Tourismus Potenziale ohne Konzept

Zum zweiten Mal haben sich Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal mit Fragen rund um Gesundheit und Tourismus in Schönebeck beschäftigt.

Von Klaus-Peter Voigt 12.08.2016, 01:01

Schönebeck l Kerstin Baumgarten hat seit 2011 eine Professur für Gesundheitswissenschaften an der Hochschule in der Landeshauptstadt inne. Sie will nicht nur theoretisch arbeiten, sondern ihren Studenten im Studiengang Gesundheitsförderung und -mangement analytische Fähigkeiten in der Praxis vermitteln. Als zusätzlichen positiven Effekt solcher Projekte sieht sie die Chance, Erkenntnisse schnell den eigentlichen Akteuren vor Ort zur Verfügung zu stellen. Für die könne der Blick von außen helfen, über den Tellerrand zu blicken.

„Schönebeck liegt direkt vor unserem Campus, da bieten sich solche Seminare förmlich an. Es geht uns darum, die zahlreichen Potenziale rund um das älteste Soleheilbad Deutschlands aufzuspüren“, sagt die Professorin. Impulse wolle man geben, die hoffentlich auf fruchtbaren Boden fielen. Im Rahmen des jüngsten Projekts seien 14 Akteure aus den Bereichen Kultur, Gesundheitswesen und der kommunalen Verwaltung befragt worden. Knapp jeder zweiten Bitte um ein Interview wurde entsprochen. Die Quote nennt sie „sehr gut“, stellt jedoch fest, dass sich gerade die Bereiche Gastronomie und Hotellerie noch in Zurückhaltung übten. Das nennt die engagierte Wissenschaftlerin bedauerlich, der Aufbau eines Netzwerks Gesundheitstourismus in der Elbestadt brauche die Kooperation möglichst vieler Bereiche.

„Wir waren überrascht, wie viele positive Dinge bereits vorhanden sind“, berichtet Lisa Eisenträger. Nur halte man es für bedauerlich, dass kaum einer von den Aktivitäten des anderen wisse. Beispielhaft für die Stärken von Schönebeck zählt die Studentin die gute Infrastruktur, die Wander– und Radwege auf. Die interessante industrielle Vergangenheit spiele eine Rolle, das Gradierwerk funktioniere und werde für Therapien genutzt. Dazu komme, dass die umliegenden Orte wie Pretzien, Plötzky und Ranis durchaus Touristen anlocken können. In Verbindung mit dem Solequell, dem Kurpark, der Saline-Insel, der Elbaue und den ostelbischen Gebieten gebe es eine solide Basis für einen Gesundheitstourismus.

Daran lasse sich anknüpfen, ergänzt ihre Kommilitonin Malou Lorenz. Doch es fehle nach Einschätzung der Studenten ein geschlossenes Tourismuskonzept der Stadt Schönebeck mit Einbindung des Gesundheitstourismus. Dazu komme, dass eine dauerhafte und systematische Vernetzung der Gesundheitsanbieter bislang nicht funktioniere. Dazu komme auch, dass viele Angebote nur unzureichend bekannt seien Unbekanntheit, ein Desinteresse von Besuchern und teilweise Akteuren ebenfalls. Vielfach sehen potenzielle Gäste Schönebeck nur als Durchfahrort. Es fehle eine bessere Anbindung beispielsweise des Radwegs an der Elbe bis in die Stadt und nach Salzelmen hinein.

„Wir würden uns freuen, wenn es gelänge, das geplante Netzwerk Gesundheitstourismus auf die Beine zu stellen“, zieht Kerstin Baumgarten ein Resümee. Auch im kommenden Semester sei geplant, wieder Studenten für ein Projekt zu begeistern, das sich mit Fragen rund um Schönebeck beschäftigt. Lediglich das knappe Budget der Hochschule setze Grenzen. Exkursionen mit den jungen Leuten zu den Akteuren blieben vermutlich wieder eher die Ausnahme. Wie auch bei den Untersuchungen zur den Stärken und Schwächen würden da Telefoninterviews Grundlage der Arbeit sein.