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Vernissage Meinel: "Schön, wenn Künstler sich freut"

Künstler, die im "Treff" in Schönebeck ausstellen, erhalten Geschenke. Nicht nur von den Gästen, sondern von den Gastgebern.

Von Heike Liensdorf 23.08.2017, 03:00

Schönebeck l Wenn Sie eine Ausstellungseröffnung besuchen, nehmen Sie Blümchen oder eine kleine Aufmerksamkeit für den Künstler mit. Sind Sie der Gastgeber, stellen Sie – neben der Möglichkeit des Ausstellens an sich – auch gern für Künstler und Gäste ein Sektchen bereit. Zum Anstoßen auf das Erreichte, zum Anstoßen auf die neue Schau. Die Laudatio kommt meist von einem guten Freund des Ausstellenden. So die geläufige Praxis.

Anders im Soziokulturellen Zentrum Treff. Da gibt es für die Künstler neben der Gelegenheit, ihre Werke zu zeigen, noch Geschenke – von Seiten des „Treff“-Teams. Christian Meinel hält eine Laudatio, danach ist ein Künstlerporträt-Video zu sehen, das Katja Michler gefertigt hat. Eine schöne Geste, die im „Treff“ schon Tradition hat, wie Christian Meinel und Katja Michler betonen. Anfangs – so um 1995 ging es wohl los, blicken sie zurück – habe „Treff“-Mitarbeiterin Christa Huppertz die Laudationes geschrieben. Ein Vertreter der Stadt las diese dann vor. (Erst war der „Treff“ in städtischer Hand, seit 2004 in Trägerschaft des Fördervereins Soziokultur Schönebeck.) Es gab aber auch weitere Laudatoren wie Hans-Hermann Laube.

Und irgendwann ist dann Christian Meinels große Stunde gewesen. „Wladimir Griniw zeigte seine Acrylbilder mit Gravitation. Er ließ Acrylfarbe auf die Leinwand tropfen und bewegte diese dabei“, erinnert sich Meinel. Eigentlich sollte jemand die Laudatio halten, derjenige konnte aber kurzfristig nicht. Eine Vernissage ohne Laudatio? Das wollte keiner vom „Treff“-Team, das war allen klar. „Dann also ich“, merkt er schmunzelnd an und gibt zu: „Ich habe viel von meinen Eltern mitbekommen und bin in der Autorengruppe. Ich schreibe viel, das ist mir also auch nicht fremd. Das Schreiben war ja auch nicht das Problem. Eher das vorne stehen, vor den Menschen. Langsam sprechen und würdevoll.“ Es sei „schön, wenn der Künstler sich freut. Dann ist alles vergessen und man freut sich selbst auch.“

Das Produzieren der Künstlervideos lag viele, viele Jahre in den Händen von Christa Huppertz und Helga Helge. Anfangs noch auf VHS-Kassette, dann auf DVD. Der Porträts nahmen sich dann auch Wolfgang Strassburg an und Christian Meinel. Katja Michler hat das Entstehen der Videos schon lange mit Interesse verfolgt, auch einige Filmtexte gesprochen. „Ich bin sozusagen in die Videoproduktion hineingewachsen, wollte immer gern dabei sein, wenn gefilmt wird, und habe mit überlegt, wie man das Porträt noch gestalten könnte.“

Als sie sich dann genügend Wissen angeeignet hatte, habe sie sich an ihrem ersten Video versucht. Gezeigt wurde es bei der Ausstellungseröffnung von Victoria Gehrickes „Leinwandszenen“. „Sie ist geduldig gewesen, ein guter Versuchskandidat“, sagt Katja Michler, lächelt und schickt ein Augenzwinkern zur Ausstellenden. „Das kann ich nur zurückgeben“, so Victoria Gehricke, „ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt.“

Christian Meinel erklärt: „Wir wollten den Künstlern noch etwas Besonderes mitgeben. Zeigen, wie im Atelier gearbeitet wird und auch, was den Menschen sonst noch ausmacht, seine Hobbys und mehr.“ So habe man durch den Videodreh erfahren, dass Heinrich Huke junior nicht nur Grafiker und Maler ist, sondern auch Katzenliebhaber. Oder Lutz Reiter, der Geschichten schreibt, Horrorgeschichten mag und gern kocht. Oder Karikaturist Karl-Heinz Klappoth ein leidenschaftlicher Sportler ist. Interessantes über den Künstler, was man ohne Videoporträt vielleicht nie gewusst hätte.

Victoria Gehricke, die zuletzt von den „Geschenken“ profitierte, freut sich jedenfalls über die „Treff“-Geste. „Ich fühle mich sehr geehrt. Es wird immer wieder in meiner Erinnerung an meine erste Ausstellung mitschwingen. Es ist etwas Bleibendes. Die Laudatio war so schön. Eine Freundin, die mich lange kennt, hat gesagt: Toll, wie deine Persönlichkeit wiedergegeben wurde. Auch das Video fand ich sehr schön. Ich brauchte mich nur drauf einlassen.“ Was könnten sich Christian Meinel und Katja Michler mehr wünschen ...

Deshalb ist beiden auch klar: Laudatio und Video wird es auch für die nächsten Künstler, die im „Treff“ ausstellen, geben. Es sei eine schöne Würdigung und gut fürs Portfolio, gerade für junge Künstler.

Übrigens: Die beiden „Geschenke“ für die nächsten Künstler sind sicherlich schon fertig. Denn am Sonnabend, 26. August, wird um 17 Uhr eine neue Ausstellung eröffnet, Gäste sind willkommen.