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Verein Gnadau Der „Pferdeführerschein“

Reitsport ist weiblich. Das zeigte sich kürzlich in Gnadau, als beim Reit- und Fahrverein der „Pferdeführerschein“ absolviert wurde.

Von Thomas Linßner 23.02.2020, 10:09

Gnadau l In der Natur erlebt man es zuweilen, dass Hunde „am Rad drehen“, wenn sich ihnen ein Pferd nähert. Soll heißen: Sie kriegen sich offenbar vor lauter Zorn gar nicht mehr ein. Liegt es vielleicht daran, dass Pferdefleisch beim Futter für Hunde eine immer größere Rolle spielt? Auf einschlägigen Internetseiten wird dafür geworben, weil Pferd für Hund verträglicher sein soll. Dieses Thema jetzt weiter zu vertiefen, würde geschmacklos werden ... Jedenfalls für jene Damen und Herren, die den Pferdesport lieben. Vermutlich liegt jene Disharmonie daran, dass dem (relativ) kleinen Hund ein großes Pferd nicht recht geheuer ist.

Aber auch Pferde reagieren auf Hunde zunächst scheu. Das ist eine ganz natürliche Reaktion. Als Fluchttier ist das Ross darauf „programmiert“ vor Wölfen und anderen Gefahren zu türmen. Deshalb sollte man Hund und Pferd immer langsam aneinander gewöhnen.

Dies ist (auch) eine Aufgabe des Pferdeführerscheins, der wirklich offiziell so heißt. In Gnadau musste die abgeklärte Hündin Elisabeth (vorbei sind die Zeiten, in denen Hunde Berry, Rex oder Waldi hießen) diesbezüglich den Pseudo-Wolf mimen. „Ein Pferd muss in der Öffentlichkeit ruhig bleiben, wenn ein Hund, ein Fahrradfahrer oder ein lauter Trecker in der Nähe ist“, erklärt Wolfgang Schoenebaum, Vorsitzender des Gnadauer Vereins, die Herausforderung. Und eben so etwas lernt der Nachwuchs, wenn er den „Führerschein“ macht. Der Prüfling musste mit seinem Ross am Zügel ziemlich dicht an Elisabeth vorbei spazieren.

Die 37 Mädchen und der eine Junge waren bei der theoretischen wie auch praktischen Prüfung erfolgreich. Nur die elfjährige Maria scheiterte am Sprunghindernis, weil sie vom Pferd fiel. „Kein Beinbruch, im direkten wie übertragenen Sinne“, so Wolfgang Schoenebaum, „die meisten Prüfungen hat sie ja bestanden.“

Die Nachwuchsreitsportler müssen bei der Prüfung im vorgeschriebenen Ornat antreten: weiße Hose, schwarzes Jackett und Reitkappe. Zum Auftakt geht es um den ersten Kontakt und die Pferdepflege. Dieser Teil der Prüfung findet auf der Stallgasse oder am Putzplatz statt. Wie hole ich mein Pferd korrekt aus der Box? Worauf muss ich beim Anbinden meines Pferdes achten? Wie putze ich mein Pferd? Weiterhin gehört zu dieser Station die Erläuterung von Handgriffen und der Ausrüstungsgegenstände.

Die zweite Station überprüft Wissen zum Pferdeverhalten, zum verhaltensgerechten Umgang und zur Haltung, Fütterung und zur Gesundheit. Weiterhin werden Kenntnisse über die Gesundheitsvorsorge und Erste Hilfe-Maßnahmen abgefragt. Unfallverhütung im täglichen Umgang, das Tierschutzgesetz und Sicherheitshinweise zum Führen im Straßenverkehr sind Bestandteile dieser Rubrik.

In der Gnadauer Reithalle dauerten die Prüfungen über mehrere Stunden. Es nahmen auch Kinder anderer Vereine teil. Um Mitglieder muss sich der Reit- und Fahrverein Gnadau/Döben keine Sorgen machen.

Laut Wolfgang Schoenebaum zählt er 190 Mitglieder, 102 davon sind Kinder.