Die Stadt Barby nahm deswegen Kontakt zum Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Zerbst auf. Dort versicherte man Abhilfe zu schaffen. Dann geschah monatelang nichts, bis endlich „Handwerker“ anrückten und erneut flickten. Das Orakel vom November 2005 hätte man danach erneut eins zu eins in der Volksstimme veröffentlichen können. Zwar wurden teilweise Borde gesetzt, aber mangelhaft gegründet.

2011 war es wieder soweit. Die Steine bildeten Stolperstellen, weil sie sich infolge unsachgemäßer Verlegung nach außen drücken. Besonders Radtouristen, die hier mit schwerem Gepäck hoch oder runter müssen, waren zu jenem Zeitpunkt gefährdet.

„Die Stadtverwaltung Barby wird sich erneut an Zerbst wenden, mit der Bitte um Reparatur. Wenn abermals fachunkundiges Personal kommt, ließe sich die Geschichte in den kommenden Jahren vermutlich unendlich fortschreiben“, hieß es im Mai 2011 in der Volksstimme.

Obwohl Zerbst formal verantwortlich ist – die ostelbische Seite gehört zum Landkreis Anhalt-Bitterfeld – profitiert auch Barby von den Radtouristen. Also wurde auch schon mal der elbestädtische Bauhof auf „fremdes Terrain“ geschickt.

Aber so richtig entspricht der ostelbische Brückenweg immer noch nicht den heutigen Anforderungen, meint jedenfalls Klaus Bittrich, Vorsitzender der „Arbeitsgruppe Elbbrücke“ und Mitglied des Tourismusvereins. So will er die Stadt Barby bitten, Kontakt zu Zerbst aufzunehmen.

Die Uhr tickt, da in wenigen Wochen wieder die Radtouristen kommen, von denen nicht zuletzt auch Barby über die Gewerbesteuer-Einnahmen der Pensionen und Hotels profitiert.

Als Fazit kann man zusammenfassen: Der Weg ist zwar heute nicht optimal, war aber schon in wesentlich schlimmerem Zustand.

Alles ist relativ.

Ein anderes Problem sind die „Schikanen“, die am Anfang und Ende der Elbbrücke Mopedfahrer abhalten sollen und ihren Namen alle Ehre machen. Die Konstruktion geht dieses Mal auf das Konto der Stadtverwaltung Barby. Diese edle Absperrung aus Stahl hat einen Nachteil: Was „normalen“ Radfahrern gelingt, ist für Radwanderer mit viel Gepäck am Heck eine Tortur. Die Taschen müssen an den Bügeln vorbei gequält werden, weil die relativ eng stehen. Viele Strampler müssen ihr Sack und Pack abladen, sich durch die Barriere zwängen und dann wieder aufladen. Nicht gerade eine Einladung, den Elberadweg zu verlassen, um Barby einen Besuch abzustatten.

Dieser Zustand wurde in Stadtratssitzungen mehrfach angesprochen. Die Verwaltung argumentierte jedoch genau so oft, dass die Absperrungen gegen Motorzweiräder bei anderem Abstandsmaß wirkungslos wären. Denn die würden den Brückenüberweg kaputt fahren, wie es früher immer wieder vorkam.