Volksfest-Stimmung Elbeschwimmer in Glinde

Die größte Freischwimmerstaffel Deutschlands passierte in der 10. Etappe Glinde und sorgte für Feststimmung im Dorf.

Von Thomas Linßner 04.07.2017, 18:50

Glinde l Wer über den Damm trat und zum Schiffsanleger blickte, rieb sich Montagabend verwundert die Augen. „Das sieht ja hier aus wie beim Elbebadetag“, kommentierte ein Radfahrer das Getümmel am Schiffsanleger. Der Lichtmess-Museumsverein hatte mit Unterstützung der freiwilligen Feuerwehr seine Versorgungszelte aufgebaut, das Technische Hilfswerk und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) tummelten sich auf der Elbe, die Veranstalter des Forschungsprojektes standen in ihrem Info-Punkt Rede und Antwort.

Auch das Messschiff „Elbegrund“ hatte am Ufer angelegt. Letzteres fährt normalerweise für Normalverbraucher unerreichbar mitten auf dem Fluss. Jetzt bot Schiffsführer Dieter Hut zusammen mit Wissenschaftlern Führungen an, die sich über Mangel an Bord-Besuchern nicht zu beklagen brauchten. Aufgabe der „Elbegrund“ ist die Erfassung, Auswertung sowie die Bereitstellung von Daten über die Flüsse und deren Wasserführung. So wird zum Beispiel die Fahrrinnentiefe ständig gemessen. „Die Elbe hat sich um rund 80 Zentimeter eingetieft“, so Dieter Hut. Dem wirke das Wasser- und Schifffahrtsamt durch „Geschiebezugabe“ in Form von Sand und Kies entgegen. „Dieser Prozess lässt sich nicht rückgängig machen; wir versuchen ihn zu stoppen“, so Hut. Unter den Besuchern war auch Elbeschützer Ernst Paul Dörfler, der seit Jahren die Vertiefung des Flusses mit Sorge betrachtet. Die Elbe wirke wie eine Drainage, was für die Auenwälder durch Absenkung des Grundwasserpegels problematisch sei.

Sehr interessiert waren die Besucher auch am Thema Mikroplastik im Wasserkreislauf. Wie Wissenschaftler Fabian König von der TU Berlin sagte, würde untersucht, welche Auswirkungen Kunststoffteilchen (durch Plastiktüten und anderen Wohlstandsmüll verursacht) für Mensch und Umwelt haben. Ergebnisse würden erst nach Auswertung der Tour veröffentlicht.

Die Etappe der Schwimmer von Dessau bis Glinde war stolze 40,9 Kilometer lang. Ins Wasser stiegen nicht nur routinierte Freischwimmer, sondern auch Freizeitsportler. Bis zum 12. Juli sind rund 250 Schwimmer 575 Flusskilometer in 19 Etappen die Elbe entlang auf Tour. Sie demonstrieren die Badequalität des Wassers. Vor 25 Jahren galt die Elbe noch als einer der schmutzigsten Flüsse Europas.

Die Elbschwimmstaffel ist eine groß angelegte Mitmachaktion im laufenden Wissenschaftsjahr „Meere und Ozeane“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Botschaft lautet: Der Schutz der Meere beginnt im Binnenland, bei Flüssen, Bächen und Seen. Die Resonanz sei überwältigend gewesen, teilte einer der Organisatoren mit. Innerhalb einer Woche waren alle Schwimmstaffelplätze vergeben.

Die Elbschwimmstaffel will der Öffentlichkeit den Zusammenhang zwischen Fließgewässer- und Meeresforschung zeigen. Denn auch im Binnenland könne man für den Meeresschutz einen wesentlichen Beitrag leisten, wird Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zitiert.

Begleitet wird die Aktion von drei Forschungsprojekten, an denen unter anderem die Technische Universität Dresden, TU Berlin und das Karlsruher Institut für Technologie beteiligt sind.

Die drei Teams messen anhand genommener Proben die Wasserqualität und andere Parameter entlang der Elbe und geben Einblicke in ihre Forschung.